dbb magazin 1-2/2024

PODCAST dbb Podcast „DienstTag“ „Wer über die Gleise geht, fährt bei mir nicht mit“ Kommunikation ist fast alles im „System Bahn“, findet Domenic Stamm, Lokführer aus Halle an der Saale. Der Rest ist Flexibilität und Improvisation. Die Podcast-­ Beiträge des dbb gibt es unter www.dbb.de und überall, wo es Podcasts gibt. Model Foto: Colourbox.de #staatklar – das E-Zine der dbb jugend #staatklar ist das Online-Magazin der dbb jugend – mit rund 150 000 Mitgliedern im öffentlichen Dienst und in den privatisierten Bereichen eine der größten gewerkschaftlichen Jugendorganisationen in Deutschland. #staatklar berichtet über aktuelle Themen und Entwicklungen im Staatsdienst, in der Daseinsvorsorge sowie im Bereich der systemrelevanten Infrastruktur und hat dabei insbesondere die Interessen und Belange der jungen Menschen im Fokus. Direkt zur aktuellen Ausgabe: www.staatklar.org oder QR-Code scannen In den Regionalbahnen der Deutschen Bahn ist immer viel los, aber in der 9-Euro-Ticket-Zeit herrschte Ausnahmezustand, erinnert sich Stamm: „Samstagnachmittags, Richtung Leipzig. Die standen wie die Heringe. Da verzögern sich das Ein- und Aussteigen und die Abfahrten schon mal. Allein wegen der vielen Fahrräder. Da muss man als Lokführer viel kommunizieren, um die Leute bei Laune zu halten.“ Kommunikation ist für Domenic Stamm kein Problem. Der 27-jährige „Eisenbahner im Betriebsdienst Fachrichtung Lokführer und Transport“, so die offizielle Berufsbezeichnung, fährt ohnehin mehrgleisig – gewerkschaftlich aktiv in der GDL, Partyveranstalter, DJ und Fußballschiedsrichter, alles neben dem Schichtdienst bei der Bahn. Kein Wunder, dass Flexibilität auch ein Schlüsselbegriff seiner Jobbeschreibung ist, denn dort ist kein Tag wie der andere, es gibt ständig neue Strecken, Schichten und Aufgaben. Auf die Klischeefrage „Bist du im Privatleben auch immer so unpünktlich wie die Bahn?“ hat Stamm eine schlagfertige Antwort: „Hier zum Podcast war ich heute nicht pünktlich – die Bahn war zu spät. Privat bin ich aber sehr pünktlich.“ Ansonsten fährt Stamm selbst Züge durch Mitteldeutschland, im Regionalverkehr mit einer Pünktlichkeitsquote von 90 bis 100 Prozent. „Das sieht im Fernverkehr ein wenig anders aus“, räumt Stamm ein. Zu seinem Job gehört es auch, den Zug bei Schichtbeginn technisch zu überprüfen, für den Verkehr bereitzustellen und dann natürlich pünktlich von A nach B zu kommen. „Wir arbeiten 24/7. Die Schichten sind dabei variabel, es gibt Dienstzeiten zwischen sechs und zwölf Stunden. Meine längste Fahrzeit im Regionalverkehr beträgt rund zwei Stunden am Stück.“ So sehr Stamm seinen Job als Lokführer auch liebt, kritisiert er doch den Gesamtzustand der Bahn: „Der Fisch fängt am Kopf an zu stinken. Seit der Ära des Vorstandsvorsitzenden Hartmut Mehdorn wurde die Bahn kaputtgespart und jetzt müssen wir das System mühsam wieder aufbauen. Hierfür sollten auch die Arbeitsbedingungen dringend verbessert werden. Nicht nur die Bezahlung, sondern auch die Arbeitszeiten, vor allem im Schichtdienst.“ Richtig in Rage gerät Domenic Stamm auch, wenn er von der Unvernunft und Rücksichtslosigkeit mancher Bahnkunden erzählt: „Zum Glück hatte ich selbst noch keinen Personenschaden, aber es ist unglaublich, wie leichtsinnig manche Leute sind. Die rennen, nur um einen Zug zu bekommen, quer über die Gleise – wenn dann eine Durchfahrt mit 160 Kilometern pro Stunde käme … unverantwortlich! Wer über die Gleise geht, fährt bei mir jedenfalls nicht mit.“ ■ © Georg Wagner/Deutsche Bahn AG INTERN 35 dbb magazin | Januar/Februar 2024

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