SENIOREN Verschobener Renteneintritt Weiterarbeiten, wenn’s an Nachwuchs mangelt dbb Seniorenchef Horst Günther Klitzing hält die geplante Rentenaufschubprämie nicht für ein geeignetes Instrument gegen den Fachkräftemangel. Weiterarbeiten im Ruhestand – angesichts der Fachkräftelücke von 570 000 Stellen im öffentlichen Dienst ist das eine gute Idee für alle, die geistig wie körperlich fit genug und bereit sind, ihren Job weiter auszuüben“, sagt Klitzing. Das Problem mangelnden Nachwuchses im öffentlichen Dienst lasse sich aber auf diesem Weg nicht nachhaltig bewältigen. „Ich bezweifle, dass eine Rentenaufschubprämie, so wie sie die Bundesregierung jetzt plant, einen sinnvollen Anreiz für das Arbeiten über die Regelaltersgrenze hinaus bietet.“ Einerseits scheine die Regelung kompliziert und verursache viel Verwaltungsaufwand. Andererseits lohne sie sich für die Betroffenen womöglich nicht, falls sie versteuert werden müsste. Außerdem würde eine Prämie die lebenslang zur Auszahlung kommende Rente mindern. Hinter der geplanten Rentenaufschubprämie steckt die Idee, dass jeder, der über die Regelaltersgrenze hinaus arbeitet, bei Renteneintritt die aufgeschobene Rente plus einen Bonus erhalten soll. „Beschäftigte erhöhen ihre späteren Rentenzahlungen aber schon jetzt, wenn sie über das reguläre Renteneintrittsalter hinaus arbeiten“, so Klitzing. Das Vorhaben ist Teil der im Juli von der Ampelkoalition vereinbarten „Wachstumsinitiative“ und muss noch im Bundestag beraten und beschlossen werden. Die Prämie soll sich aus der Höhe der entgangenen Rente und den Krankenversicherungsbeiträgen ergeben, die die Rentenkasse für die Zeit der Weiterbeschäftigung für die Betroffenen spart. _ Model Foto: Colourbox.de Model Foto: Peopleimages.com/Colourbox.de Pflegefachkräfte Mehr Azubis Im Jahr 2023 haben etwa 54 400 Menschen eine Ausbildung zur Pflegefachkraft begonnen, vier Prozent mehr als im Vorjahr. Drei Jahre nach Einführung des neuen Ausbildungsberufs der Pflegefachkraft haben diese Ausbildung 2023 erstmals rund 33 600 Menschen abgeschlossen. Zugleich ist die Zahl derjenigen angestiegen, die eine Pflegeausbildung neu begonnen haben, wie das Statistische Bundesamt in Wiesbaden mitteilte. Rund 54 400 Menschen hatten 2023 eine Ausbildung zur Pflegefachkraft begonnen. Das waren vier Prozent oder 2 200 mehr als im Vorjahr. Allerdings begannen im Jahr 2021 56 300 mit der Ausbildung. Über alle Ausbildungsjahre hinweg befanden sich zum Jahresende 2023 rund 146 900 Personen in der Ausbildung zur Pflegefachkraft. „Deutschland braucht noch mehr Menschen, die bereit sind, in der Pflege zu arbeiten. Dafür müssen Pflegeberufe deutlich attraktiver werden“, sagte Horst Günther Klitzing, Vorsitzender der dbb bundesseniorenvertretung, aus Anlass des Tages der Patientensicherheit am 17. September 2024. Wie groß die Lücke zwischen tatsächlich vorhandenen Pflegekräften und dem Bedarf ist, berechnet das Statistische Bundesamt in einer jährlichen Pflegekräftevorausberechnung. So wurde zu Beginn des Jahres für 2024 eine Lücke von, je nach Berechnungsart, 20 000 und 130 000 bei einem Gesamtbedarf von voraussichtlich knapp 1,7 Millionen Pflegekräften prognostiziert. Die Vorausberechnung bis zum Jahr 2049 ergibt wegen der Alterung der Gesellschaft bei einem Gesamtbedarf von dann 2,15 Millionen Pflegekräften eine Lücke zwischen 280 000 und 690 000 tatsächlich erwerbstätigen Pflegekräften. Die Vorausberechnung berücksichtigt stationäre und ambulante Einrichtungen und bezieht vier Berufsgruppen mit ein: Gesundheits- und Krankenpflege, Gesundheits- und Krankenpflegehilfe, Altenpflege sowie Altenpflegehilfe. Während es sich bei der Gesundheits- und Krankenpflege sowie der Altenpflege um dreijährige Ausbildungen handelt, können die Hilfsberufe in der Regel innerhalb eines Jahres erlernt werden. Das Statistische Bundesamt betont: „Vorausberechnungen sind keine Prognosen. Der Verlauf der maßgeblichen Einflussgrößen ist mit zunehmendem Abstand vom Basiszeitpunkt immer schwerer abschätzbar.“ _ INTERN 33 dbb magazin | Oktober 2024
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