dbb magazin 9/2024

VORGESTELLT Ronald McDonald Haus Berlin Eine Oase in Ausnahmesituationen Wenn das eigene Kind ins Krankenhaus muss, sind weite Wege für alle Beteiligten eine große Belastung. Ronald McDonald Häuser befinden sich in Kliniknähe und bieten betroffenen Familien ein Zuhause auf Zeit. Zu Besuch in einer Einrichtung in Berlin-Buch. Ein Mittwoch im März: Verena Schrader hat viel zu hohen Blutdruck – die Ärztin schickt die 42-Jährige direkt ins Krankenhaus, mit Verdacht auf Schwangerschaftsvergiftung. Das ist eine Anpassungsstörung des Körpers. Sie solle sich darauf einstellen, dass ihre Tochter bald auf die Welt kommt, heißt es. Elf Wochen früher als geplant. Drei Tage später, an einem Samstag, ist es so weit. Ehemann Björn ist an ihrer Seite. „Wir dachten, dass wir aufatmen können, wenn Luise da ist“, sagt er. „Aber dann wurde alles noch schlimmer.“ Verena Schraders Nieren versagen; sie muss auf die Intensivstation. Dabei sollte es eigentlich ein Tag der Freude sein. Heute geht es der Familie besser. Mutter und Vater sitzen in der Küche des Ronald McDonald Hauses, direkt neben der Klinik in Berlin-Buch, und erzählen ihre Geschichte. Luise schlummert im Kinderwagen. Sie hat Elektroden am Körper, eine Vorsichtsmaßnahme. Hin und wieder piept der Überwachungsmonitor, doch mit der Herzfrequenz und der Sauerstoffsättigung des Blutes ist alles in bester Ordnung. Täglich dürfen die Eltern eine Stunde mit ihrer Tochter über das Klinikgelände spazieren, dann muss sie wieder zurück in den Inkubator, die Maschine, die den meisten wohl eher als Brutkasten bekannt ist. Ein Zuhause auf Zeit Manchmal verbringen sie die Stunde auch in dem Zuhause auf Zeit, das ihnen das Ronald McDonald Haus bietet: Hier haben sie ein eigenes Appartement, ein eigenes Fach im Kühlschrank der großen Küche, eine eigene Klingel am Haupteingang. Einen Rückzugsort, einen Ort zum Durchatmen und Krafttanken. Insgesamt gibt es Platz für 13 Familien, die sich – ähnlich wie die Schraders – in Ausnahmesituationen befinden. Manche bleiben eine Nacht, manche mehrere Wochen oder Monate. Denn Wege zur Klinik werden schnell zur Herausforderung, wenn nicht sogar zu einem Ding der Unmöglichkeit. „Am Anfang bin ich immer aus Frohnau hergefahren“, erzählt Björn Schrader. „Das war schon eine enorme Belastung. Wenn nachts was gewesen wäre, hätte ich nicht schnell vor Ort sein können.“ Verena und Björn Schrader mit Tochter Luise 18 FOKUS dbb magazin | September 2024

RkJQdWJsaXNoZXIy Mjc4MQ==