„Stattdessen muss die Leistung im Vordergrund stehen. Teilzeit- und Familienphasen dürfen nicht als Nachteil gewertet werden“, hebt Kreutz hervor. dbb jugend legt Reformplan vor Matthäus Fandrejewski, Vorsitzender der dbb jugend, bedauert den in der jüngsten Bürgerbefragung des dbb attestierten Vertrauensverlust der Bevölkerung in die Handlungsfähigkeit des Staates. „Die Werte sind erschreckend und belegen unmissverständlich, dass die Politik jetzt alles dafür tun muss, um eine Trendwende herbeizuführen.“ Der öffentliche Dienst spiele dabei eine Schlüsselrolle.“ Die dbb jugend hat deshalb einen dezidierten Forderungskatalog an die kommende Bundesregierung ausgearbeitet. „Die dbb jugend steht im ständigen Kontakt mit den Mitgliedsverbänden des dbb und kennt die Erwartungen und Anforderungen von jungen Menschen an den Job“, berichtet Fandrejewski. „Gemeinsam haben wir einen Reformplan mit zehn Punkten erarbeitet. Sie sollen gewährleisten, dass der öffentliche Dienst auch weiterhin seine wichtige Rolle für die Gesellschaft erfüllen kann.“ Enthalten sind folgende Punkte: Beamtentum modernisieren: Die Arbeitsplatzsicherheit im Zuge einer Verbeamtung ist attraktiv, doch es gibt Reformbedarf, um den Beruf für junge Menschen attraktiver zu machen. Strenge Laufbahngrenzen und formale Wartezeiten behindern den Aufstieg, während starre Vorgaben wie das „Jurist*innen-Monopol“ im höheren Dienst und komplizierte Länderwechsel abschreckend wirken. Führungstätigkeiten werden oft ungewollt übernommen oder nicht angemessen vergütet, was weder Fachkräfte noch motivierte Nachwuchskräfte fördert. Die dbb jugend fordert daher, Wartezeiten abzuschaffen, Leistung stärker zu belohnen, Qualifikationen jenseits juristischer Abschlüsse anzuerkennen, Länderwechsel zu vereinfachen und finanzielle Anreize für Führungsverantwortung zu schaffen. Gerechte und leistungsorientierte Vergütungssysteme schaffen: Der öffentliche Dienst steht im Wettbewerb mit der Privatwirtschaft um Nachwuchskräfte, was sich durch den demografischen Wandel weiter verschärfen wird. Um konkurrenzfähig zu bleiben, sind wettbewerbsfähige Gehälter und regelmäßige Lohnsteigerungen entscheidend, wie eine Studie der dbb jugend und der Universität Potsdam zeigt. Kritik gibt es daran, dass Bund und Länder die Vorgaben des Bundesverfassungsgerichts zur Besoldung von Beamtinnen und Beamten nicht konsequent umsetzen. Das Grundgesetz verlangt, dass Beamten ein angemessener Lebensstandard ermöglicht wird, doch aktuelle Versäumnisse werfen ein schlechtes Licht auf den öffentlichen Dienst. Ein Vorschlag der Ampelregierung, der für die dbb jugend unzureichend war, wird durch die Neuwahlen voraussichtlich nicht umgesetzt. Wochenarbeitszeit zurückführen: Die wöchentliche Arbeitszeit für Bundesbeamtinnen und -beamte wurde 2006 auf 41 Stunden erhöht, obwohl dies als temporäre Maßnahme angekündigt war. Seitdem hat sich nichts geändert, obwohl die Work-LifeBalance immer wichtiger wird. Junge Menschen bevorzugen die Privatwirtschaft, da die Regelungen nicht mehr zeitgemäß sind. Die dbb jugend fordert eine Reduzierung der Arbeitszeit auf 39 Stunden, um Zufriedenheit und Produktivität zu steigern, und schlägt Lebensarbeitszeitkonten vor, um individuelle Anpassungen an Lebensumstände zu ermöglichen. Arbeitsbedingungen verbessern: Für viele Menschen ist es herausfordernd, Berufs- und Privatleben zu vereinbaren. Ursachen sind oft Care-Arbeit wie Kinderbetreuung, Pflege von Angehörigen oder die Unterstützung von Freunden. Auch im öffentlichen Dienst führen solche Mehrfachbelastungen häufig zu gesundheitlichen Risiken und dem Verzicht auf Führungspositionen, was wertvolles Potenzial kostet. Die dbb jugend fordert daher bessere Arbeitsbedingungen: mehr Flexibilität bei Arbeitszeit, Ausbildung und Studium, erweiterte Homeoffice-Möglichkeiten und innovative Modelle wie „Top-Sharing“, bei dem sich zwei Personen eine Führungsposition teilen. Ziel ist es, die Vereinbarkeit von Care-Arbeit und Beruf zur Selbstverständlichkeit zu machen. Digitalisierung beschleunigen: Die Digitalisierung im öffentlichen Dienst hinkt hinterher, was zu unnötig langen Prozessen und Vertrauensverlust bei Bürgerinnen führt. Junge Menschen bringen als „Digital Natives“ wertvolle Expertise mit, die genutzt werden sollte. Digitale Bildung und moderne Ausstattung müssen in Schule, Ausbildung und Studium selbstverständlich sein. Um im Wettbewerb um IT-Fachkräfte zu bestehen, braucht es attraktive Vergütungen und duale Studiengänge mit Fokus auf digitale Verwaltung. Föderale Strukturen sollten durch gemeinsame IT-Standards und Kooperation effizienter gestaltet werden. So profitie- „Der Staat muss verlorenes Vertrauen zurückgewinnen. Hierfür spielt ein funktionierender und leistungsstarker öffentlicher Dienst eine Schlüsselrolle.“ Matthäus Fandrejewski, Vorsitzender der dbb jugend © Vanessa Wunsch Photography 34 INTERN dbb magazin | Januar/Februar 2025
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