Choriner Forst ist die Wiederverwässerung gelungen. Wo Mensch und Tier vor einigen Jahren noch durchlaufen konnten, befindet sich heute das Hochmoor. Der Forstbetrieb hat Staustufen in das Areal eingezogen, sodass sich das Regenwasser staut. Eigentlich erfüllen Biber diese Funktion im Ökosystem – wenn allerdings keine Biber zur Stelle sind, muss die Forstwirtschaft nachhelfen. Die gute Nachricht: Mit dem Moor ist der Biber zurückgekommen. Fremde Arten nicht ohne Risiko Zurück zum Holzeinschlag, zurück zu Patricia Stichling und ihrem Team: Inzwischen haben die Forstwirte alle Äste vom Stamm abgetrennt. Bei dem gefällten Baum handelt es sich um eine Douglasie, eine Baumart aus Nordamerika. Sie galt wegen ihrer Robustheit lange als „Wunderbaum“, stößt nun allerdings an Grenzen und ist zum Teil nicht mehr in der Lage, den neuen klimatischen Bedingungen zu trotzen. Im Choriner Forst stellen Douglasien nur einen geringen Anteil, denn der Wald ist FSC-zertifiziert. „FSC“ steht für „Forest Stewardship Council“, dahinter verbirgt sich ein internationales Zertifizierungssystem für nachhaltige Waldwirtschaft. Nicht einheimische Baumarten dürfen höchstens fünf Prozent des Bestandes ausmachen. Für Stichling, die den Import fremder Arten eher skeptisch sieht, ist das von großer Bedeutung: „Die Wurzeln der Pflanzen bilden mit Pilzen im Boden eine Symbiose“, erklärt sie. Es bestehe eine gegenseitige Abhängigkeit, das System sei sehr sensibel. „Solange wir nicht sicher wissen, wie sich fremde Arten auswirken, besteht immer das Risiko, dass wir dem Ökosystem schaden.“ Dieser Aspekt zeigt: Der Waldbau ist ein Für und Wider, ein ständiges Abwägen und Ausprobieren. Motorgeräusche, der Schlepper fährt vor. Grüne Markierungen an den Bäumen zeigen den Weg durch die „Rückegasse“, wie es im Forstsprech heißt. Die Greifarme packen den Stamm, die schwere Maschine zieht ihn fort. Beziehungsweise: Sie rückt den Stamm durch die Gasse, zu den anderen Stämmen, die auf einer kleinen Lichtung lagern. Abnehmer sind die Möbelindustrie, Parketthersteller und Betriebe, die Holz für Dachstühle vertreiben. „Einmal hatten wir auch einen Spezialkunden“, erinnert sich Stichling. „Der brauchte Holz, um Kletterbäume für Affen im Zoo zu bauen.“ Die Forstwirte schauen sich um, sie suchen den nächsten Baum mit einer roten Markierung am Stamm – diese zeigt, dass der Baum bereit für den Holzeinschlag ist. Und dann tönt erneut ein „Aaaaachtung!“ durch den Wald, gefolgt vom Aufheulen der Motorsäge. cdi Die Motive für die Jagd sind unterschiedlich: Für manche geht es um Status und Tradition, für manche um Nahrung – für die Forstwirtschaft vor allem um Nachhaltigkeit. Die Natur kann sich nicht mehr frei entfalten, der Mensch hat sie zur Kulturlandschaft geformt. Siedlungen, Felder, Straßen und Schienen verhindern, dass sich das Wild frei bewegen kann. Deshalb hält es sich vor allem im Wald auf. Hinzu kommt, dass natürliche Fressfeinde, wie beispielsweise der Wolf, die Population allein nicht regulieren können. Kurzum: Der Wald ist mit einer Überpopulation konfrontiert, das Ökosystem gerät aus dem Gleichgewicht. „Eigentlich verjüngt sich der Wald selbst, die Bäume wachsen auf natürlichem Wege nach“, erklärt Patricia Stichling, Försterin in Brandenburg. „Allerdings funktioniert die Naturverjüngung nicht, wenn zu viel Wild da ist, weil sich die Tiere von den jungen Pflanzen ernähren und sie verbeißen.“ Deshalb sei es wichtig, die Wildpopulation durch Jagd auf ein verträgliches Maß zu regulieren. „Sonst ist irgendwann kein Wald mehr da.“ Der Forstbetrieb Chorin hat in den vergangenen Jahren intensiver gejagt – unter Berücksichtigung der gesetzlich vorgeschriebenen Schonzeiten, versteht sich. Der Effekt: „Wir stellen fest, dass es auch der Wildpopulation insgesamt besser geht, weil sich die Nahrungsgrundlage verbessert.“ Konkret: Das Gewicht der einzelnen Tiere ist gestiegen. Stichling wünscht sich, dass der Aspekt der Nachhaltigkeit bei allen Jägerinnen und Jägern stärker in den Fokus rückt. Jagen darf nur, wer außer dem Jagdschein ein Jagdrecht besitzt. Dieses verpachten private Waldbesitzer*innen, in der Regel über lange Zeiträume. Mitunter sind Menschen am Werk, denen es vor allem darum geht, Wild für den Verzehr zu schießen – in Forstkreisen werden sie gerne als „Küchenjäger“ bezeichnet. Andere sehen in der Jagd noch immer eine Tradition, mit der sie ihren gesellschaftlichen Status ausdrücken, berichtet Stichling. „Das ist im Prinzip alles in Ordnung, solange die Bedeutung der Jagd für den Erhalt des Waldes nicht in Vergessenheit gerät.“ cdi Welche Bedeutung hat die Jagd für den Wald? Die Jagd folgt einem dichten Regelwerk. Waldarbeit nach Maß: Forstwirt Philipp Schlichting bereitet einen Baumstamm für den Abtransport vor. Vorschriften eingehalten? Patricia Stichling kontrolliert das Stockbild. 26 FOKUS dbb magazin | Januar/Februar 2025
RkJQdWJsaXNoZXIy Mjc4MQ==