dbb magazin 11/2024

EUROPA © EZB (2) Digitaler Euro E-Währung soll Bargeld nicht ersetzen Sie erklären die Chancen des digitalen Euro. Lutz Supplitt ist Bundesvorsitzender der VdB Bundesbankgewerkschaft und Vorsitzender des Hauptpersonalrats. Joachim Wuermeling ist Executive in Residence beim Institute for Deep Tech Innovation und war bis 2023 Mitglied im Vorstand der Deutschen Bundesbank. Was ist der digitale Euro? Wuermeling: Geld der Zentralbank kann verschiedene Formen annehmen. Wir kennen heute Münzen, Geldscheine oder Kontoguthaben. Der digitale Euro repräsentiert den Euro demgegenüber in digitaler Form in einem geschützten Datensatz. Der Euro ist aber derselbe, auch wenn er nun in einer digitalen Version zur Verfügung gestellt wird. Allerdings hat digitales Geld viele Funktionen und Vorteile gegenüber der alten Welt von Bargeld und Bankkonten. Was genau sind denn die Vorteile? Wuermeling: Der digitale Euro ist ein Zahlungsmittel, das alle anderen Zahlungsmittel ersetzen kann, wenn man das möchte: Im Geschäft, im Internethandel, zwischen Privatpersonen, bei Behörden – und das in ganz Europa. Das bedeutet: Man muss nicht mehr eine Vielzahl von Karten, Girokarten und Kreditkarten nutzen und zusätzlich Apps von PayPal oder Apple herunterladen. Das ist praktisch. Die Zahlungen sind außerdem schneller, sie sind günstiger und sie sind auch sicherer als die kontobasierten Zahlungen. Während die meisten, auch die inländischen, Zahlungen heute über US-Firmen und -Systeme geleitet werden, nutzt der digitale Euro ausschließlich europäische Infrastrukturen. Wie schauen denn die Kolleginnen und Kollegen der Bundesbank auf dieses Projekt? Wie schaut der VdB als Gewerkschaft auf den digitalen Euro? Supplitt: Das Projekt digitaler Euro wird interessiert wahrgenommen, aber noch nicht in dem Umfang, wie es vielleicht anzunehmen wäre. Hintergrund ist, dass der digitale Euro als ein Projekt in dem Programm „Wandel“ gesehen wird und das ist das derzeit beherrschende Thema. Mit dem Programm „Wandel“ soll die Bundesbank für die Herausforderungen der Zukunft aufgestellt werden, wozu unter anderem auch eine Organisationsmodernisierung gehört. Das Programm ist gerade in den Transformationsprozess gestartet und bringt Stellenstreichungen mit sich. Der Bereich des digitalen Euro ist der einzige, in dem aktuell neue Stellen geschaffen beziehungsweise aufgebaut werden. Damit sehen etliche Kolleginnen und Kollegen Chancen in diesem Aufgabenbereich. Als VdB Bundesbankgewerkschaft freuen wir uns über die Vorstandsentscheidung, dass der digitale Euro für die Bundesbank eine Top-Priorität hat. Durch die aktive Mitarbeit der Bundesbank bei der Entwicklung der digitalen Währung wurde und wird weiterhin ein zukunftsweisender Bereich mit interessanten Aufgaben und Tätigkeiten aufgebaut. Der digitale Euro könnte bei der Bekämpfung von Schwarzarbeit, Steuerhinterziehung und der Geldwäsche aus Sicht der DSTG und dem BDZ sicherlich hilfreich sein. Insofern verweise ich gerne auf die kommende digitale Währung, wobei der digitale Euro kein Surrogat für das Bargeld sein soll. Er bedeutet also nicht das Ende des Bargelds? Supplitt: Der digitale Euro komplettiert das Bargeld und wird es nicht ersetzen. Unabhängig vom digitalen Euro sehen wir bereits seit einigen Jahren bei der Bargeldnutzung einen rückläufigen Trend. Die Gründe sind vielfältig und liegen unter anderem in der Zunahme der Kartenzahlungen, die insbesondere von der jüngeren Generation favorisiert werden. Ich möchte allerdings betonen, dass der Vorstand der Deutschen Bundesbank eine Bargeldstrategie beschlossen hat, mit der er sich zum Bargeld bekennt. Mit dieser Entscheidung wurden eine Konsolidierung und die Modernisierung des Filialnetzes beschlossen. Das bedeutet, es werden Filialen geschlossen, aber es sind auch Neubauten geplant. Die damit einhergehenden Investitionen zeigen deutlich, dass die Bundesbank weiterhin auf ihr Kernprodukt, das Bargeld, setzt. Welche zusätzlichen Funktionalitäten bietet die digitale Währung? Wuermeling: Die entscheidende zusätzliche Funktionalität liegt darin, dass man den digitalen Euro programmieren kann. Damit kann man Zahlungen automatisieren, für den Fall, dass eine LeisINTERN 35 dbb magazin | November 2024

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