dbb magazin 4/2024

die Infrastruktur und andere öffentliche Projekte fließt in die Berechnung ein. Bundesländer mit einem hohen Investitionsbedarf erhalten möglicherweise zusätzliche Mittel, um ihre Infrastruktur zu verbessern und die regionale Entwicklung voranzutreiben. Solidarität und Kritik Obwohl der Länderfinanzausgleich eine tragende Säule für die finanzielle Solidarität im föderalen System Deutschlands ist, führt seine Ausgestaltung immer wieder zu politischen Auseinandersetzungen. Befürworter betonen die Solidarität zwischen den Bundesländern und den Ausgleich regionaler Disparitäten: Deutschland ist ein föderales Land mit starken regionalen Unterschieden in Bezug auf Wirtschaftskraft, Bevölkerungsentwicklung und Infrastruktur. Der Länderfinanzausgleich hilft dabei, diese strukturellen Ungleichheiten zu mildern und die Grundversorgung in allen Regionen zu gewährleisten. Ein ausgeglichener Länderfinanzausgleich trägt zur Stabilität des gesamten Bundesstaats bei, indem er soziale Spannungen zwischen reicheren und ärmeren Regionen verringert und die soziale Kohäsion, die Fähigkeit einer Gesellschaft, das Wohlergehen all ihrer Mitglieder zu sichern, stärkt. Kritiker argumentieren, dass der Länderfinanzausgleich die Anreize für finanzschwache Bundesländer verringern kann, ihre eigenen Wirtschaftspotenziale zu entwickeln und effizient mit ihren Ressourcen umzugehen. Statt strukturelle Reformen durchzuführen, könnten sie auf die finanzielle Unterstützung aus wohlhabenderen Ländern angewiesen bleiben. Weiter stehen Bürokratie und Komplexität des Finanzmechanismus in der Kritik: Da der Länderfinanzausgleich ein komplexes System mit verschiedenen Berechnungsgrundlagen ist, kann er zu erheblichem Verwaltungsaufwand und zu Streitigkeiten zwischen den Bundesländern über die gerechte Verteilung der Mittel führen. In diesem Zusammenhang führen Kritiker auch das Argument ins Feld, der Länderfinanzausgleich belohne Länder, die ihre Wirtschaft nicht weiterentwickeln, und bestrafe wirtschaftlich erfolgreiche Länder, was letztlich den Wettbewerb zwischen den Bundesländern hemme. Work in Progress Die letzte große Reform des Länderfinanzausgleichs wurde im Jahr 2017 beschlossen und trat zum 1. Januar 2020 in Kraft. Die Reform beinhaltete eine Neugestaltung der Berechnung des Umsatzsteuerausgleichs zwischen den Bundesländern. Dabei wurde unter anderem eine dynamische Komponente eingeführt, um besser auf Veränderungen im Steueraufkommen reagieren zu können. Um die finanzschwachen Bundesländer weiterhin zu unterstützen, wurden die Bundesergänzungszuweisungen erhöht. Eine Rolle bei der Neugestaltung spielte auch das Auslaufen des Solidarpakts II zum 31. Dezember 2019. Nach dem Auslaufen ist am 1. Januar 2020 das gesamtdeutsche Fördersystem für strukturschwache Regionen in Kraft getreten, mit dem der Bund seine regionalpolitische Unterstützung der ostdeutschen Bundesländer fortsetzt. Geben und nehmen Die Reform des Länderfinanzausgleichs zielte darauf ab, das System transparenter, gerechter und effizienter zu gestalten. Nicht ausgleichen konnte sie die Geber- und Nehmerländerstruktur, die mit einem Verhältnis von aktuell 5:11 eine gewisse Unausgewogenheit aufweist. Im Rahmen des Länderfinanzausgleichs sind im Jahr 2023 nach Informationen des Bundesfinanzministeriums rund 18,3 Milliarden Euro umverteilt worden. Einzahler waren Bayern, Baden-Württemberg, Hessen, Hamburg und Rheinland-Pfalz. Die anderen elf Bundesländer erhielten Geld aus dem Finanzausgleich. Bayern zahlte rund 9,1 Milliarden Euro, Baden-Württemberg 4,5 Milliarden, Hessen 3,4 Milliarden, Hamburg 934 Millionen Euro und Rheinland-Pfalz 320 Millionen. Größtes Empfängerland blieb Berlin mit rund 3,8 Milliarden Euro vor Sachsen (rund 3,4 Milliarden). Bayern hatte 2023 eine Klage gegen den Länderfinanzausgleich beim Bundesverfassungsgericht eingereicht, weil es seit Jahren das meiste Geld einzahlt. br © Erdacht mit KI FOKUS 13 dbb magazin | April 2024

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