Jahren zur Verfügung stehen, oder dem Privatgerät. Gerade in einer Gegend, in der Freunde und Verwandte oft nicht (mehr) im näheren Umfeld wohnen, ist die Bewältigung solcher alltagspraktischen Anforderungen für viele essenziell. Die Menschen seien dankbar, so Braun, weil „es wirklich oft niemand anderen gibt, den sie fragen können“. Die Mitarbeitenden unterstützen etwa bei der Buchung eines Bahntickets (das man in Alzenau stationär nicht mehr kaufen kann), bei der Einrichtung eines E-Mail-Postfaches oder installieren Apps auf Handy und Computer. Und klären dabei – quer über alle Altersgruppen – auch darüber auf, welche Gefahren mit der digitalen Welt verbunden sind, beraten dazu, was man preisgibt und was besser nicht. Außerdem holt die Bibliothek die Zukunft über den Makerspace nach Alzenau – zum Ausprobieren, Selbermachen, Hemmschwellen Abbauen. Hier können Kinder ab drei Jahren spielerisch mit Blue-Bot- und Kinder ab sechs Jahren mit Dash-Bot-Robotern das Programmieren erlernen. Beide Modelle dürfen sogar für zwei Wochen entliehen werden. Dasselbe gilt für die VR-Brille „Oculus Quest“, mit der Kinder ab zwölf Jahren mittels vorinstallierter Spiele und Lernanwendungen in virtuelle Welten abtauchen können. „Wir möchten“, erläutert Braun, „Kindern in einem sicheren Umfeld beibringen, sich in digitalen Medien zu bewegen.“ Dazu schult die Bibliothek auch Erzieherinnen und Erzieher oder geht mit den Geräten in die Schulen, etwa im Rahmen einer nachmittäglichen Coding-AG. Der Makerspace hat Menschen jeden Alters etwas zu bieten. Neben den erwähnten Laptops und Tablets stehen hier ein Großformat-Scanner, ein Plotter, mit dem sich Plakate und Ähnliches in beliebiger Länge ausdrucken lassen, sowie ein Schneide-Plotter zur Verfügung. Mit ihm kann man scannen, zeichnen, entwerfen, schneiden, prägen und Material bis zu drei Millimetern Dicke bearbeiten. Wer Ausgefalleneres vorhat, benutzt den 3D-Drucker. Die Bibliothek stellt industriell kompostierbare Filamente aus Zuckerrohr in vier bis fünf Farben zur Verfügung. Wer andere möchte, bringt sie sich mit. Das Drucken selbst ist kostenlos – ganz gleich, ob man Ersatzteile für Gesellschaftsspiele oder Rasierapparate, Halterungen für Laptops oder selbst gestaltete Anhänger für einen Junggesellenabschied braucht. Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt. Digital in die Stadtgesellschaft Die Zentral- und Landesbibliothek Berlin (ZLB) muss in größeren Dimensionen denken. Rund 3,6 Millionen Menschen leben in der Stadt, in der Metropolenregion sind es knapp 4,8 Millionen – sozial, ökonomisch, sprachlich und kulturell höchst divers. Mit Beständen von 66 Standorten, erweitert noch um Fahr- und Schulbibliotheken, die alle im Verbund der Öffentlichen Bibliotheken Berlins zusammengeschlossen sind, kann die ZLB ihren Nutzerinnen und Nutzern ein breit gefächertes, digital zugängliches Angebot eröffnen. Ergänzt wird es durch zahlreiche Plattformen zu elektronischen Medien aus den Bereichen Lesen, Hören, Schauen, Lernen, Wissen und Spielen. Eigens zu Digital-Lotsen und -Lotsinnen geschulte Bibliotheksangestellte greifen Menschen in der neu eingerichteten Beratungsstelle Digital-Zebra unter die Arme, wenn es um Behördenvorgänge, die Buchung von Arztterminen, Online-Tickets oder anderes mehr geht. Bislang gibt es die aufModerne Bibliotheken bieten weit mehr als nur Bücher. Bibliothek des Jahres in kleinen Kommunen und Regionen 2024: die Stadtbibliothek Alzenau. © Stadt Alzenau © ZLB, Foto Moritz Haase/Olaf Janson 20 FOKUS dbb magazin | Oktober 2024
RkJQdWJsaXNoZXIy Mjc4MQ==