dbb magazin 10/2024

FRAUEN Gleichstellung Der Gender Digital Gap geht in Teilzeit Nach einer Befragung der Initiative D21 aus dem Jahr 2019 haben in Deutschland Männer mehr Zugang zu Handys, PCs oder dem Internet, verbringen mehr Zeit damit, haben mehr digitale Kompetenzen und sind der Digitalisierung allgemein aufgeschlossener. D21 hat für die Auswertung den „Digitalindex“ von 0 bis 100 errechnet: Frauen erreichten 2019 einen Indexwert von 51, während der von Männern bei 61 lag. Diese Diskrepanz gibt es nicht nur in Deutschland, und sie trägt einen Namen: „Digital Gender Gap“. Den Anschluss nicht verlieren Die erfreuliche Entwicklung: Der digitale Geschlechterunterschied in Deutschland hat sich in den vergangenen Jahren etwas verringert. Gemäß der neuesten D21-Umfrage aus dem Jahr 2023 nähern sich die Digitalindizes von Frauen und Männern an, mit Werten von 56 für Frauen und 60 für Männer. Allerdings ergab dieselbe Umfrage, dass Frauen signifikant seltener das Empfinden haben, von der digitalen Transformation zu profitieren. Milanie Kreutz, stellvertretende dbb Bundesvorsitzende und Vorsitzende der dbb bundesfrauenvertretung sieht deshalb noch großen Verbesserungsbedarf: „In der zunehmend digitalisierten Arbeitswelt dürfen Frauen nicht abgehängt werden. Digitale Kompetenzen werden sowohl im Arbeitsalltag als auch bei der Stellensuche immer gefragter und müssen aktiv gefördert werden.“ Auch der Dritte Gleichstellungsbericht der Bundesregierung empfiehlt, die Kompetenzlücke in der digitalen Welt zu schließen. Um den Rückstand aufzuholen, schlägt der Bericht vor, digitale (Weiter-)Bildung in allen Phasen des Lebens und unabhängig vom Geschlecht anzubieten. Frauen haben seltener Zugriff auf Dienstlaptops Die Befragung von 2019 hatte zudem festgestellt, dass Frauen mit 36 Prozent deutlich seltener Zugriff auf mobile Geräte am Arbeitsplatz wie Handys und Laptops haben als Männer (56 Prozent). Frauen können darüber hinaus in ihrer Arbeit seltener digitale Anwendungen wie Homeoffice, Mobiles Arbeiten oder Programme für Videokonferenzen nutzen. „Diese digitale Benachteiligung geht gar nicht“, kritisiert Kreutz. „Frauen arbeiten häufiger in Teilzeit, kümmern sich um die Kinder und den Haushalt oder pflegen Angehörige. Digitale und hybride Arbeitsmöglichkeiten würden ihnen sehr helfen, Familie und Beruf besser zu vereinen, doch gerade sie werden bei der Ausstattung benachteiligt.“ Arbeitgeber seien in der Pflicht, für gleiche Bedingungen zu sorgen. Eine neue Lücke tut sich auf Nach einer Studie des Wirtschafts- und sozialwissenschaftlichen Instituts der Hans-Böckler-Stiftung aus dem Jahr 2023 ist die Ausstattungslücke zwar leicht zurückgegangen, aber weiterhin vorhanden. Dafür sehen die Studienautoren beim Digitalisierungszugang eine wachsende Lücke zwischen Vollzeit- und Teilzeitbeschäftigten, wobei Frauen in Teilzeit mit Abstand die niedrigsten Werte haben. Sie sprechen vom „Part-Time Digital Gap“. Da Frauen häufiger in Teilzeit arbeiten als Männer, sind sie von dieser neuen Entwicklung besonders stark betroffen. Die dbb frauen machen sich für Modelle wie Führen in Teilzeit und Führen auf Distanz stark, die es weiblichen Führungskräften ermöglicht, Familie und Beruf besser zu vereinen. „Der Zugang zur entsprechenden Ausstattung ist der Stützpfeiler für die neuen Arbeitsformen. Damit solche Modelle funktionieren und breitflächig genutzt und angeboten werden, müssen Arbeitgeber diese Ausrüstung zur Verfügung stellen“, fordert Kreutz. Arbeitgeber müssen zudem umdenken und sollen nicht mehr an der Präsenzkultur festhalten. dsc Auch nach Corona gibt es noch erhebliche Unterschiede, wie viel Zugang Frauen und Männer zur Digitalisierung am Arbeitsplatz haben. Das muss sich ändern. Model Foto: Colourbox.de 32 INTERN dbb magazin | Oktober 2024

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