dbb magazin 6/2024

REPORTAGE Bühnendienste an der Dresdner Semperoper Die schöne Maschine Die Semperoper ist einer der kulturellen Leuchttürme der mit Kunstschätzen reich gesegneten Landeshauptstadt Dresden. Der Freistaat Sachsen stattet sein Vorzeigehaus großzügig aus. Das aber steht vor großen Herausforderungen: der Generalsanierung des Funktionsgebäudes und dem Bau eines Probebühnenzentrums bei laufendem Spielbetrieb sowie dem Generationenwechsel seines Personalbestandes im technischen Bereich. Der Zeigefinger hebt sich auf dem roten Samtvorhang gut ab, als sich Courtney Richardson und Julian Lacey für den ersten Applaus vor dem Vorhang verbeugen. Eigentlich sollte nichts zu sehen sein von dem Bühnenarbeiter, der den schweren Vorhang der Dresdner Semperoper für die beiden Solisten des Abends aufhält, während sich das Ensemble des Balletts „Romeo und Julia“ von Sergej Prokofjew auf der Bühne zum Schlussapplaus versammelt. Nach drei Stunden federleicht wirkender Schwerstarbeit ist der Beifall der Bonus zu Gage und Gehalt – und zwar für alle an der Aufführung Beteiligten. Er gilt nicht nur den Tänzern und Tänzerinnen auf der Bühne und dem Orchester im Graben davor; auch für Maskenbildner und Ankleiderinnen, Orchesterwarte, Inspizientinnen, Requisiteure, Ton-, Licht- und Bühnentechniker. Alles in allem sind an dieser Abendvorstellung zwischen 120 und 150 Personen beteiligt. Jeder hat eine klar umrissene Aufgabe, die mit hoher Konzentration erfüllt werden muss, damit die Maschine, die jede Bühnenaufführung im Grunde ist, nicht ins Stocken gerät. „Eine Opernvorstellung ist kein Film. Man kann nicht einfach einen zweiten Take drehen“, hatte Pressereferent Oliver Bernau am Vormittag beim Rundgang durch die Werkstätten der Oper gesagt. „Wenn wir die Sänger zum Applaus durch den Vorhang lassen, klatscht das Publikum auch für uns!“ Das ist kein auswendig gelernter Spruch zum Wohle des Hauses – Jens Kühn, Dekorateur und seit der Eröffnung 1985 an der Semperoper, findet es nicht demotivierend, fast nie sichtbar zu sein mit der eigenen Arbeit. „Der Applaus am Abend ist für alle und wir wissen das auch.“ Seit er seine Wolfgang Rothe 14 FOKUS dbb magazin | Juni 2024

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