BRENNPUNKT Trendstudie „Jugend in Deutschland 2024“ Verantwortung für die Zukunft? Ja, aber … Die junge Generation in Deutschland ist so pessimistisch wie noch nie. Obwohl sie die Coronapandemie für überwunden halten, steigt bei den befragten 14- bis 29-Jährigen die mentale Belastung. Sorgen um die Sicherung des Wohlstands führen zu hoher politischer Unzufriedenheit und damit zu einem deutlichen Rechtsruck. Die jungen Menschen sind aber gewillt, Verantwortung für die Zukunft zu übernehmen. Das sind die Ergebnisse der siebten Trendstudie „Jugend in Deutschland“ vom April 2024, die seit 2020 in regelmäßigem Abstand durchgeführt wird. Herausgeber ist der Jugendforscher und Führungskräftetrainer Simon Schnetzer. Prof. Klaus Hurrelmann von der Hertie School und Kilian Hampel von der Universität Konstanz begleiten die Studie wissenschaftlich. Im Vergleich zu den früheren Studien scheint die Stimmung zu kippen. Das zeigt sich in einem hohen Ausmaß von psychischen Belastungen wie Stress (51 Prozent), Erschöpfung (36 Prozent) und Hilflosigkeit (17 Prozent), die in den vergangenen drei Jahren trotz des Abflauens der Coronapandemie weiter angestiegen sind. Elf Prozent der Befragten an, aktuell wegen psychischer Störungen in Behandlung zu sein. Auch die wirtschaft- liche Lage bedrückt sie. Die Mehrheit der Befragten geht davon aus, dass sich die ökonomische Situation in Deutschland verschlechtern wird. „Unsere Studie dokumentiert eine tief sitzende mentale Verunsicherung mit Verlust des Vertrauens in die Beeinflussbarkeit der persönlichen und gesellschaftlichen Lebensbedingungen“, sagt Simon Schnetzer. „Die Aussicht auf ein gutes Leben schwindet. Die große Frage für alle Akteure in der Gesellschaft wird sein, wie sie junge Menschen für eine positive Vision im Land begeistern und sie an Veränderungsprozessen beteiligen können.“ Finanzielle Sorgen und Rechtsruck Bei der Einstellung der jungen Generation in Bezug auf Umweltschutz und Nachhaltigkeit zeigt sich, dass der Klimawandel fast der Hälfte der Befragten Sorgen bereitet und sie der Meinung sind, dass in Deutschland nicht genug zum Schutz der Umwelt getan wird (45 Prozent). Gleichzeitig sind diejenigen in der Unterzahl, die bereit sind, für Nachhaltigkeit auch Verzicht zu üben. Die junge Generation erwartet von Politik und Wirtschaft kollektive Ansätze und strukturelle Veränderungen, weil sie hier den wirkungsvollsten Hebel zur Veränderung sieht. Die großen finanziellen Sorgen der jungen Menschen in Deutschland aufgrund von Inflation (65 Prozent), teurem Wohnraum (54 Prozent) und Altersarmut (48 Prozent), aber auch die Spaltung der Gesellschaft (49 Prozent) oder die Zunahme von Flüchtlingsströmen (41 Prozent) führen zu hoher Unzufriedenheit der jungen Generation mit ihrer Lebenssituation und den politischen Verhältnissen. Das Potenzial für rechtspopulistische Einstellungen in der jungen Generation hat sich deutlich verstärkt, wie ein Vergleich mit früheren Studien zeigt. „Wir können von einem deutlichen Rechtsruck in der jungen Bevölkerung sprechen. Das schlägt sich in den politischen Präferenzen der 14- bis 29-Jährigen nieder. Während die Parteien der Ampelregierung in der Gunst immer weiter absinken, hat die AfD besonders großen Zulauf“, erläutert Klaus Hurrelmann. Model Foto: Colourbox.de 22 FOKUS dbb magazin | Juni 2024
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