dbb magazin 7-8/2024

um oder mit den Vorgesetzten. Bei 15 Prozent sind die Arbeitszeiten, bei zwölf Prozent das Arbeitsaufkommen beziehungsweise der Leistungsdruck und bei zehn Prozent die psychisch belastende Arbeit Grund für die Belastung. Acht Prozent begründen ihr Belastungsgefühl mit einer allgemein herausfordernden Arbeit oder Aufgaben, der damit verbundenen Verantwortung oder Komplexität der Aufgaben. Zeitflexibilisierung gewünscht Folgerichtig hat die Befragung zum Thema Arbeitszeit ergeben, dass die Beschäftigten in Deutschland dem Thema „Entlastung durch Arbeitszeitverkürzung und -flexibilisierung“ generell positiv gegenüberstehen. Insgesamt wünschen sich 72 Prozent der Befragten (77 Prozent im öffentlichen Dienst) eher einen zeitlichen als einen finanziellen Ausgleich für Überstunden und Mehrarbeit. Beschäftigte in der Privatwirtschaft und Angestellte im öffentlichen Dienst wünschen sich zudem häufiger eine Vier-Tage-Woche oder zusätzliche Urlaubstage; Beamtinnen und Beamte primär eine Verkürzung der Wochenarbeitszeit. Silberbach: „Kein Wunder, sie arbeiten im Schnitt ja auch länger als andere Berufsgruppen. Bundesbeamte seit 2006 zum Beispiel 41 Stunden pro Woche. Das ist eine himmelschreiende Ungerechtigkeit, die durch nichts mehr begründet ist, außer durch die Ignoranz der Dienstgebenden. Die psychisch am stärksten belasteten Gruppen haben die höchsten Arbeitszeiten. Wer da den Zusammenhang nicht sieht und für Entlastung sorgt, ist entweder blind oder rücksichtslos.“ Es gibt aber auch positive Tendenzen, etwa im Bereich Zeitkonten: Mehr als 65 Prozent aller Befragten können ein sogenanntes Arbeitszeitkonto einrichten: 55 Prozent können dies als „Kurzzeitkonto“ führen, mit Ausgleich von Plus- oder Minusstunden innerhalb eines bestimmten Zeitraums von zum Beispiel einem Jahr. 19 Prozent können dies auch als „Langzeitkonto“ zum langfristigen Ansparen von Arbeitszeit, für eine Auszeit („Sabbatical“) oder einen vorzeitigen Berufsausstieg führen. Ein Arbeitszeitkonto können insbesondere Gewerkschaftsmitglieder sowie Tarifbeschäftigte im öffentlichen Dienst führen. Mehr Ausgleich schaffen Was die Arbeitszeit betrifft, wünscht sich jeder dritte abhängig Beschäftigte mehr Urlaubstage (33 Prozent), eine Verkürzung der Wochenarbeitszeit (31 Prozent) oder ein Langzeitkonto zur Ansparung von Arbeitszeit (31 Prozent). Etwa jeder Vierte würde sich eine Vier-Tage-Woche (28 Prozent), die Möglichkeit des mobilen Arbeitens (23 Prozent) oder die Möglichkeit, Urlaub flexibel nach Bedarf zu nehmen (22 Prozent) wünschen. Die Wahlmöglichkeit „Freizeit statt Geld“ hätten gerne 16 Prozent; Zehn Prozent wünschen sich eine flexible Teilzeitregelung. Mehr Urlaubstage wünschen sich insbesondere die 45- bis 54-Jährigen und eine Verkürzung der Wochenarbeitszeit eher die unter 45-Jährigen als die über 45-Jährigen. Eine Vier-Tage-Woche klingt überdurchschnittlich häufig für die unter 35-Jährigen attraktiv. Die abhängig Beschäftigten der freien Wirtschaft und die Tarifbeschäftigten im öffentlichen Dienst wünschen sich häufiger als Beamte mehr Urlaubstage oder eine Vier-Tage-Woche. Beamte hingegen haben überdurchschnittlich häufig den Wunsch nach einer Verkürzung der Wochenarbeitszeit. Dabei wünschen sich im öffentlichen Dienst beschäftigte Frauen häufiger als die Männer mehr Urlaubstage, die Möglichkeit des mobilen Arbeitens oder eine Vier-Tage-Woche. Eine Verkürzung der Wochenarbeitszeit oder eine Vier-Tage-Woche wünschen sich überdurchschnittlich häufig die im öffentlichen Dienst Beschäftigten unter 45-Jährigen, während die über 45-Jährigen sich eher als die jüngeren Befragten ein Langzeitkonto zur Ansparung von Arbeitszeit wünschen. _ 10 dbb Bürgerbefragung „Öffentlicher Dienst 2024“ Von denjenigen, die sich aufgrund ihrer beruflichen Tätigkeit stark psychisch belastet fühlen, geben 43 Prozent an, dies sei aufgrund von Überstunden und Mehrarbeit der Fall. 36 Prozent begründen die psychische Belastungssituation mit Unstimmigkeiten im Kollegium oder mit den Vorgesetzten. Bei 15 Prozent sind die Arbeitszeiten, bei 12 Prozent das Arbeitsaufkommen bzw. der Leistungsdruck, bei 10 Prozent die (psychisch) belastende Arbeit Grund für die psychische Belastung. 8 Prozent begründen ihr Belastungsgefühl mit einer allgemein herausfordernden Arbeit bzw. Aufgaben, der damit verbundenen Verantwortung oder Komplexität der Aufgaben. Gründe der psychischen Belastung durch die berufliche Tätigkeit Erwerbstätige insgesamt Erwerbstätige ohne öffentlich Beschäftigte Beschäftigte im öffentlichen Dienst % % % Überstunden, Mehrarbeit 43 41 53 Unstimmigkeiten im Kollegium oder mit den Vorgesetzten 36 34 34 Arbeitszeiten, z. B. Schicht- oder Wechselschichtdienst, Nachtschichten 15 13 18 Arbeitsaufkommen, -pensum, Leistungsdruck 12 14 16 (psychisch) belastende Arbeit 10 8 13 (allg.) Herausfordernde Arbeit/Aufgaben, Verantwortung, Komplexität 8 8 7 etwas anderes 11 12 13 Basis: abhängig Beschäftigte, die sich durch ihre aktuelle berufliche Tätigkeit psychisch belastet fühlen; Mehrfachnennungen möglich Die Mehrheit (72 %) derjenigen, die regelmäßig Überstunden bzw. Mehrarbeit leisten, würden sich wünschen, dass diese durch einen zeitlichen Ausgleich, also Stundenabbau bzw. Freizeitausgleich, ausgeglichen werden würden. Etwa ein Viertel derjenigen, die Überstunden leisten, würden dafür gerne einen finanziellen Ausgleich erhalten. Gewünschter Ausgleich von Überstunden Es würden sich wünschen, dass Überstunden bzw. Mehr- arbeit idealerweise ausgeglichen werden durch einen finanziellen Ausgleich zeitlichen Ausgleich % % Erwerbstätige insgesamt 25 72 Erwerbstätige ohne öffentlich Beschäftigte 27 69 Beschäftigte im öffentlichen Dienst: insgesamt 20 77 Tarifbeschäftigte 16 82 Beamte 25 68 Männer 24 71 Frauen 16 80 18- bis 34-Jährige 20 76 35- bis 44-Jährige 21 72 45- bis 54-Jährige 19 78 55 Jahre und älter 18 80 Basis: abhängig Beschäftigte, die regelmäßig Überstunden oder Mehrarbeit leisten; an 100 Prozent fehlende Angaben = „weiß nicht“ 21 dbb Bürgerbefragung „Öffentlicher Dienst 2024“ Die abhängig Beschäftigten der freien Wirtschaft und die Tarifbeschäftigten im öffentlichen Dienst wünschen sich häufiger als Beamte mehr Urlaubstage oder eine Vier-TageWoche. Beamte hingegen haben überdurchschnittlich häufig den Wunsch nach einer Verkürzung der Wochenarbeitszeit. Wünsche für die Arbeitszeit II Wenn sie sich hinsichtlich ihrer Arbeitszeit etwas wünschen könnten, wäre das folgendes: Erwerbstätige insgesamt Erwerbstätige ohne öffentlich Beschäftigte Beschäftigte im öffentlichen Dienst: insgesamt Tarif- beschäftigte Beamte % % % % % mehr Urlaubstage 33 37 28 32 22 Verkürzung der Wochenarbeitszeit 31 27 38 34 45 Langzeitkonto zur Ansparung von Arbeitszeit, z. B. für eine Auszeit ("Sabbatical") oder einen vorzeitigen Berufsausstieg) 31 31 35 37 31 Vier-Tage-Woche 28 24 31 34 25 mobile Arbeit/Homeoffice 23 20 25 24 27 Möglichkeit, Urlaub flexibel nach Bedarf zu nehmen 22 22 22 21 23 Wahlmöglichkeit "Freizeit statt Geld" 16 14 16 17 15 flexible Teilzeit-Regelungen 10 10 11 11 10 etwas anderes 7 8 5 5 5 weiß nicht / keine Angabe 8 9 7 6 8 Basis: abhängig Beschäftigte; Prozentsumme größer 100, da Mehrfachnennungen möglich Wünsche für die Arbeitszeit II Gewünschter Ausgleich von Überstunden Gründe der psychischen Belastung durch die berufliche Tätigkeit FOKUS 13 dbb magazin | Juli/August 2024

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