dbb magazin 10/2024

BILDUNG DigitalPakt 2.0 Gute Bildung braucht nachhaltige Lösungen Der DigitalPakt Schule wurde 2019 ins Leben gerufen. Mit einem Budget von insgesamt 6,5 Milliarden Euro und einer Laufzeit von fünf Jahren sollten Schulen in ganz Deutschland mit moderner Technik ausgestattet werden, um den Unterricht zeitgemäß gestalten zu können. Die Umsetzung erwies sich allerdings als herausfordernd. Die Zusammenarbeit zwischen Bund, Ländern und Kommunen war nicht nur aufwendig, sondern auch schwierig abzustimmen. Zudem kam es zu Verzögerungen bei der Auszahlung der Mittel, und nicht alle Schulen konnten gleichermaßen vom Bundesprogramm profitieren. Viele Lehrkräfte wurden im Zuge der Umsetzung stark belastet. Trotzdem steht die Bedeutung des DigitalPakts außer Frage – in den vergangenen fünf Jahren wurden viele wertvolle Erfahrungen und Erkenntnisse gewonnen. Das Bundesprogramm endete im Mai 2024, ein nahtloser Übergang wurde jedoch verpasst, und die Verhandlungen für den DigitalPakt 2.0 ziehen sich hin. Die Forderungen sind bekannt und bieten eine solide Grundlage für das weitere Vorgehen. Doch die politische Situation ist angespannt – es fehlt an Geld, und die Verhandlungen zwischen Bund und Ländern kommen nur langsam voran. Während der Bund bisher 90 Prozent der Kosten getragen hat, steht der Vorschlag im Raum, dass die Länder künftig die Hälfte übernehmen sollen. Das sorgt für Unmut und führt zu weiteren Verzögerungen in den Verhandlungen. „Die dbb Lehrergewerkschaften haben den DigitalPakt von Beginn an kritisch und konstruktiv begleitet. Die Erfahrungen und derzeitigen Folgeverhandlungen zeigen, dass wir bei der Zusammenarbeit der Gebietskörperschaften noch lange nicht dort sind, wo wir gerne wären“, sagt Susanne Lin-Klitzing, Bundesvorsitzende des Deutschen Philologenverbandes (DPhV) und Vorsitzende der dbb Fachkommission Schule, Bildung und Wissenschaft. Mittel- und langfristig sei das ständige Hangeln von einem Digitalpakt zum nächsten keine Lösung. „Mit den aktuellen Förderlücken werden die Erfolge der Vergangenheit aufs Spiel gesetzt. Es braucht jetzt eine langfristige und nachhaltige Förderung, damit Schulen verlässlich planen und die Kolleginnen und Kollegen zeitgemäß unterrichten können.“ Lin-Klitzing sieht in der hälftigen Finanzierung eine Gefahr für die Bildungsgerechtigkeit und fordert bundesweite Mindeststandards für die digitale Ausstattung an Schulen. Auch Simone Fleischmann, stellvertretende Bundesvorsitzende des dbb und Präsidentin des Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverbands (BLLV), ist nicht zufrieden mit dem Stand des DigitalPakts. „Die Digitalisierung unserer Schulen kann nur gelingen, wenn das System Schule in seiner Gesamtheit betrachtet wird. Wir wollen mit dem DigitalPakt nicht die IT-Branche subventionieren, sondern die Potenziale der Digitalisierung wirksam nutzen.“ Tablets und Whiteboards müssten daher zwingend in ein umfassendes pädagogisches Konzept eingebunden werden. „Anderenfalls sind sie pädagogisch nicht wertvoller als Schiefertafeln und Griffel. Bildungsarbeit ist Beziehungsarbeit – Lehrkräfte können nicht durch digitale Tools ersetzt werden, denn sie sind unverzichtbar für den Lernprozess.“ Digitale Bildung und das Primat der Pädagogik müssten in der Aus-, Fort- und Weiterbildung der Lehrkräfte stärker berücksichtigt werden. Für Lin-Klitzing besteht im zunehmenden Lehrkräftemangel eine weitere Herausforderung. „Trotz dünner Personaldecke müssen Lehrkräfte oft außerunterrichtliche Aufgaben wahrnehmen. Damit sich die Kolleginnen und Kollegen aber auf ihre Kernaufgabe konzentrieren können, bedarf es einer entsprechenden Entlastung, und dafür muss der IT-Support an unseren Schulen funktionieren.“ Ferner hätten Dienstherren und Arbeitgeber für ausreichende zeitliche Ressourcen für die Fort- und Weiterbildung der Kollegien zu sorgen, um die pädagogischen Konzepte entsprechend vermitteln zu können. „Aktuell bietet sich die große Chance, ein zukunftsweisendes Bildungsprogramm zu gestalten und unsere Schulen zu modernisieren. Gelingt dies der Politik, können wir unserem Bildungsauftrag nachkommen und sicherstellen, dass die Schülerinnen und Schüler zu mündigen und reflektierten Mitgliedern unserer zunehmend digitalen Gesellschaft herangebildet werden. Wir plädieren nachdrücklich dafür, diese Chance nicht zu verpassen“, appelliert Fleischmann. jos © Getty Images/Unsplash.com 16 FOKUS dbb magazin | Oktober 2024

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