DBB AKADEMIE Wenn das Rathaus zum Tatort wird Das Bild eines klassischen Rathauses zeigt oft ein imposantes, historisches Gebäude im Herzen einer Gemeinde. Dort treffen engagierte Mitarbeitende Entscheidungen, die das Leben der Bürgerinnen und Bürger prägen, und kümmern sich um vielfältige Dienstleistungen. Warteschlangen für Ausweise oder Wohnsitzanmeldungen gehören ebenso dazu wie eine formal wirkende Atmosphäre mit strengen Vorschriften und Papierkram. So weit das verklärende Klischee. Die Realität zeigt, dass Rathäuser auch Schauplätze von Skandalen sein können. Beispiele aus dem November 2024 verdeutlichen dies: Ein Behördenleiter steht unter Verdacht, Bauarbeiten auf seinem Privatgrundstück über die öffentliche Verwaltung abgerechnet zu haben. Die Kosten von 3 600 Euro seien nicht privat, sondern auf dessen Weisung von der Verwaltung beglichen worden. Nach einem Geständnis könnte der Fall nun bald vor Gericht abgeschlossen werden. Gegen einen Oberbürgermeister und zehn weitere Beschuldigte wird wegen Vorteilsnahme im Amt ermittelt. Ihm wird vorgeworfen, kostenfreie VIP-Tickets im Wert von 13 000 Euro angenommen zu haben, oft für private Sportbesuche mit seiner Frau. Im Gegenzug soll er zugunsten von Vereinen Einfluss auf die Stadtverwaltung genommen haben, obwohl diese Entscheidungen dem Sportbeigeordneten obliegen. Die Ermittlungen laufen. Ein Landrat wurde aufgrund eines Anfangsverdachts wegen Bestechlichkeit vorläufig suspendiert. Die Maßnahme soll den Schutz der Beteiligten und die Sicherung des Verfahrens gewährleisten. Der Landrat soll in eine Schleuseraffäre verwickelt sein, bei der wohlhabenden Personen aus China und Oman unrechtmäßig Aufenthaltsgenehmigungen erteilt wurden. Er bestreitet die Vorwürfe, doch Beweismittel wurden bereits sichergestellt. Diese Fälle sind keine Einzelfälle. Das Bundeslagebild Korruption 2023 des Bundeskriminalamts zeigt, dass Korruptionsdelikte nach der Pandemie wieder zunehmen. Die Anzahl der Fälle in Verwaltung und Justiz liegen sogar über denen in der privaten Wirtschaft. Ein auffälliger Anstieg ist bei der Annahme von Vorteilen für pflichtgemäßes Handeln zu verzeichnen. Häufig nutzen Täter Bargeld, um Mitarbeitende gefügig zu machen und eine Bindung aufzubauen – eine Strategie, die leider oft erfolgreich ist. Korruption ist gerade auf der kommunalen Ebene weitverbreitet. Gründe sind schwache Kontrollmechanismen in kleineren Gemeinden, gewachsene Netzwerke und langjährige persönliche Beziehungen, die Interessenkonflikte begünstigen. Ein weiterer wichtiger Faktor ist die oft begrenzte und zu Unrecht befürchtete Transparenz und Rechenschaftspflicht auf der kommunalen Ebene. Wenn Bürgerinnen und Bürger nicht informiert werden oder kaum die Möglichkeit haben, Entscheidungen nachzuvollziehen, dann schafft das Raum für illegale Einflussnahmen. Neben dem Unrechtsbewusstsein fehlen oft auch Ressourcen und Mittel für Präventionsmaßnahmen. Die gesellschaftliche Haltung gegenüber Korruption spielt ebenfalls eine Rolle. Wenn Korruption als normal und akzeptabel angesehen wird, wird sie leichter toleriert. Diese Einstellung beeinflusst das Verhalten von Einzelpersonen und Institutionen und schwächt die Integrität der Verwaltung. Täterinnen und Täter schädigen die Allgemeinheit und zerstören die Reputation der Verwaltung nachhaltig. Doch die Öffentlichkeit ist ihnen nicht schutzlos ausgeliefert. Es ist wichtig, die Faktoren der Korruption zu benennen, um die Integrität auf kommunaler Ebene zu stärken. Wir können uns aktiv gegen Korruption wehren. Erfolgreiche Prävention beginnt bei den Beschäftigten selbst. Schulungen und Aufklärung sind essenziell, um Korruption vorzubeugen. Die dbb akademie bietet umfassende Fortbildungen, um Mitarbeitende in der öffentlichen Verwaltung zu sensibilisieren und zu stärken. Korruption ist keine Bagatelle. Sie untergräbt das Vertrauen der Bürgerinnen und Bürger in die öffentliche Verwaltung, schädigt die Reputation der Institutionen und gefährdet Arbeitsplätze. Nur durch Transparenz, konsequente Prävention und eine klare Haltung gegen Korruption kann das Vertrauen in die öffentlichen Institutionen bewahrt werden. _ Kontakt: Brigitte Schneider 0228.8193-178 b.schneider@dbbakademie.de © Getty Images/iStockphoto 38 SERVICE dbb magazin | Januar/Februar 2025
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