Personalpolitik Relativer Rückgang rückt Beamte in den Fokus Immer mehr Menschen arbeiten für den Staat, gleichzeitig fehlt an allen Ecken und Enden Personal. Eine Studie will erklären, warum das so ist, und beleuchtet die rückläufige Verbeamtungspraxis. Verbeamtung bei Bund, Ländern und Kommunen“ – so lautet der Titel der Studie, die das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) im August 2024 herausgegeben hat. Dabei analysiert Björn Kauder, Senior Economist für Finanz- und Steuerpolitik beim IW, die Entwicklung der Beschäftigtenzahl im öffentlichen Dienst, bezogen auf den Zeitraum 2012 bis 2022. Die Datengrundlage bilden Zahlen des Statistischen Bundesamts. Das IW ist ein privates Wirtschaftsforschungsinstitut, das sich eigenen Angaben zufolge für eine freiheitliche Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung einsetzt. Es handelt sich um die Mutterorganisation der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft, die vor allem die Interessen von Arbeitgeberverbänden vertritt. Nach aktueller Einschätzung des dbb fehlen dem Staat mehr als 570 000 Beschäftigte, damit er alle seine Aufgaben effizient erledigen kann. Der Personalkörper steht unter Druck, und das von gleich mehreren Seiten: Laut Erhebungen des dbb scheiden in den nächsten zehn Jahren 1,32 Millionen Beschäftigte altersbedingt aus. Das sind mehr als ein Viertel, ausgehend von einer Beschäftigtenzahl von aktuell 5,25 Millionen. Gleichzeitig nehmen die zu erledigenden Aufgaben stark zu. Eine Ursache hierfür liegt – so die aktuelle IW-Studie – in der zunehmenden Regulierung durch den Gesetzgeber, die viele Belastungen für das Personal mit sich bringt. „Die Staatsaufgaben zurückzuführen und weniger komplex zu gestalten, erscheint wichtiger denn je“, heißt es in der Studie. Der Personalzuwachs der vergangenen Jahre reiche nicht aus, um die wachsende Aufgabenlast zu kompensieren. In diesem Zusammenhang wird die Frage aufgeworfen, wie der Staat geeignetes Personal gewinnen kann, sollte es nicht gelingen, die Aufgabenlast zu reduzieren. Dabei könne die Verbeamtung als Stellschraube dienen. Die Arbeitsplatzsicherheit, die mit der Verbeamtung einhergeht, sei ein zentrales Argument im Wettbewerb um Fachkräfte. Tatsächlich ist die absolute Zahl der Verbeamtungen im Zeitraum von 2012 bis 2022 angestiegen, geht aus der IW-Studie hervor. Doch relativ gesehen habe das Instrument der Verbeamtung an Bedeutung verloren, denn die Zahl der Arbeitnehmenden im öffentlichen Dienst ist im Vergleich noch stärker angestiegen. Dieses Phänomen ist in den Gebietskörperschaften unterschiedlich stark ausgeprägt: am stärksten bei den Kommunen, gefolgt von den Ländern, und am geringsten im Bund. Bund: mehr Verbeamtungen in der Bundeswehrverwaltung Unter den Beschäftigten des Bundes ist der Anteil der Beamtinnen und Beamten um 0,5 Prozentpunkte zurückgegangen: 2012 lag er bei 71,8 Prozent, 2022 bei 71,3. Insgesamt gab es 2012 knapp 350 000 Bundesbeamtinnen und -beamte, 2022 laut Statistik 360 655. In welchen Aufgabenbereichen des Bundes die meisten Beamtinnen und Beamten arbeiten? In der Finanzverwaltung stellte die Statusgruppe zuletzt einen Anteil von 86,1 Prozent (2012: 85,6 Prozent). Bemerkenswert ist der Anstieg von verbeamteten Beschäftigten in der Bundeswehrverwaltung innerhalb des Aufgabenbereichs „Verteidigung“: Im Jahr 2012 lag der Anteil bei 29,7 Prozent, im Jahr 2022 bei 38,2 Prozent. Insgesamt gab es im Jahr 2022 rund 70 000 Beschäftigte in der Bundeswehrverwaltung (2012: 74 000). Im Aufgabenbereich „Öffentliche Sicherheit und Ordnung“ stellt die Polizei die größte Untergruppe. Im betrachteten ZeitBeamtenanteile des Bundes nach ausgewählten Aufgabenbereichen Model Foto: Piotr Adamowicz/Colourbox.de 26 FOKUS dbb magazin | November 2024
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