dbb magazin 5/2019 - page 36

nachrichten
Europäische Steuerpolitik
Erste Erfolge im Kampf gegen
Steuerhinterziehung
Im Kampf der EU-Kommission gegen Steuer­
hinterziehung und Geldwäsche sieht der stell­
vertretende dbb Bundesvorsitzende und Bundes­
vorsitzende der Deutschen Steuer-Gewerkschaft
(DSTG), Thomas Eigenthaler, erste Erfolge durch
die „Pranger“ der EU-Kommission.
Seit 2017 erstellt die EU-Kom­
mission Listen mit Drittstaaten
(Nicht-EU-Staaten), die Mängel
bei der Bekämpfung von Steu­
erhinterziehung und Geldwä­
sche aufweisen. Auf einer
„Grauen Liste“ werden Dritt­
staaten geführt, die als Steuer­
oasen anzusehen sind. Die
„Schwarze Liste“ hingegen ent­
hält die „nicht kooperativen
Länder und Gebiete“, die sich
gegenüber der EU einem Dia­
log über Transparenz und fai­
ren Steuerwettbewerb ver­
schließen. Diese Listen haben
die Funktion eines „Prangers“
und sollen die betroffenen
Staaten zu einer nderung ih­
rer Steuerpolitik veranlassen.
„Einzelne Staaten, die in der
Vergangenheit auf diesen Ver­
dachtslisten standen, haben
bereits Korrekturen in ihrer Ge­
setzgebung vorgenommen, um
Missstände abzustellen“, sagte
Eigenthaler am 22. März 2019.
Der DSTG-Chef sieht aber auch
Verbesserungsbedarf: „Einige
Staaten, die in der Steuerpoli­
tik gegen internationale Regeln
verstoßen, werden aufgrund
unklarer politischer Erwägun­
gen leider nicht auf die Listen
genommen. Das darf nicht
sein, denn es schwächt die
Wirkungskraft dieses Instru­
ments.“ Die EU habe mit ihrer
„Schwarzen Liste“ bewiesen,
dass sie Fortschritte im Kampf
gegen Steueroasen und Geld­
wäsche erzielen könne. „Daran
muss aber konsequent weiter­
gearbeitet werden“, fordert Ei­
genthaler. „Dennoch gibt es zu
viele Ausnahmen und sach­
fremde Entscheidungen.“
Daher spricht sich der DSTG-
Chef für objektive und transpa­
rente Prüfkriterien aus: „Jeder
Staat, der durch gesetzgeberi­
sche Unzulänglichkeiten oder
auch willentlich unfairen Steu­
erwettbewerb und Geldwä­
sche auf seinem Territorium
zulässt, muss auf diese Listen.
Politisch-taktische Erwägun­
gen dürfen dabei keine Rolle
spielen. Entweder kooperiert
ein Staat, umMängel in der
Steuerzusammenarbeit zu be­
heben – oder nicht.“ Es gebe
eine Reihe von Ländern, deren
Verhalten die Steuerhoheit der
EU-Mitgliedstaaten untergrabe
oder sogar Terrorfinanzierung
ermögliche.
So hatte die EU-Kommission
Mitte Februar vorgeschlagen,
unter anderem Saudi-Arabien
und vier US-amerikanische
Überseegebiete auf die Geld­
wäscheliste zu setzen. Nach
großem politischem Druck aus
Riad und aus Washington
nahm die EU-Kommission die­
se Staaten aber wieder von der
Liste. Dies sieht Eigenthaler kri­
tisch: „Hier müsste die EU kon­
sequenter Stellung beziehen,
um gegen Steuerhinterziehung
und Geldwäsche vorzugehen
und so ihren Mitgliedstaaten
die ihnen zustehenden Steuer­
einnahmen zu ermöglichen.“
Kritisch sieht der dbb Vize zu­
dem, dass EU-Staaten von
vornherein von den Listen
ausgenommen seien, obwohl
sich einige Staaten innerhalb
der EU einen unfairen Steuer­
wettbewerb vorhalten lassen
müssten.
Mütterrente
Zeitnahe Übertragung erwartet
Die dbb bundesseniorenvertretung hat die deut­
liche Positionierung von Bundesinnenminister
Horst Seehofer bezüglich der sogenannten
Mütterrente begrüßt.
Diese soll laut Bundesinnenmi­
nister endlich auf die Beamten­
schaft des Bundes übertragen
werden, wie er im Interview
mit dem dbb magazin (Ausga­
be 3/2019) zu Protokoll gab.
„Es ist höchste Zeit, dass in die­
ser Frage etwas passiert, damit
Kindererziehungszeiten beim
Bund und in allen Ländern un­
abhängig von der Statusgrup­
pe der Eltern die gleiche Aner­
kennung finden“, sagte der
Vorsitzende der dbb bundes­
seniorenvertetung, Horst Gün­
ther Klitzing, am 10. April 2019
in Berlin. „Wir erwarten im
Bund nun die zeitnahe Über­
tragung auf die Versorgung.“
Unter der Mütterrente wird
die verbesserte Anerkennung
von Kindererziehungszeiten im
Rentenrecht verstanden. Die
zweite Stufe dieser Reform gilt
seit dem 1. März 2019. Der dbb
hat sich stets für eine system­
gerechte Übertragung auf das
Versorgungsrecht im Beamten­
bereich eingesetzt.
Konkret sollen die entspre­
chenden Regelungen in das
„Besoldungsstrukturenmoder­
nisierungsgesetz“ aufgenom­
men werden, dessen Entwurf
das Bundesinnenministerium
(BMI) vorgelegt hat. Der Ge­
setzentwurf, den das BMI
grundsätzlich bereits auf der
dbb Jahrestagung im Januar
2019 angekündigt hat, sieht
neben einer Modernisierung
der Besoldungsstrukturen auf
Bundesebene auch die Neure­
gelung von Zulagen vor. Durch
ihn würden viele langjährige
Forderungen des dbb endlich
erfüllt.
© Colourbox.de / #1078
© Colourbox.de / #6448
36
>
dbb magazin | Mai 2019
dbb
1...,26,27,28,29,30,31,32,33,34,35 37,38,39,40,41,42,43,44,45,46,...48
Powered by FlippingBook