dbb magazin 3/2019 - page 41

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Kassenpersonal nicht mit dem
Bezahlvorgang aus.
Wer noch nicht mit Smartphone
oder Smartwatch zahlt, hat der
Studie zufolge häufig Sicher­
heitsbedenken. Sechs von zehn
Verweigerern (60 Prozent) füh­
ren dies als Hauptgrund für
ihre Zurückhaltung an. Für drei
von zehn (28 Prozent) ist das
mobile Bezahlen zu kompli­
ziert, 13 Prozent der Nichtan­
wender wussten bisher gar
nicht, dass es möglich ist per
Smartphone oder Smartwatch
zu zahlen. Unabhängig davon
könnte inzwischen fast die
Hälfte der Bürgerinnen und
Bürger auf Bargeld verzichten
(44 Prozent der Bevölkerung ab
16 Jahren). Im Vorjahr gaben
dies erst 40 Prozent an.
Eine Erhebnug der Bank ING-
DiBa in 13 europäischen Län­
dern, Australien und den Verei­
nigten Staaten kam im Juni
2018 allerdings zu dem Ergeb­
nis, dass sich das Bargeld nicht
so schnell aus der Bundesrepu­
blik verabschieden wird. Nicht
zuletzt fordern auch Verbrau­
cherschützer, dass Kunden die
Möglichkeit zur Barzahlung ha­
ben müssen. Zudem will die
Mehrheit der Deutschen auch
gar nicht auf Bargeld verzich­
ten. So stimmten 84 Prozent
der deutschen Befragten der
Aussage zu: „Ich werde nie
<<
Info
Der
Safer Internet Day
ist ein internationaler Aktionstag, der jedes
Jahr im Februar stattfindet. Der Safer Internet Day soll im Rahmen
von Konferenzen und anderen Events einen sicheren und verant­
wortlichen Einsatz und Umgang mit dem Internet und internetba­
sierten Technologien thematisieren und promoten. In Deutschland
wird der Safer Internet Day vom Bundesministerium der Justiz und
für Verbraucherschutz und dem Bitkommit einer jährlichen Konfe­
renz getragen.
vollkommen ohne Bargeld
auskommen wollen.“ Einer
der Hauptgründe: Deutsche
Verbraucher sind sensibel,
wenn es um Datenschutz geht.
Zahlungen per Karte, Scheck
oder Überweisung bieten ih­
nen nicht die Anonymität von
Bargeld. Nur rund 48 Prozent
schätzen bargeldlose Zah­
lungsverfahren als sicher ein.
Eine Bundesbank-Studie kam
Anfang 2018 zu ähnlichen
Ergebnissen.
Dass Datenschutz in Deutsch­
land ein heißes Eisen ist, weiß
auch Bundesjustiz- und Ver­
braucherschutzministerin
Katharina Barley. „Datenschutz
bedeutet Schutz von Privat­
sphäre und Selbstbestim­
mung“, sagte sie auf der Safer
Internet Day-Konferenz. „Neue
Digitale Bezahlmethoden brin­
gen viele Vorteile – sowohl für
Kundinnen und Kunden als
auch für den Einzelhandel. Es
ist aber wichtig, Datensicher­
heit von Anfang an mitzuden­
ken. Verbraucherinnen und
Verbraucher werden neue Be­
zahlmethoden erst akzeptie­
ren, wenn sie ihnen vertrauen
und das Bezahlen damit gleich­
zeitig unkompliziert möglich
ist. Hier liegt es an der Wirt­
schaft, gute Modelle zu ent­
wickeln“, so Barley.
<<
Der Durchbruch hängt
vom Kunden ab
Diese Modelle sind allerdings
schon längst da. Google Pay
und Apple Pay arbeiten bereits
mit einigen Banken zusammen
und viele weitere sollen im
Verlauf des Jahres 2019 folgen,
so dass Smartphones zur Num­
mer eins werden könnten,
wenn es ummobile Bezahlver­
fahren geht. Auch eigenstän-
dige mobile Bezahlapps diver­
ser Banken oder von Anbietern
wie Paypal sind bereits in Be­
trieb. Ebenso reagiert der Ein­
zelhandel immer breiter auf
die neuen Möglichkeiten und
bietet sie an zahlreichen Kas­
sen an. All das könnte dem
mobilen Bezahlen 2019 zum
großen Durchbruch verhelfen
– wenn Kundinnen und Kun­
den ihre Scheu überwinden
und mitziehen.
Für Bitkom-Präsident Achim
Berg ist es daher die harte
Nuss Bargeld, die es zu kna­
cken gilt: „In Deutschland
dominiert bis heute Bargeld.
Bei uns heißt es oft ,Cash only‘.
In anderen Ländern wie Däne­
mark lautet das Motto ,No
Cash‘. Und so brauchen die
Dänen nur zehn Minuten für
ihre Steuererklärung, während
man bei uns stundenlang Kas­
senzettel zusammensucht und
ordnet“, zog Berg auf der Kon­
ferenz in Berlin Bilanz und
gab dennoch der Hoffnung
Ausdruck, dass sich digitale Be­
zahlformen auch in Deutsch-
land durchsetzen. Insbesonde­
re das mobile, kontaktlose Be­
zahlen spare Verbrauchern Zeit
und reduziere lange Schlangen
an Kassen oder Fahrkarten­
automaten.
„Auch die Einzelhändler kön-
nen vom digitalen Bezahlen
profitieren. Sie haben beispiels­
weise weniger Ausgaben für
Verwaltung, Transport und
Schutz von Bargeld. Nicht zu­
letzt erschwert das digitale Be­
zahlen Steuerhinterziehung
und Schwarzarbeit. Steuerbe­
trüger und Geldwäscher haben
es schwerer, wenn sich Zah­
lungsströme besser nachvollzie­
hen lassen. Jetzt muss es darum
gehen, das digitale Bezahlen für
alle so komfortabel und sicher
wie möglich zu machen.“
© pixabay.com
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