dbb magazin 4/2024

soll ihre Aufgaben nach kaufmännischen Grundsätzen erledigen. Das kommt nicht von ungefähr, denn die BImA untersteht traditionell dem Finanzministerium und nicht etwa dem Bundesbauministerium. Von Energieschleudern und Denkmalen In den Neunzigerjahren, als die Bundesregierung von Bonn nach Berlin zog, kaufte der Bund für die langfristige Entwicklung seiner Aufgaben Gebäude und sanierte die Bestandsliegenschaften in Berlin. „Das sind jetzt 25 Jahre; man muss die Gebäude erneut sanieren“, weiß Reuß aus Erfahrung. „Die IT ist alt, man muss an die Elektrik, die Sanitär- und Heizungsanlagen ran“, ergänzt Thomas Zukunft, Projektleiter bei der BImA. „Außerdem ist die Sicherheitstechnik veraltet und es müssen Redundanzen eingebaut werden. Notstromaggregate und so etwas.“ Zuerst wollen die Immobilienverwalter „die Energieschleudern“, wie Reuß und Zukunft sie nennen, unter den Bestandsgebäuden anfassen. Das sind oft unsanierte Gebäude, die teils aus den Fünfziger- und Sechzigerjahren stammen. Die Beschlüsse der Bundesregierung zur Energieeffizienz von Gebäuden bis 2045 umzusetzen, ist eine riesige Herausforderung. Der Jahres-Primärenergiebedarf eines sogenannten Effizienzgebäudes Bund 40 (EGB40) darf maximal 40 Prozent der zum Zeitpunkt des Inkrafttretens der Energieeffizienzfestlegungen geltenden gesetzlich festgelegten Anforderungen an die Energieeffizienz eines Neubaus betragen. Die Reduktion des Primärenergiebedarfs liegt also bei 60 Prozent. „Die EGB40 zu schaffen, ist extrem anspruchsvoll“, findet Reuß. „Hätten wir ausschließlich grünen Strom, wären die Gebäude automatisch klimaneutral“, schiebt er nach. Um die Gebäude fit für die Zukunft zu machen, verfolgt die BImA je nach Alter und Zustand unterschiedliche Ansätze. Diese reichen von der Dämmung eines Gebäudes über die Installation einer Photovoltaikanlage auf dem Dach bis zu einer umfassenden energetischen Sanierung. Ebenfalls stets mitgedacht wird die Barrierefreiheit der Gebäude – und etwaige Denkmalschutzauflagen. Obwohl es sich um Bundesimmobilien handelt, müssen die Gebäude bau- und denkmalschutzrechtlich von dem Bundesland genehmigt werden, auf dessen Territorium sie sich befinden. Immer häufiger treten Anforderungen – etwa Klimaneutralität einerseits und Schutz von historisch wertvoller Bausubstanz andererseits – zueinander in Konkurrenz. „Die Wiederherstellung einer historischen Fassade inklusive Dach ist mit der Montage einer Photovoltaikanlage auf demselben Dach nicht zu vereinbaren“, weiß Zukunft aus der Baupraxis. Reuß: „Das ist ein Zielkonflikt. Man muss dann wissen, was gewollt ist.“ Erfolgsmodell ÖPP-Projekt Mauerstraße Die Sparte Facility-Management der Direktion Berlin, für die Reuß als Geschäftsbereichsleiter und Zukunft als Projektverantwortlicher für das „ÖPP-Projekt Mauerstraße“ arbeiten, betreut vorwiegend die Gebäude der Bundesministerien und einiger Verfassungsorgane mit einer Fläche von etwa einer Million Quadratmetern. Aktuell sind auch einige Bauprojekte darunter, etwa Baumaßnahmen am Bundesratsgebäude, ein Ergänzungsbau für das Bundesinnenministerium und der momentan vom Finanzminister gestoppte Erweiterungsbau für das Bundesfinanzministerium. Sichtbar stolz sind Reuß und Zukunft auf das Bauprojekt, das im vergangenen Jahr fertiggestellt wurde: der entlang der Mauer- „Die Wiederherstellung einer historischen Fassade ist mit der Montage einer Photovoltaikanlage nicht vereinbar.“ Thomas Zukunft In der Nordostecke des Hauptgeschosses ging ein durch Natursteinstützen und Ziegelbögen gegliedertes Raumgefüge in den mit Oberlicht erhellten zweiten Kassensaal über. Für das zukünftige Besucherzentrum konnten die alten Raumstrukturen in Teilen wiedergewonnen werden. Eine noch offene Deckenkonstruktion während der Sanierung Erst Stammsitz der Deutschen Bank, dann Ministerium des Innern der DDR: die Gebäude an der Berliner Mauerstraße vor der Sanierung. Bis zu sieben Farbschichten: Bei der denkmalgerechten Sanierung der historischen Treppenhäuser musste teils erheblicher Aufwand getrieben werden. © HOCHTIEF (3) © BImA FOKUS 17 dbb magazin | April 2024

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