Bonn: Eine Stadtverwaltung lebt Europa
Nice to work with you!
2013 stellt Bonns damaliger
Personaldezernent und heuti
ger Stadtdirektor Wolfgang
Fuchs die Weichen in Richtung
Europa: „Wir sind Europäer und
sehen unsere Kolleginnen und
Kollegen aus den Nachbarlän
dern ebenso. Durch europäi
schen Erfahrungsaustausch
können neue Ideen und Hand
lungsweisen kennengelernt
werden, die uns bei der tägli
chen Arbeit weiterhelfen“,
formuliert Fuchs seinerzeit in
einem Brief an alle Amtsleitun
gen und wirbt um einen ver
stärkten Austausch. Seitdem
werden jährlich Dutzende Frei
willige aus Bonner Behörden
und Betrieben für eine längere
Zeit in ein europäisches Part
nerrathaus geschickt, um dort
zu arbeiten, zu lernen, sich aus
zutauschen. „Nice to work with
you!“ – mit seiner systemati
schen und kontinuierlichen
Umsetzung gilt das Europa-
Praktikum der Bundesstadt als
deutschlandweit einmalig.
Beim jüngsten traditionellen
Europa-Abend der Stadtver
waltung, zu dem sich alle Ehe
maligen und Interessierten im
Innenhof des Alten Rathauses
treffen, bilanziert Fuchs im
Spätsommer 2018: „Das ist
eine klassische Win-win-Situa
tion. Die Mitarbeiterinnen und
Mitarbeiter entwickeln sich
durch den Europa-Austausch
noch ein Stück weiter. Wir wer
den auch in vielen, vielen Jah
ren den Ertrag davon spüren
und sehen, weil sich die Men
schen eben viel besser auf an
dere Kulturen einstimmen kön
nen und so einen großen Wert
für die Verwaltung haben.“
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Von Antalya bis Turku:
Arbeit und Austausch
Über 30 Partnerstädte wie
etwa Antalya, Barcelona, Graz,
Klausenburg (Cluj-Napoca,
Rumänien), Nikosia, Oxford,
Reykjavik, Skopje, Tallinn, Turku
oder Vicenza kooperieren mitt
lerweile mit der Metropole im
Rheinland und schicken umge
kehrt auch ihre Beschäftigten
zum Hospitieren nach Bonn.
Der Austausch ist in sämtli
chen Bereichen der städtischen
Verwaltung möglich – Feuer
wehrleute, Rettungskräfte,
Erzieherinnen und Erzieher,
Pflegerinnen und Pfleger,
Grünarbeiter und Verwal
tungsmitarbeiter aus Bonn
schwärmen jedes Jahr aus, um
sich im EU-Ausland schlauzu
machen.
„Im Interesse der Bürgerinnen
und Bürger entsteht so ein
kontinuierlicher Erfahrungs
austausch zwischen europäi
schen Kommunen, der einen
wichtigen Beitrag zur Bewälti
gung aktueller und künftiger
Herausforderungen leistet“,
erklärt Ralf Bockshecker, Abtei
lungsleiter im Personal- und
Organisationsamt. Zugleich
stärke die Stadt Bonn durch die
Möglichkeit des Europa-Prakti
kums die interkulturelle Kom
petenz ihrer Beschäftigten –
schließlich ist die Stadt schon
alleine durch den Sitz der Ver
einten Nationen und von Glo
Diplom-Ingenieur David Baier vom Bonner Amt für Stadtgrün
lernt während eines Praktikums bei seinen italienischen Kolle
ginnen und Kollegen in Bozen Gärtnerin Hillary aus Großbri
tannien kennen – auch sie gehört zum Team in der Stadt in
Südtirol und ist Expertin für Urban Gardening. David Baier ist
so überzeugt von diesem Konzept, dass er Hillary nach Bonn
einlädt, um der eigenen Verwaltung diese besondere Variante
des städtischen Grüns näherzubringen. Mittlerweile ist Urban
Gardening auch in Bonn etabliert und erfreut sich größter Be
liebtheit. Eine konstruierte Geschichte? Nein. Gelebtes Europa.
So und ähnlich bereits hundertfach geschehen im Rahmen
des Europa-Praktikums der Bonner Stadtverwaltung. Unter
demMotto „Nice to work with you!“ haben seit 2013 schon
über 250 Beschäftigte in mehr als 30 europäischen Stadtver
waltungen in 24 Staaten hospitiert und mitgearbeitet. Die EU
fördert das Berufsbildungsprogramm über Erasmus+.
reportage
© Stadt Bonn
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dbb magazin | Mai 2019