dbb magazin 6/2024

Lehre zum Holzfacharbeiter mit der Spezialisierung Dekorationsbau am damaligen Staatstheater Dresden 1982 begann, liebt Kühn klassische Musik. Und das ist ihm deutlich anzumerken, wenn man ihn auf einer Seitenbühne zum Gespräch trifft. Mit einem Ohr ist er bei der zeitgleich auf der Bühne laufenden Probe zur Oper „Kát’a Kabanová“ von Leoš Janáček. Bis zur Premiere ist es noch eine gute Woche. Gestalterische Aufgabe Wolfgang Rothe ist der Kaufmännische Geschäftsführer der Sächsischen Staatstheater. Dazu gehört neben der Staatsoper Dresden, wie die Semperoper formal heißt, auch das Staatsschauspiel Dresden. Um die 1 200 Menschen arbeiten für die beiden Häuser, die nur wenige Hundert Meter voneinander entfernt liegen, davon allein mehr als 410 künstlerische und über 160 technische Beschäftigte für die Staatsoper. Die Dekorations- und Kostümwerkstätten und die Verwaltung sind für beide Theater zuständig. Rothes Aufgabe ist ein Spagat. Den Staatsbetrieb des Freistaates Sachsen soll er nach dessen Regeln kaufmännisch führen; diese Regeln sind aber vor allem auf Verwaltungsbehörden gemacht. „Ich fühle mich nicht als Verwalter“, sagt Rothe während des Gesprächs in seinem im Neubautrakt der Semperoper gelegenen Büro. Er habe eine „gestalterische Aufgabe“; mittelbar nehme er auch Einfluss auf auf die künstlerische Entwicklung des Hauses. Für seine regulatorische Aufgabe – Geld vom Freistaat beschaffen und für Einnahmen sorgen – nutzt er vorhandene Ermessensspielräume zum Besten der beiden Theater. „Unsere Aufgabe ist es, Kunst auf die Bühne zu bringen.“ Das Teilbudget für die künstlerischen Bereiche der Staatsoper betrug in 2023 laut Geschäftsführer Rothe rund 58 Millionen Euro. Zusätzlich sorgt der Staatsbetrieb Sächsisches Immobilien- und Baumanagement für Baumaßnahmen, Gebäudeunterhalt und Bewirtschaftungskosten. Vom Finanzministerium des Freistaates kommt Geld für den anstehenden Neubau eines Interimsgebäudes für das Funktionsgebäude während dessen Generalsanierung. Etwa ein Viertel des Budgets erwirtschaftet die Oper über Eintrittsgelder, daneben gibt es Erlöse aus Gastspielen, Spenden oder Sponsoring; die Auslastung des Hauses liegt 2024 bislang bei hervorragenden 94 Prozent. Finanzielle Schwierigkeiten bereiteten in den letzten Jahren vor allem die Preissprünge bei den Sachkosten, einschließlich derer für Dienstleister. Sanierungsbedürftiges Vorzeigehaus Sowohl für den Freistaat Sachsen als Träger als auch für die Stadt Dresden ist das Opernhaus ein kultureller Leuchtturm. Davon sind sowohl Wolfgang Rothe als auch Jan Seeger, der Technische Direktor der Staatsoper, überzeugt. 45 Prozent der Besucherinnen und Besucher kommen nicht aus Sachsen. Selbst internationale Gäste reisen an, um neben den berühmten Kunstsammlungen auch eine Vorstellung in der Semperoper zu besuchen. Doch auch für die Dresdner und Dresdnerinnen ist das Haus ein identitätsstiftender Ort: „Für die Leute hier ist die Oper wichtig, auch wenn das politisch nicht abgebildet wird“, sagt Seeger. Die Stadt Dresden bestimmt über die Geschicke der Staatstheater ja nicht mit. Manchmal bremst die Stadtverwaltung sogar, etwa bei der Genehmigung für einen Auftritt der Band „Kraftwerk“ im kommenden September auf dem Theaterplatz direkt vor dem Haupteingang. Der drohte an der Fürsorge für das „historische Kleinpflaster“ des Platzes, der der Stadt gehört, zu scheitern – und am Lärmschutz. Seeger, der ebenfalls 1982 als Lehrling bei den Bühnenbeleuchtern der Staatstheater begonnen hatte, kümmert sich neben dem Brand- und Arbeitsschutz natürlich um die Gesamtleitung der technischen Umsetzung der Bühnenbilder und den technischen Ablauf der Vorstellungen. Der Planungsvorlauf für Operninszenierungen liegt bei über einem Jahr; Künstler und Regisseurinnen müssen teils drei Jahre im Voraus gebucht werden. Neben dem Tagesbetrieb bohrt er die ganz dicken Bretter für das Haus: Er muss die Auszubildenden finden und sich um die Generalsanierung der Funktionsgebäude und den Bau des dann benötigten Interimsbaus kümmern – bei laufendem Betrieb. Die Gebäude aus den frühen Achtzigerjahren sind gut gepflegt worden, inzwischen aber „bautechnisch verschlissen“, sagt Seeger. Durch die Fenster mit ungedämmten Aluprofilen lasse sich der angrenzende Zwingergarten im Winter gut mitbeheizen, während sich auf den Scheiben Eisblumen bilDas Herz der schönen Maschine Semperoper: Blick in den Himmel des Bühnenhauses. Im Malersaal können auch großformatige Dekorationen gestaltet werden. Jan Seeger © Jan Brenner (10) FOKUS 15 dbb magazin | Juni 2024

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