dbb magazin 1-2/2025

bestens, das ist bei den Bäumen nicht anders“, erklärt der Professor. „Aktuell sind die Bäume im Dauerstress und kommen gar nicht mehr dazu, sich zu erholen.“ Stressauslöser sind Hitze, ausbleibender Niederschlag und die daraus resultierende Trockenheit. Schädlinge, wie beispielsweise der Borkenkäfer, haben leichtes Spiel, weil der Baum wegen des Wassermangels nicht mehr ausreichend Harz produzieren kann, um sie abzuwehren. Schröder: „Der Käfer an sich ist nicht das Problem, er hat seinen festen Platz im Ökosystem. Das Problem ist, dass er die Oberhand gewinnt, weil der Klimawandel das ökologische Gleichgewicht durcheinanderwirbelt.“ Alternative Baumarten gesucht Falk Stähr, Leiter des Sachgebietes Waldbau im Landeskompetenzzentrum Forst Eberswalde, pflichtet seinem Kollegen aus der Forschung bei: „Der Wald steht vor Herausforderungen, denen er sich seit Beginn der Industrialisierung nie stellen musste“, sagt er. „Wir müssen unsere heimischen Bäume um Arten ergänzen, die hitze- und trockenresistenter sind.“ Um herauszufinden, welche Bäume sich eignen, betreiben Universitäten, Hochschulen und andere Forschungseinrichtungen Testflächen. Vor allem in Wäldern, die sich im Landesbesitz befinden – so auch im Choriner Forst. Neue Baumarten müssen sich ins heimische Ökosystem einfügen. Wie spielen sie mit dem Boden zusammen? Richten sie möglicherweise Schäden an? Und erfüllen sie überhaupt den Zweck, den sie erfüllen sollen? Dies sind Beispiele für Fragen, mit denen sich Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler befassen. Waldbau ist eine langwierige Angelegenheit. Erfolge und Misserfolge sind erst nach Jahrzehnten sichtbar. Deshalb ist es wichtig, gleichzeitig auf mehrere Strategien zu setzen. Bei einer Strategie bestünde das Risiko, dass alles verloren ist, sollte sie scheitern. In der Forschung besteht Einigkeit darüber, dass der Mischwald das Ideal darstellt, das es zu erreichen gilt. Seine Kennzeichen: Bäume unterschiedlichen Alters und vor allem unterschiedliche Arten. Insgesamt ist er weniger anfällig für Schäden als Monokulturen – wie etwa die Fichtenmonokultur im Harz verdeutlicht. „Uns bleibt gar nichts anderes übrig, als Ökologie und Ökonomie zu vereinen“, sagt Stähr. „Sonst bringt der Wald keine Erlöse! Nur der ökologisch nachhaltige Wald ist auch betriebswirtschaftlich nachhaltig.“ Eine weitere Stellschraube, an der sich drehen lässt: Die Wiederverwässerung von Mooren, die in den vergangenen Jahrzehnten trockengelegt wurden. So gelangt Wasser, das der Wald dringend benötigt, wieder zurück in die Landschaft. Doch oft gibt es Bedenken, beispielsweise aus der Landwirtschaft, berichtet Stähr. Auch Anwohner fürchten, dass ihre Keller volllaufen könnten. „Hier ist Aufklärung ganz entscheidend, wir müssen Vorurteile ausräumen und alle mitnehmen.“ Im Fall der Lieper Posse im Über Jahrzehnte sei das Forstpersonal im Land Brandenburg immer weniger geworden, beklagt Eberhard Luft, Leiter des Forstbetriebs Chorin und Mitglied im Bund Deutscher Forstleute (BDF). „Wir brauchen Leute, die in den Wald gehen, Bäume pflanzen und ernten. Und auch die Wiederaufforstung der großen Kahlflächen, die aus den vergangenen Dürrejahren resultiert sind, schaffen wir nur mit menschlicher Kraft.“ Laut Zahlen, die dem BDF vorliegen, gab es im Jahr 1992 in Brandenburg noch 6 584 Forstleute. 2003 waren es 2 743, im Jahr 2024 etwa 1 150 – ausgehend von dem Ziel, auf 1 300 Beschäftigte zu kommen, fehlen 11,5 Prozent. Im nachhaltigen Mischwald beziehungsweise Dauerwald gibt es ausreichend Bäume, viele verschiedene Baumarten und eine gemischte Altersstruktur – zumindest im Optimalfall. „Mit dem Personal sollte es genauso sein“, fordert Luft. „Wir brauchen ausreichend Leute, die verschiedene Kompetenzen einbringen. Außerdem gehören junge, mittelalte und alte Kolleginnen und Kollegen ins Team“ – aktuell bestehe das Problem, dass die Gruppe der Mittelalten nahezu vollständig fehlt. „In der Personalstruktur klafft eine Lücke von gut 20 Jahren, das macht sich auch in der Betriebskultur bemerkbar.“ Eine weitere Folge: Wenn Erfahrungsträger*innen in den Ruhestand gehen, ist niemand mehr da, um Nachwuchskräfte einzuarbeiten. Laut BDF beträgt das Durchschnittsalter der Beschäftigten in Brandenburg etwa 57 Jahre. Nicht zuletzt sei es schwierig, geeignete und qualifizierte Nachwuchskräfte zu bekommen, berichtet der Förster. „Weil so viele Leute fehlen, müssen wir die nehmen, die wir bekommen. Es wird sicher noch dauern, bis wir wieder eine ausgeglichene Personalstruktur etabliert haben.“ cdi Vom Wald lernen und Personalmangel beheben Mit der Axt im Walde: Eberhard Luft. Dr. Falk Stähr leitet das Sachgebiet Waldbau im Landeskompetenzzentrum Forst Eberswalde. „Uns bleibt gar nichts anderes übrig, als Ökologie und Ökonomie zu vereinen.“ Falk Stähr FOKUS 25 dbb magazin | Januar/Februar 2025

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