dbb magazin 5/2019 - page 44

mitgliedsgewerkschaften
<<
VDR und DPhV
Studie wertet Realschule auf
Laut einer Studie im Auftrag
des Bundesverbandes der mit­
telständischen Wirtschaft
(BVMW) sind etwa drei Viertel
der Befragten der Meinung,
dass die Realschule wieder auf­
gewertet werden muss. Zwei
Drittel meinen, dass dem Real­
schulabschluss zu Unrecht we­
niger Anerkennung gezollt wird
als dem Abitur. Darauf haben
die Bundesvorsitzenden des
Verbands Deutscher Realschul­
lehrer (VDR) und des Deutschen
Philologenverbandes (DPhV),
Jürgen Böhm und Susanne Lin-
Klitzing, am 3. April 2019 beim
4. Süddeutschen Realschul­
tages in Ulm hingewiesen.
„Die Menschen in Deutschland
haben längst erkannt, dass der
Weg über einen Realschulab­
schluss und eine duale Berufs­
ausbildung sehr erfolgreich ist
und in eine aussichtsreiche und
angesehene Karriere münden
kann“, sagte Jürgen Böhm, der
auch dbb Vize ist. Eltern und
Wirtschaft werteten die Real­
schule als stabile Säule der
mittleren Bildung, die zuverläs­
sig und kompetent auf Beruf
und weiterführende Bildungs­
wege vorbereite und die ekla­
tante Fachkräftelücke schlie­
ßen könne. Davon zeigte sich
auch DPhV-Chefin Susanne Lin-
Klitzing überzeugt: „Das Abitur
ist einer von vielen möglichen
Schulabschlüssen in unserem
differenzierten Schulsystem.
Seine speziellen Ziele sind die
Wissenschaftspropädeutik,
Studierfähigkeit und vertiefte
Allgemeinbildung. Studierfä­
higkeit ist kein allgemeines Bil­
dungsziel für alle, die Berufs­
fähigkeit sollte gleichwertig
danebenstehen.“ Die beiden
Gewerkschaftsvorsitzenden
betonten: Nur ein Schulwesen,
das alle Schularten als gleich­
wertig anerkennt, dabei aber
die Differenzierung und indivi­
duelle Förderung nach Talen­
ten nicht außer Acht lässt und
so die Anliegen und Bedürfnis­
se der Eltern und Schüler ernst
nimmt, könne eine zukunfts­
orientierte Ausbildung ge­
währleisten.
<<
tbb
Harsche Kritik an
pauschaler Beihilfe
Mit scharfen Worten hat der
tbb Vorsitzende Helmut Lieber­
mann am 3. April 2019 das Vor­
haben der Landesregierung kri­
tisiert, eine pauschale Beihilfe
für die Beamtinnen und Beam­
ten des Landes einzuführen.
„Es kann nicht angehen, dass
ein Bundesland in einer sol­
chen Grundsatzangelegenheit
wie der sozialen Absicherung
von Krankheit und Pflege sei­
ner Beamtinnen und Beamten
einfach losmarschiert und ei­
nen Wesenskern des Beamten­
status herausbricht“, kritisierte
Liebermann. Mit dem Argu­
ment der „Wahlmöglichkeit“
würden „Betroffenen falsche
Tatsachen vorgegaukelt“. Be­
amte könnten sich nämlich
bereits heute zwischen gesetz­
licher (GKV) und privater (PKV)
Krankenversicherung entschei­
den. Das „Hamburger Modell“
befördere mit dem Zuschuss
lediglich die Entscheidung in
Richtung GKV. Es schaffe damit
aber tatsächlich nicht mehr
Wahlfreiheit, sondern be­
schränke sie, da die Betroffe­
nen eine einmal getroffene
Wahl – anders als heute – nicht
mehr revidieren könnten. Zu­
dem würden bereits heute alle
Beamtinnen und Beamten un­
abhängig von Vorerkrankun­
gen in die PKV aufgenommen.
Finanzministerin Heike Taubert
hatte zuvor mitgeteilt, dass
sich das Land ab 2020 mit ei­
nem Zuschuss an den Kosten
einer freiwilligen gesetzlichen
Krankenversicherung für die
Beamtenschaft beteiligen wer­
de. Die rot-rot-grüne Landesre­
gierung orientiert sich dabei
am sogenannten „Hamburger
Modell“, das der SPD-geführte
Senat der Hansestadt 2018
eingeführt hatte. Der dazuge­
hörige Gesetzentwurf wurde
bereits in erster Lesung im
Thüringer Landtag beraten.
<<
dbb m-v
Hohe Stundenverpflichtung
demotiviert Lehrkräfte
Auf dem 11. Landesgewerk­
schaftstag des Verbandes Bil­
dung und Erziehung (VBE) ist
der Vorsitzende des dbb meck­
lenburg-vorpommern (dbb
m-v), Dietmar Knecht, am
6. April 2019 mit der aktuellen
Bildungspolitik des Landes hart
ins Gericht gegangen. Insbe­
sondere kritisierte Knecht die
Personalpolitik und nannte als
Beispiel die im Ländervergleich
hohe Stundenverpflichtung:
Einerseits stelle sie für lebens­
ältere Kolleginnen und Kolle­
gen eine zu hohe Belastung dar,
wie sprunghaft steigende Ren­
tenanträge lange vor dem 65.
Lebensjahr belegen würden.
Andererseits sei sie abschre­
ckend für junge Leute. „Wenn
das Land hier seine starre Hal­
tung nicht aufgibt und endlich
aufwacht, werden wir mit der
Bildung Schiffbruch erleiden“,
sagte Knecht im Beisein von
Kultusministerin Birgit Hesse.
Mit Blick auf Pläne aus den
Reihen der SPD, das Verbeam­
tungsalter auf 45 hochzuset­
zen, kritisierte Knecht: „Diese
‚Eierei‘ ist unerträglich gewor­
den. Seit Jahren fordern wir die
45, und seit Jahren ist es das
SPD-geführte Finanzministeri­
um, was dies ablehnt. Damit
wurden enorm viele Betroffene
im Alter zwischen 40 und 45
verprellt und sind in andere
Bundesländer abgewandert.
Inzwischen wäre das komplette
Streichen jeglicher Altersgren­
zen angebracht, um überhaupt
noch zu retten, was zu retten
ist.“ Nach Einschätzung des dbb
m-v ist auch die immer größer
werdende Zahl „unvorbereite­
ter“ Seiteneinsteiger kein geeig­
netes Mittel, auf Dauer beste­
hende Personalengpässe zu
beseitigen. Eine gründlichere
Vorbereitung sei das Mindeste,
was notwendig ist.
>
Susanne Lin-Klitzing,
Bundesvorsitzende des DPhV
>
Jürgen Böhm,
Bundesvorsitzender des VDR
>
Helmut Liebermann,
Vorsitzender des tbb
>
Dietmar Knecht,
Vorsitzender des dbb
mecklenburg-vorpommern
44
dbb
>
dbb magazin | Mai 2019
1...,34,35,36,37,38,39,40,41,42,43 45,46,47,48
Powered by FlippingBook