FRAUEN Equal Care Fürsorge darf nicht zum Sorgefall werden Jede fünfte Frau über 65 ist armutsgefährdet. Ihr Anteil liegt damit rund fünf Prozentpunkte über der Gefährdungsquote von Männern – eine Kluft, die sich ab 75 Jahren noch weiter öffnet. Altersarmut hat bei Frauen spezifische Gründe und benötigt spezifische Lösungen. Frauen erhalten durchschnittlich weniger Rente als Männer. Der Unterschied bei der Rente setzt sich aus zwei Faktoren zusammen: Einerseits werden Frauen nach wie vor schlechter bezahlt als Männer, andererseits ist die Quote an Erwerbstätigen bei Frauen niedriger, ebenso wie der Anteil an Vollzeitarbeitenden. Frauen haben aufgrund verminderter Arbeitszeit einen geringeren Rentenanspruch. Doch auch damit ist das Bild nicht vollständig, denn Frauen leisten den Löwenanteil bei der Kinderbetreuung und der Pflege von Angehörigen. Um diese CareArbeit zu übernehmen, gehen sie in Teilzeit oder kündigen ihren Job. Für Care-Arbeit bleiben sie unbezahlt, obwohl diese genauso viel oder sogar mehr körperliche und mentale Energie verlangt als Erwerbsarbeit – und häufig genauso viel Zeit beansprucht. Unbezahlte Care-Arbeit lässt sich darüber hinaus nicht einfach „outsourcen“: 3,12 Millionen Pflegebedürftige werden zu Hause von ihren Angehörigen versorgt. Das deutsche Pflegesystem verfügt nicht ansatzweise über die Kapazitäten, diese Zahl an Pflegebedürftigen aufzunehmen. Im Gegenteil baut das Pflegesystem auf die Pflege durch Angehörige. Sie sind eine tragende Säule. Bezahlte Pflegezeit gefordert Milanie Kreutz, Vorsitzende der dbb bundesfrauenvertretung und stellvertretende dbb Bundesvorsitzende, sieht bezahlte Pflegezeit als eine mögliche Lösung. „Im aktuellen System werden Frauen mit Altersarmut dafür bestraft, Angehörige zu pflegen. Diejenigen, die Fürsorge leisten, dürfen nicht später selbst zum Sorgefall werden. Wir fordern daher eine steuerfreie Entgeltersatzleistung für pflegende Angehörige.“ Die Forderung ist Teil eines gemeinsamen Papiers mit anderen Fachverbänden. „Wir haben dieses Papier bereits 2019 vorgelegt und 2022 in aktualisierter Form noch einmal. Beide Male blieben wir trotz der dringend notwendigen Reformen ungehört – obwohl die katastrophale Situation allen bewusst ist.“ Fachtagung zum Thema Equal Care Sorgearbeit zu bezahlen, ist aber nicht der einzige Weg – sie muss auch fairer aufgeteilt werden. Wie das gelingen kann, zeigen Expertinnen und Experten aus verschiedenen Bereichen bei der diesjährigen frauenpolitischen Fachtagung. Am 16. April 2024 lädt die dbb bundesfrauenvertretung unter dem Motto „Familie, Sorgearbeit, Altersarmut – die CAREseite der Medaille“ ins dbb forum berlin ein. Mit Impulsvorträgen wie „Unsichtbare Arbeit, sicht- bare Folgen“ und „VorSORGE: Wege zu einer nachhaltigen Gesellschaft“ beleuchten Expertinnen und Experten nicht nur die Auswirkungen von Sorgearbeit auf die Erwerbstätigkeit von Frauen, sondern stellen die Bedeutung von Care-Arbeit in Volkswirtschaft und Gesellschaft heraus. Drei interaktive Panels bieten Raum für Diskussionen, intensiven Austausch und innovative Ideen. Kreutz: „Schließen Sie sich dem Diskurs an, um Lösungsansätze und Maßnahmen für eine gerechtere Gesellschaft zu entwickeln.” ■ Model Foto: dbb frauen/Colourbox.de 34 INTERN dbb magazin | Januar/Februar 2024
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