NRW-Ministerpräsident Wüst „Müssen unsere Freiheit verteidigen“ Das richtige Verhältnis zwischen Freiheit und Sicherheit sei immer eine Frage der Abwägung, sagte der Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen, Hendrik Wüst, am 6. Januar 2025 auf der dbb Jahrestagung in Köln. Aktuell stimme das Verhältnis jedoch nicht. Die Anschläge in Solingen und Magdeburg verunsichern die Menschen. Sie wirken sich direkt auf ihr Sicherheitsgefühl aus. „Die Politik muss hingucken, reagieren und Antworten geben“, unterstrich NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst in seiner Rede. „Sie muss das Sicherheitsgefühl wieder herstellen. Das ist eine zentrale Aufgabe für das Jahr 2025.“ Diese Aufgabe beziehe sich auf die äußere und innere Sicherheit, unterstrich der Ministerpräsident. Außenpolitisch müsse Deutschland Verantwortung übernehmen und die Interessen in Europa zusammenführen. „Und innenpolitisch müssen wir das Verhältnis zwischen Freiheit und Sicherheit neu abwägen, damit die Sicherheitsbehörden agieren können. Das erfordert die veränderte Sicherheitslage. Sonst verlieren wir unsere Freiheit.“ Konkret kritisierte Wüst, dass etwa die Debatte um die Vorratsdatenspeicherung nicht mehr so geführt werden dürfe, als hätte sich die Welt nicht verändert. Datenschutz und Privatsphäre seien hohe Güter – dennoch sei es unterm Strich „Staatsversagen“, wenn der Staat technische und rechtliche Möglichkeiten in der aktuellen Situation nicht ausschöpft. Aber es sei nicht bloß die Sicherheitslage, die das Vertrauen in die Handlungsfähigkeit des Staates schmälert, so Wüst und nannte als Beispiel: „Planungs- und Genehmigungsverfahren dauern oft zu lange. Das ist nicht nur bei strittigen Projekten der Fall, sondern auch bei unstrittigen. Selbst wenn sich alle einig sind, dauert es einfach zu lange!“ Grundsätzlich sei es gut und richtig, die Dinge gründlich zu machen. Doch jeder Heimwerker wisse, dass nach „fest“ „ab“ kommt – „die Art und Weise, wie wir Deutschland verwalten, muss auf den Prüfstand. Wir müssen darüber reden, wie wir diesen Staat organisieren. Dabei müssen wir nicht bloß über Ausgaben sprechen, sondern in Zeiten knapper Kassen auch Aufgabenkritik üben.“ cdi Zukunftsforschung Von der Wissens- zur Datengesellschaft Zukunftsforscher Sven Gábor Jánszky nahm die Teilnehmenden der dbb Jahrestagung am 7. Januar 2025 in Köln mit auf eine Zeitreise in die Arbeitswelt des Jahres 2035 und skizzierte künftige Entwicklungen und Trends. Jánszky beleuchtete, wie technologische Innovationen und gesellschaftliche Veränderungen die Arbeitswelt transformieren werden. Er leitet 2b AHEAD, das größte Zukunftsforschungsinstitut Europas, und beschäftigt sich in seinem Unternehmen mit der Frage, wie ein planbares Zukunftsbild aussieht. Seine Methodik befasst sich vorwiegend mit Wahrscheinlichkeiten für zukünftige Entwicklungen. „Das Hauptproblem ist, dass uns unser Bauchgefühl kein sinnvolles Zukunftsbild liefert“, erklärte Jánszky. Im „Reality-Gap“, der Lücke zwischen der ungünstigsten und der optimistischsten Annahme über die Zukunft, konzentriert sich der Trendforscher auf die optimistischen Annahmen. Er untersucht etwa Investments von Konzernen, insbesondere des Silicon Valley, in Medizintechnologien und den wahrscheinlichsten Zeitpunkt des Eintritts in den Massenmarkt. In den kommenden fünf Jahren werde es in Deutschland etwa sechs Millionen nicht besetzte Stellen geben. Eine positive Folge sei der Verlust der Angst vor dem Arbeitsplatzwechsel und eine höhere Mobilität der Arbeitskräfte. Weiter werde sich die Wissensgesellschaft hin zu einer Datengesellschaft wandeln. Auch das verändere die Erwartungen an Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer. Jánzsky: „Traditionell haben Gewerkschaften in Deutschland die Macht, ein Zukunftsbild in die Gesellschaft zu bringen. Bedingung ist, dass Sie Zukunft lieben. Aber wenn Sie sie nicht lieben, kommt sie trotzdem.“ ada Hendrik Wüst Sven Gábor Jánszky © Marco Urban © Marco Urban AKTUELL 13 dbb magazin | Januar/Februar 2025
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