online
dukt in dieser Zeit bis zu 32-
mal. Mehr als jedes dritte un
tersuchte Produkt war inner
halb der beobachteten 34 Tage
Preisschwankungen ausgesetzt
und knapp zwei Drittel der va
riierten Preise änderten sich bis
zu dreimal, 36 Prozent sogar
4- bis 15-mal. Große Unter
schiede ergaben sich auch bei
der Höhe der Preisveränderun
gen. Rund ein Drittel der Preise
wurde teils mehr als verdop
pelt. Im Falle eines Handys la
gen im selben Shop ganze 220
Euro zwischen dem niedrigsten
und dem höchsten Preis.
Was den Zeitpunkt der Preis
änderungen betrifft, gab es
Unterschiede, aber kein klares
Muster. So waren bei einem
Händler Autobatterien und
Reifen vormittags 30 Prozent
teurer als Nachmittags. Im
Apothekenbereich gingen bei
einigen Händlern Preissenkun
gen mit Preiserhöhungen für
andere Produkte einher. Für
Kundinnen und Kunden ist das
sehr verwirrend. Wer also eine
Ware nicht sofort kaufen muss,
etwa, weil ein kaputtes Gerät
dringend ersetzt werden muss,
kann mit den Praxistipps der
Verbraucherzentrale bares
Geld sparen – ein wenig Ge
duld vorausgesetzt.
Die Verbraucherschützer raten
zum Beispiel dazu, Preise online
generell aufmerksam zu beob
achten. Gerade bei größeren,
teuren Anschaffungen könne
sich ein Preisvergleich über ei
nen längeren Zeitraum rentie
ren, so die Verbraucherzentrale.
Auch Vergleichsportale im In
ternet sollten dazu genutzt
werden. Zu bedenken sei dabei,
dass Faktoren wie das individu
elle Surfverhalten, verwendete
Endgeräte oder der Wohnort
den Preis beeinflussen können:
Wird ein und derselbe Artikel
zum Beispiel immer wieder
aufgerufen, signalisiere das
dem Händler beziehungsweise
dem Algorithmus, den der Shop
nutzt, Kaufinteresse, was dazu
führen kann, dass der Preis an
gehoben wird. Hier helfe es,
mit unterschiedlichen Browsern
auf das Produkt zuzugreifen.
Wichtig sei dabei, dass beim
Zweitbrowser keine Coo
kies gespeichert sind, die
ebenfalls zu unterschiedli
chen Preisen führen könnten.
Hilfreich sei es auch, im On
line-Shop der Wahl nicht ein
geloggt zu stöbern, sondern
die Anmeldung erst zu vollzie
hen, wenn es zur Kasse geht:
Bei angemeldeten Nutzern
können Händler problemlos
deren Vorlieben analysieren
und die Preise entsprechend
dynamisieren. Wer mit Smart
phone oder Tablet einkauft,
sollte den Preis zusätzlich noch
einmal mit dem PC verglei
chen. Versierte Nutzer können
ihre IP-Adresse zudemmit ei
nem VPN-Dienst (Virtual Pri
vate Network) verschleiern.
Dann können Händler den
wahren Standort der Kunden
nicht mehr anhand der IP-Ad
resse des Rechners auslesen.
<<
Preiskrieg drückt
Inflation
Was Verbraucher verwirrt,
bereitet auch Ökonomen Kopf
zerbrechen, denn die Preiskap
riolen im Netz verfälschen ihre
Statistiken – etwa zur Erhe
bung der Inflationsrate durch
die Entwicklung der Verbrau
cherpreise.
Daniel Seeger, Referatsleiter
für Verbraucherpreise im Sta
tistischen Bundesamt, sagte
der „Wirtschaftswoche“ (Aus
gabe vom 18. April 2019), dass
die Digitalisierung eine Zäsur
für die amtliche Preismessung
darstelle. Die Statistikerinnen
und Statistiker in Bund und
Ländern analysieren jeden Mo
nat mehr als 300000 Einzel
preise vom Brot bis zur Windel.
Bislang geschah das überwie
gend analog durch amtliche
Preisbeobachter. Mittlerweile
fließen jedoch zusätzlich über
10000 Preise des Internethan
dels in die Berechnungen ein.
Aufgrund der hohen Preisdi
versität sei jeder fünfte Preis
als kritisch einzuschätzen.
Die Ökonomen reagieren
darauf mit einem Computer
programm, mit dem die
schwankenden Preise im Netz
stündlich analysiert werden
können, um auf realistische
Mittelwerte zu kommen.
Der florierende Internethandel
sorgt nicht nur für Intranspa
renz bei den Verbraucherprei
sen, sondern auch für einen
starken Wettbewerb zwischen
Händlern: Fallen die Preise für
ein Produkt oder eine Produkt
gruppe im Netz, müssen
auch stationäre Händler
nachziehen, um keine
Kunden zu verlieren – ob
wohl sie höhere Kosten zum
Beispiel für Ladenmieten ha
ben. Doch auch hier wird
reagiert, um im Preiskampf
mithalten zu können. Große
Ketten verwenden in ihren La
dengeschäften mittlerweile
elektronische Preisschilder, die
genau wie die Preise im Inter
net auf Knopfdruck geändert
werden können.
Darüber hinaus haben Ökono
men der Europäischen Zentral
bank (EZB) herausgefunden,
dass der durch den Internet
handel entstehende Preisdruck
leicht senkend auf die Inflati
onsrate wirkt, im Durchschnitt
um 0,1 Prozent pro Jahr. Der
Preisverfall bei elektronischen
Geräten habe die Inflationsrate
zusätzlich um rund 0,2 Prozent
pro Jahr gedrückt, schreibt die
„Wirtschaftswoche“. In der Fol
ge hätten die Notenbanker die
Inflation in den vergangenen
Jahren meist überschätzt. Die
Gesetze des digitalisierten
Marktes wirken also grund
sätzlich auf die gesamte Volks
wirtschaft und erfordern die
permanente Anpassung von
Berechnungsgrundlagen an
die neuen Gegebenheiten.
br
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dbb magazin | Mai 2019