dbb magazin 7-8/2024

INTERVIEW Melanie Schlotzhauer, Vorsitzende der Arbeits- und Sozialministerkonferenz Künstliche Intelligenz könnte ein kleiner Teil der Antwort auf den Fachkräftemangel sein Viele Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer wünschen sich flexiblere Arbeitszeiten; erste politische Vorstöße zur Flexibilisierung stehen im Raum. Welche Wege können dafür eingeschlagen werden? Auch ich nehme das Bedürfnis von vielen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern wahr, zeitlich flexibler arbeiten zu können. Für viele Familien wäre es eine Erleichterung bei der Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben, wenn sie nicht jeden Tag um Punkt neun Uhr anwesend sein müssten, sondern besser auf spontan eintretende Situationen, beispielsweise in der Kita oder Schule, reagieren können. Gleitzeit ist bisher keine Selbstverständlichkeit und hinzu kommt, dass in vielen Berufen ein zeitlich bestimmter Arbeitsbeginn unerlässlich ist. Arbeitszeitrecht ist immer und zuallererst Gesundheitsschutz. Die gesetzlich vorgeschriebenen Ruhezeiten und täglichen Höchstarbeitszeiten dienen dazu, dass Beschäftigte sich zwischen den jeweiligen Arbeitsphasen erholen können. Dies sollte auch bei einer möglichen Reform des Arbeitszeitrechts weiterhin an oberster Stelle stehen. Reformvorschläge betreffen etwa die Einführung einer wöchentlichen Höchstarbeitszeit statt der bisherigen täglichen, sodass das „Wochenbudget“ flexibel und individuell über die Arbeitstage verteilt werden kann. Hier ist eine Reform mit Augenmaß gefragt. Flexibilisierte Arbeitszeitregelungen können aber auch zu Missbrauch führen, wenn Arbeitgeber Flexibilität mit Mehr- und Wochenendarbeit verwechseln oder Homeoffice mit permanenter Erreichbarkeit gleichsetzen. Wie können Beschäftigte davor geschützt werden? Flexible Arbeitszeiten sollten an den Bedürfnissen der Beschäftigten ausgerichtet sein und nicht zu ihrer zusätzlichen Belastung führen. Der Gesundheitsschutz sollte, wie gesagt, weiterhin leitend sein. Schnell vor dem Schlafengehen noch mal eine halbe Stunde E-Mails checken und beantworten, darf nicht die Regel werden. Ich erwarte, dass regelmäßige Ruhezeiten weiterhin ein Melanie Schlotzhauer ist Senatorin für Arbeit, Gesundheit, Soziales, Familie und Integration der Freien und Hansestadt Hamburg. © Senatskanzlei/Daniel Reinhardt 10 FOKUS dbb magazin | Juli/August 2024

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