dbb magazin 4/2024

„Rat & Hilfe“ unter dem Stichwort Rentenfragen Ulbrichts Adresse und Telefonnummer. „Ich war stolz, dass ich mein in so kurzer Zeit erworbenes Wissen so gut einsetzen konnte.“ Die jahrzehntelange Verwaltungserfahrung mag geholfen haben, aber motiviert hat sie anderes: „Die Leute waren so dankbar. Ich konnte sehen, wie wichtig das für sie ist.“ Auch nachdem sie 1997 in das Wochenendhaus der Familie nach Graal-Müritz umgezogen war, beriet sie weiterhin Rentenversicherte. Ulbricht weiß selbst nicht genau, wie vielen Menschen sie auf diese Weise in ihren nun sieben Legislaturperioden im Auftrag des dbb geholfen hat: „Es werden einige Tausend Fälle sein“, schätzt sie. „Jetzt kommen schon die Kinder der Kinder und deren Freunde“, schmunzelt sie. Die Frage, ob sie mit 95 Jahren nicht doch ans Aufhören denke, beantwortet sie fast staatsmännisch: „Mein Gefühl, von den Hilfe suchenden Bürgern gebraucht zu werden, hat mich bewogen, mich noch einmal zur Wahl zu stellen.“ „Ich genieße trotzdem den Ruhestand“, beteuert Ulbricht. Mit ihrem Lebensgefährten unternimmt sie lange Reisen. „Im Februar sind wir immer in Swinemünde an der polnischen Ostsee“, erzählt sie und dass sie für dieses Jahr noch eine Reise in die Türkei planen. „Ich bin ein paar Mal ausgezeichnet worden – da gab’s immer Standing Ovations!“ Besonders stolz ist sie auf die Auszeichnung, die ihr im Januar von der Bürgermeisterin von GraalMüritz überreicht wurde. Zum ersten Mal in der Ortsgeschichte verlieh Dr. Benita Chelvier das Ehrenamtsdiplom des Landes Mecklenburg-Vorpommern. Ulbricht hofft, dass sie die Legislatur voll ableisten kann, bis 2028. „Dann wäre ich 100 …“ Hilfreiche Vorbildung Nur elf Jahre alt ist Ismail-Kai Kruff, als beide Eltern in kurzem Abstand Frührente beantragen müssen. „Ich kriegte die Unsicherheit zu Hause vollständig mit. Es war grausam“, erinnert er sich an diese Zeit. Das sei in den Jahren 2002 bis 2005 gewesen, bei Einführung des Arbeitslosengeldes II. „Meine Eltern hingen in der Luft. Niemand war zuständig für die Übergangsphase zwischen dem Rentenantrag und dessen Genehmigung“, so erklärt sich der inzwischen 32-Jährige die damalige Situation. Diese Erlebnisse haben ihn geprägt. Seit zwölf Jahren arbeitet er bei einem Jobcenter bei Stuttgart. Aus Erfahrung weiß er, dass es heute eher zu viele Leistungen bei zu vielen unterschiedlichen Behörden gibt. „Das kann man als Otto Normalverbraucher überhaupt nicht alles wissen.“ Es werde dringend zusätzliche Beratung benötigt, weil die Verwaltungsämter „nicht alles auffangen können“ und den Beratungsstellen Mittel gekürzt worden seien. „Da sind Ehrenämter eine gute Alternative“, ist Kruff überzeugt. „Ich will einen Beitrag für die Gesellschaft leisten“, begründet er seine Kandidatur im letzten Jahr. Seit Dezember 2023 ist er ehrenamtlicher Versichertenberater. Zusätzlich hat ihn die Vertreterversammlung der Deutschen Rentenversicherung Bund in den Widerspruchsausschuss gewählt. „Ich weiß noch nicht genau, wie ich das organisiere. Die Schulungen fangen ja jetzt gerade erst an.“ Kruff will auch die Synergieeffekte zwischen seinem Beruf und seinem Ehrenamt nutzen: „Das SGB I, II, III und X kenne ich ja schon. Das ist mein tägliches Werkzeug. Es kann keine große Herausforderung sein, das Rentenrecht mit aufzunehmen. Das ist ja grundsätzlich gleich aufgebaut.“ Er hofft, dass er, wenn jemand eine Erwerbsminderungsrente beantragt, auch Tipps für weitere Hilfeleistungen geben kann: „Ich kann die Antragstellenden beraten, ob eventuell Anspruch auf Wohngeld, Sozialhilfe oder Bürgergeld besteht. So kann ich den Leuten auch die Ängste nehmen.“ ada Ismail-Kai Kruff © privat Beraterinnen und Berater gesucht Haben Sie Interesse daran, selbst als ehrenamtliche Versichertenberaterin oder als -berater tätig zu werden? Schreiben Sie dem dbb oder rufen Sie uns an: E-Mail: wiso@dbb.de; Telefon: 030.40815301. Versichertenberater(in) werden INTERN 31 dbb magazin | April 2024

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