INTERVIEW Prof. Christian Höppner, Präsident des Deutschen Kulturrates Die Kreativen sind wertvolle Seismografen gesellschaftlicher Entwicklungen Länder und Kommunen tragen mit gut vier Fünfteln den Löwenanteil der öffentlichen Kulturausgaben in Deutschland. Wie lange geht das in Anbetracht der vielerorts angespannten Haushaltslage noch gut? Wo sehen Sie zusätzliche Einnahmequellen? Die dramatische Haushaltslage der Kommunen sieht der Deutsche Kulturrat mit großer Sorge. Selbst wenn die Kultur nicht nur als freiwillige Leistung, sondern als freiwillige Pflichtaufgabe in den Haushaltsplänen verankert ist, schützt das nicht vor Kürzungen und Schließungen. In jenen Kommunen, die der Haushaltssicherung unterliegen, besteht für die bildungskulturelle Infrastruktur höchste Gefahr. Dabei ist noch kein Haushalt durch Kürzungen und Schließungen im Kulturbereich saniert worden. Kultur bildet das Fundament für unser Zusammenleben. Was in der bildungskulturellen Infrastruktur wegfällt, statt bedarfsgerecht ausgebaut zu werden, wird sich in einem weiteren erodierenden gesellschaftlichen Zusammenhalt wie in erhöhten Ausgaben an anderen Stellen der kommunalen Haushaltspläne niederschlagen. Der volkswirtschaftliche Schaden ist dabei noch nicht einmal einberechnet. Zusätzliche Einnahmequellen sehe ich nicht: So verdienstvoll die Arbeit von Stiftungen ist, so sehr sind sie keine zuverlässigen Partner für die kommunale Daseinsvorsorge. Bei den potenziellen Sponsoringpartnern gibt es erst recht kein Interesse, in die kulturelle Grund- „Es ist noch kein Haushalt durch Kürzungen und Schließungen im Kulturbereich saniert worden.“ © Jule Roehr/DKR 8 AKTUELL dbb magazin | Juni 2024
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