Vor allem die geforderten zusätzlichen drei freien Tage sowie die Flexibilisierung der Arbeitszeit durch ein innovatives Arbeitszeitkonto versprächen spürbare Attraktivitätsgewinne, ergänzte Volker Geyer, dbb Fachvorstand Tarifpolitik: „Diese Arbeitszeitkonten müssen hochflexibel sein und sich nach den Vorstellungen der Beschäftigten richten – sowohl bei dem, was eingezahlt wird, als auch bei der späteren Nutzung. Das könnten eine Verkürzung der Wochenarbeitszeit, weitere freie Tage oder etwa Sabbaticals sein.“ Zentral ist für den dbb außerdem die zeitgleiche und systemgerechte Übertragung des Tarifergebnisses auf den Beamtenbereich des Bundes. „Das ist sachlich und ethisch zwingend, und erst dadurch wird diese Einkommensrunde erfolgreich zum Abschluss gebracht“, betonte Silberbach. Zuvor hatte die Bundestarifkommission (BTK) des dbb in Berlin das Forderungspaket zur Einkommensrunde 2025 einstimmig beschlossen. Es enthält sowohl eine spürbare lineare Komponente als auch den Einstieg in eine selbstbestimmtere und modernere Arbeitszeit. „Dieses Forderungspaket hat sich in dieser Form nach unseren Regionalkonferenzen abgezeichnet“, erläuterte dbb Tarifchef Volker Geyer, „denn natürlich brauchen und wollen die Kolleginnen und Kollegen mehr Geld. Dass die Inflation aktuell nicht weiter steigt, heißt ja nicht, dass der aufgetürmte Sockel der vergangenen Jahre verschwunden ist. Obendrein bedeutet eine niedrigere Inflation nicht automatisch, dass auch die Preise für das alltägliche Leben sinken. Wer selbst einkauft, weiß, wovon ich spreche.“ Auch zum Thema Arbeitszeit ist die dbb Position eindeutig. Geyer: „Auf all unseren Regionalkonferenzen war klar: Die Einkommenserhöhung steht im Zentrum, aber das Thema Arbeitszeit ist keine Zierde am Rande, sondern essenziell.“ Viele Kolleginnen und Kollegen schafften es sonst nicht mehr, den immer anspruchsvolleren Tätigkeiten gerecht zu werden. „Was wäre gewonnen, wenn diese Menschen dem öffentlichen Dienst den Rücken kehrten, weil es die attraktiven Arbeitszeiten woanders gibt?“ Der Weg in die Privatwirtschaft sei für gut ausgebildete Fachkräfte nicht weit. Für die Bundesbeamtinnen und -beamten stellte Waldemar Dombrowski, dbb Fachvorstand Beamtenpolitik, klar, dass der Bund vor vielen Jahren einen „Zeitkredit“ bei seinen Beamtinnen und Beamten aufgenommen habe, dessen Rückzahlung er von Jahr zu Jahr verschiebt. „Der Bund“, so Dombrowski, „trägt eine Schuld mit sich herum, die er endlich begleichen muss. Wir erwarten, dass Innenministerin Nancy Faeser im Kontext der Einkommensrunde endlich konkret wird und sagt, wie sie die Rückführung auf 39 Wochenstunden umsetzen will.“ Klar ist aber auch, dass diese Forderung nicht auf die Einkommensforderung angerechnet werden dürfe. „Wir erwarten, dass der Bund sein ursprüngliches Versprechen endlich einlöst.“ _ > Ein Volumen von 8 Prozent, mindestens aber 350 Euro monatlich zur Erhöhung der Entgelte (gegebenenfalls zum besseren finanziellen Ausgleich von besonderen Belastungen). > Drei zusätzliche freie Tage sowie einen freien Tag für Gewerkschaftsmitglieder. > Einrichtung eines Arbeitszeitkontos, über das die Beschäftigten eigenständig verfügen. > Die Entgelte für Auszubildende, dual Studierende, Praktikantinnen und Praktikanten sollen um 200 Euro monatlich erhöht werden. Die Kernforderungen Vom Tarifvertrag für den öffentlichen Dienst (TVöD) sind über 2,6 Millionen Beschäftigte direkt oder indirekt betroffen: rund 1,7 Millionen Arbeitnehmende und Auszubildende des Bundes (über 156 000) und der Kommunen (über 1 500 000) und weiterer Bereiche, auf die der TVöD direkte Auswirkungen hat. Hinzu kommen knapp 370 000 Bundesbeamtinnen und Bundesbeamte, Anwärterinnen und Anwärter sowie fast 600 000 Versorgungsempfängerinnen und -empfänger beim Bund, auf die der Tarifabschluss übertragen werden soll. Mittelbar hat die Einkommensrunde auch Auswirkungen auf weitere Bereiche des öffentlichen Dienstes. Die Verhandlungen beginnen am 24. Januar 2025 in Potsdam. Mehr Infos: dbb.de/einkommensrunde Hintergrund Breite Zustimmung für die Einkommensforderung in der Bundestarifkommission des dbb. © Fabian Berg © Friedhelm Windmüller AKTUELL 5 dbb magazin | November 2024
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