dbb magazin 6/2024

JOB-PORTRAIT Die Zollinspektorin Zwischen Action und Schreibtisch Gefälschte Markenware und Drogen: Katharina Christ ist Zollinspektorin an Deutschlands größtem Flughafen Frankfurt am Main. Bei der Kontrolle von Sendungen hat sie schon so manche Überraschungen erlebt. Vor ihr liegt ein nasses Paket, ein eigenartiger Geruch liegt in der Luft: Etwas stimmt nicht. Katharina Christ öffnet die Sendung aus Russland – und blickt in tote Fischaugen. „Das war schon skurril“, erinnert sich die 25-Jährige. „Keine Ahnung, ob jemand den Fisch noch essen sollte. Genießbar war er jedenfalls nicht mehr.“ Prompt zieht sie das Paket aus dem Verkehr. Diese Szene hat sich in ihrer Ausbildungszeit abgespielt: Heute ist Katharina Christ Zollinspektorin im gehobenen Dienst und arbeitet im Hauptzollamt am Flughafen Frankfurt. Dort kontrolliert sie in der Frachtabfertigung, ob Pakete aus Staaten außerhalb der Europäischen Union korrekt verzollt sind. Heißt: Liegen alle notwendigen Bescheinigungen vor? Sind alle Abgaben bezahlt? Und ist der Inhalt auf dem europäischen Markt überhaupt zugelassen? Diese Fragen sind entscheidend, vorwiegend bei Sendungen mit Medikamenten oder radioaktiven Stoffen. Mittelweg zwischen Polizei und Finanzamt „Doch der Zoll ist noch weit mehr als das“, erzählt Christ, die sich unter anderem wegen der großen Aufgabenvielfalt für die Ausbildung entschieden hat. Der Zoll untersteht dem Bundesfinanzministerium und deckt Schwarzarbeit und Drogenschmuggel auf, bekämpft Geldwäsche, aber erhebt auch Steuern, darunter die Kfz-, Alkohol- und Tabaksteuer. „Wenn ich am Anfang meiner Karriere Action und Schichtdienst möchte, kann ich das bekommen“, sagt Christ. „Und wenn später eine Bürotätigkeit besser in mein Leben passt, ist auch das kein Problem“ – der Zoll sei für sie sozusagen der Mittelweg zwischen Polizei und Finanzamt. Je nach Dienstform dauert die Ausbildung beim Zoll unterschiedlich lange: Christ hat sich für den gehobenen Dienst entschieden und ein dreijähriges duales Studium absolviert. Im theoretischen Teil lernen die Anwärter*innen wirtschaftliche und juristische Zusammenhänge, im praktischen wenden sie das Wissen direkt an – „der praktische Teil hat in meinem Fall im Hauptzollamt Gießen stattgefunden“, erzählt die Zollinspektorin. In dieser Zeit hat sie unter anderem mit ihren Kolleginnen und Kollegen auf der Autobahn Fahrzeuge kontrolliert, im internationalen Postzentrum hat sie Sendungen geprüft und – außer dem toten Fisch – auch Drogen aus dem Verkehr gezogen. Ebenfalls oft verschickt, aber nicht Katharina Christ © JENSRUESSMANN © ZKA 34 INTERN dbb magazin | Juni 2024

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