dbb magazin 5/2023

Daseinsvorsorge Im Netz der kommunalen Stromversorgung Erneuerbare Energien, Wärmepumpen und Elektroautos: Das deutsche Stromnetz droht in die Knie zu gehen. Wie gehen die kommunalen Netzbetreiber damit um? Welche Rolle spielen Privatisierung und Rekommunalisierung? Und warum steht bei diesen Fragen auf einmal die Stadt Oranienburg im Vordergrund? Der Strom kommt aus der Steckdose. Aber wie kommt er dorthin? Die Reise des Stroms beginnt in vielen Fällen am anderen Ende des Landes: in Offshore-Windparks an der Küste Schleswig-Holsteins oder in Kohlekraftwerken in Nordrhein-Westfalen. Von dort aus findet der Strom über die Hoch- und Höchstspannungsleitungen (110 Kilovolt [kV], 220 oder 380 kV) seinen Weg in die Städte und Landkreise, die ihn über Mittelspannungsleitungen (1–50 kV) in die verschiedenen Ortsteile schicken. Dort verteilen die Niederspannungsnetze (230–400 Volt) den Strom von den Trafostationen in die Häuser. Hoch-, Mittel- und Niederspannungsnetz fallen unter den Begriff „Verteilernetz“. Die beiden unteren Netzebenen liegen dabei häufig in kommunaler Hand. Mit der Energiewende wachsen und ändern sich die Aufgaben der Verteilernetze. War die Stromversorgung früher eine „Einbahnstraße“, gibt es heute „Gegenverkehr“. Das heißt, die Netze der Zukunft müssen Strom nicht nur von A nach B, sondern auch von B nach A bringen können. Oder auch mal nach C oder von C. Netze der Zukunft sind dezentraler. Sie bringen Strom nicht mehr nur vom Generator ins Haus, sondern gehen auch Umwege über Speicher oder in die Nachbarkommunen, wo zu Spitzenzeiten mehr Strom benötigt wird als in der Heimatkommune. Denn aufgrund des Ausbaus energieintensiver Anschlüsse wie Ladeinfrastruktur für die Elektromobilität oder Wärmepumpen wird der Bedarf bei der Stromversorgung höher und punktueller. Stromnetz mit Engpässen In einer Abfrage der Bundesnetzagentur zum Zustand und Ausbau der Verteilernetze gab im Jahr 2021 jedoch nur ein kleiner Teil der befragten Verteilnetzbetreiber an, dass sie mit Kapazitätsengpässen rechnen. Dennoch sind es gerade die Niedrigspannungsnetze, denen in den nächsten fünf Jahren Engpässe drohen. Diesen Engpässen wollen sie mit Optimierung, Netzausbau sowie der Integration von steuerbaren Verbrauchseinrichtungen und Netzanschlüssen beikommen. Zu „steuerbaren Verbrauchseinrichtungen“ gehören die oben genannten Wärmepumpen und private Ladestationen für E-Autos. Einig sind sich jedoch alle befragten Verteilernetzbetreiber, dass die Netzbelastung in den kommenden fünf Jahren steigen oder sogar stark steigen wird. Nicht nur die Verwendung der Netze ändert sich, auch die interne Vernetzung. Die Stromnetze der Zukunft müssen miteinander kommunizieren, Angebot und Nachfrage besser untereinander abstimmen – Stichwort „smarte Netze“. Auch KI ist im Gespräch, um die Erzeugung und Verteilung besser und effizienter zu steu- © Walter Sturn/Unsplash.com 24 FOKUS dbb magazin | Mai 2024

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