dbb magazin 9/2024

laden – und ein Spielzimmer mit einem Zelt und Bobbycars. Manchmal drücken sich Kinder am Fenster die Nasen platt, denn direkt neben dem Ronald McDonald Haus liegt der Hubschrauberlandeplatz. „Das ist natürlich eine spannende Sache, wenn die Rettungshubschrauber starten und landen“, sagt Böhmer und führt weiter ins Kaminzimmer. Dieses bietet den Raum für Entspannung, abends tanzen die Flammen beruhigend hinter der Scheibe. Aber oft ergeben sich hier auch intensive Gespräche. Böhmer: „Ruhe zum Nachdenken und der Austausch mit anderen, die möglicherweise Ähnliches durchmachen, beides ist in Ausnahmesituationen wichtig.“ Einen ähnlichen Ort, den alle Oase nennen und der zum Ronald McDonald Haus gehört, gibt es im Klinikgebäude. Hier sind alle Kinder willkommen, die ambulant und stationär behandelt werden; im Jahr kommen etwa 190. Christin Wilzewski und ein Team von Ehrenamtlichen sind für sie da. „Wir haben immer ein offenes Ohr. Es gibt immer etwas zum Trinken, ein Stück Kuchen und ein Bastelangebot“, erzählt die ausgebildete Arzthelferin. Das nehmen viele Kinder dankbar an. So lässt sich die Zeit, während sie auf die Behandlung warten, besser überbrücken als auf dem kahlen Krankenhausflur. Wer möchte, kann mit einer riesigen Murmelbahn spielen, die sofort ins Auge fällt. Es gibt eine Terrasse, eine Möglichkeit zum Kochen und einen Raum mit einem Schlafsofa, das auch Eltern gerne nutzen. Die Ärzte melden sich, wenn die Behandlung startet. Manche Kinder kommen direkt wieder zurück, nicht selten mit dem Tropf. Dann wird eben während der Chemotherapie weitergebastelt. Wilzewski: „Die Kraft und der Lebenswille, den viele Kinder mitbringen, sind extrem beeindruckend.“ Bewegende und emotionale Situationen bleiben nicht aus, das Team bekommt sämtliche Aufs und Abs mit. „Einmal erzählte mir eine Mutter, dass ihr Kind stirbt“, sagt Wilzewski. „Ich habe sie in den Arm genommen, wir haben beide geweint.“ Tatsächlich hat das Kind entgegen der schlimmsten Befürchtung überlebt. Solche Erlebnisse schweißen zusammen. Jedes Jahr veranstaltet das Ronald McDonald Haus ein Sommerfest, zu dem alle aktuellen und ehemaligen Bewohnerinnen und Bewohner eingeladen sind. „Es ist immer ein großes Wiedersehen, das wir sehr genießen“, erzählt Julia Böhmer. „Manche, die als Baby im Haus waren, sind inzwischen Jugendliche und kommen immer noch gerne mit.“ Zurück zu den Schraders: Das Gefühl, als es ihr wieder besser ging und klar war, dass sie nicht dauerhaft zur Dialyse muss, wird Verena Schrader nicht mehr vergessen. „Ich war so dankbar. Es war wie ein neues Leben“ – schließlich ist sie zu ihrem Mann ins Appartement gezogen. „Es ist so schön, endlich die Verbindung zu Luise aufzubauen. Ich kann jetzt alleine zu ihr, das ist der Befreiungsschlag schlechthin.“ Die Ärzte haben in Aussicht gestellt, dass Luise das Krankenhaus bald verlassen kann. Dann will die Familie zur Ruhe kommen. Das Leben leben, was sie eigentlich geplant hatte. Zum neuen Alltag zurückkehren. „Wir haben uns hier mit Dingen auseinandergesetzt, mit denen wir uns nicht auseinandersetzen wollten“, sagt Björn Schrader. „Es wird noch etwas dauern, bis alles verarbeitet ist. Aber ich bin mir sicher, dass wir gestärkt aus dieser schwierigen Zeit hervorgehen.“ cdi Ohne den Einsatz von zahlreichen Freiwilligen, die Geld, Zeit und Arbeitskraft beisteuern, gäbe es die Ronald McDonald Häuser nicht. „Kinder bis zu einem gewissen Alter haben das Recht auf eine Begleitperson in der Klinik“, berichtet Julia Böhmer. Den Aufenthalt bezuschussen die Krankenkassen mit 22,50 Euro pro Nacht. „Das ist eine wichtige Grundfinanzierung, die das Haus allerdings nicht am Leben hält.“ Das leisten Firmen und Vereine, die jeden Donnerstag für die Familien Abendessen kochen. Der Malermeister, der bei Bedarf seine Leute schickt. Die Frau, die regelmäßig das Spielzimmer putzt. Und nicht zuletzt die vielen Menschen und Organisationen, die Geld spenden. Der dbb beteiligt sich ebenfalls und finanziert seit 2014 eines der insgesamt 13 Appartements. Dafür verzichtet er seitdem auf den Versand von Weihnachtskarten innerhalb der Organisation. Auch Sie können helfen! Das Spendenkonto lautet: Sparkasse Barnim IBAN: DE87 1705 2000 3000 0004 44 BIC: WELADED1GZE Es gibt noch viele weitere Möglichkeiten, um die Ronald McDonald Häuser zu unterstützen. Informationen hierzu gibt’s online unter www.mcdonalds-kinderhilfe.org. Finanzierung über Spenden Die Geschichte der Ronald McDonald Häuser beginnt in den USA, genau genommen im Jahr 1974 in Philadelphia. Fred Hill, Baseballspieler der Philadelphia Eagels, ist verzweifelt. Seine Tochter Kim hat Leukämie. Er braucht einen Schlafplatz in der Nähe der Klinik, um für sie da zu sein – doch die Suche nach einer Unterkunft gestaltet sich schwierig. Hill möchte die Situation ändern, nicht zuletzt auch im Sinne anderer Eltern, die vor ähnlichen Problemen stehen. In Ray Kroc, dem Gründer von McDonald’s, findet er einen Verbündeten – er sponsert bereits die Philadelphia Eagels und ermöglicht den Bau des ersten Ronald McDonald Hauses. Inzwischen gibt es weltweit 380 Einrichtungen dieser Art, davon 23 in Deutschland. Von Philadelphia in die Welt Christin Wilzewski betreut mit ihrem Team die Oase direkt im Klinikum. Ein Wunschbaum lädt zum Spenden ein. FOKUS 21 dbb magazin | September 2024

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