STAAT UND GESELLSCHAFT Gemeinnütziges Engagement Als Wahlhelfer im Einsatz für die Demokratie Bundestags-, Landtags- und Kommunalwahlen brauchen Menschen, die kandidieren, Wählerinnen und Wähler und nicht zuletzt Wahlhelfende. Drei Mitglieder der dbb jugend haben dieses Ehrenamt übernommen und schildern ihre Erfahrungen. In Nordrhein-Westfalen stehen 2014 Kommunalwahlen an: Ein Freund fragt Susanne Aumann, ob sie sich als Wahlhelferin engagieren möchte. Sie sagt zu, geht am Wahltag aber mit einem mulmigen Gefühl ins Wahlbüro. „Ich war Anfang 20 und hatte die Sorge, dass ich es nicht hinbekomme“, erinnert sich Aumann. Doch vor Ort lösen sich ihre Zweifel in Luft auf: Das erforderliche Wissen, das die Stadt Aachen auf einer Schulung und über Unterlagen vermittelt hat, kann sie ohne Probleme anwenden. Zudem unterstützen erfahrene Wahlhelferinnen und Wahlhelfer alle Neulinge. Fazit: „Mir hat’s extrem viel Spaß gemacht. Seitdem halte ich mir alle Wahltage im Kalender frei!“ Kommunal-, Landes- und Bundesebene: Mittlerweile hat Aumann, Vorsitzende der dbb jugend in Nordrhein-Westfalen, bei zehn Wahlen mitgeholfen – jüngst auch bei der Europawahl 2024. 400 Millionen Menschen in 27 Staaten durften ihre Stimme abgeben, in Deutschland erstmals auch 16-Jährige. Bundesweit sorgten 675 000 Ehrenamtliche dafür, dass alles reibungslos funktioniert, organisiert in etwa 90 000 Wahlvorständen. Sie kontrollierten Ausweise, prüften Wahlscheine, gaben Stimmzettel aus, zählten die Stimmen und stellten das Ergebnis fest. Damit bildeten sie das Fundament der Wahl. Warum Aumann dem Ehrenamt treu geblieben ist? Die gebürtige Rheinländerin begründet ihre Motivation zum einen ideologisch. Sie findet es faszinierend, wie viele Rädchen letztlich dazu beitragen, dass die Demokratie funktioniert. „Ich bin gerne Teil dieses Systems, weil freie Wahlen ein Privileg sind“ – dies sei mit Blick auf autokratische Staaten keine Selbstverständlichkeit. Und zum anderen schätzt sie die Begegnungen: „Man lernt viele Leute kennen, von Jung bis Alt, vom aufgeregten Erstwähler bis zur routinierten Rentnerin, die schon oft ihre Stimme abgegeben hat.“ Wer schon etwas Erfahrung mitbringt, kann sich als Wahlvorsteher oder -vorsteherin engagieren. Das ist die Person, die in einem Wahlvorstand, der aus weiteren Wahlhelfern besteht, den Hut aufhat. Gemeinsam gewährleisten alle die ordnungsgemäße Durchführung der Wahl: Unter anderem dürfen nicht mehrere Wählerinnen und Wähler gleichzeitig in die Wahlkabine – denn die Wahl ist geheim. Und sie ist frei: Beeinflussung bei der Wahlhandlung, etwa durch Werbung, ist tabu. „Besonders spannend wird’s, wenn es an das Auszählen der Stimmen geht“, berichtet Aumann. Dabei sind Konzentration und Gründlichkeit gefragt. Am Ende muss die Zahl der angegebenen Stimmen mit den jeweiligen Stimmen für die Parteien übereinstimmen. Als Schriftführerin protokolliert die Vorsitzende der dbb jugend nrw die Ergebnisse. Matthias Berk, Landesjugendleiter der dbb jugend hessen, hat mit Aumann zwei Dinge gemeinsam: Er hat sich ebenfalls erstmals 2014 als Wahlhelfer engagiert und nimmt ebenfalls die Aufgaben der Schriftführung wahr. „Ich gleiche Namen mit dem Wählerverzeichnis ab, protokolliere, wer gewählt hat, und leite letztlich die Ergebnisse an das Wahlkreisbüro weiter“, erzählt er. „Demokratie und Meinungsvielfalt gehören für mich zusammen. Nicht jede Meinung kann zu 100 Prozent umgesetzt werden. Bei der demokratischen Willensbildung geht es darum, Kompromisse zu finden.“ Susanne Aumann, Vorsitzende der dbb jugend nrw „Demokratie bedeutet für mich Freiheit. Die Freiheit, mich politisch so zu betätigen, wie ich es möchte, meine Meinung frei äußern und diese in einem Wahlprozess darlegen zu können.“ Matthias Berk, Landesjugendleiter dbb jugend hessen Model Foto: AHMET EYLEM MISIRLIGÜL/Colourbox.de 22 FOKUS dbb magazin | Dezember 2024
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