online
Digitaler Zahlungsverkehr
Der schwere Abschied
von klingender Münze
Niemand in Europa hängt so sehr am Bargeld wie
die Deutschen. Beim Bäcker werden die „Pfenni
ge“ vorgezählt, Straßenbahntickets bar am Auto
maten bezahlt und selbst größere Beträge gern
mit einem Bündel Scheine beglichen. Reisen sie
dann ins Ausland, sind sie perplex, dass Barzah
lung manchmal gar nicht mehr möglich ist. Die
Nation hat Nachholbedarf in Sachen digitale Be
zahlmethoden. Banken, Sparkassen, Internetkon
zerne und Start-ups haben die mobile digitale
Geldbörse längst zu Ende entwickelt. Scheitern
sie an der Sturheit der Deutschen und einer zu
zähen Politik?
Im Zentrum einer Konferenz
zum Safer Internet Day, die das
Bundesministerium der Justiz
und für Verbraucherschutz
(BMJV) in Kooperation mit dem
Digitalverband Bitkom am 29.
Januar 2019 im dbb forum ber
lin durchgeführt hat, stand die
Möglichkeit des mobilen Be
zahlens mit dem Smartphone.
Bei der Entwicklung und beim
Einsatz von neuen, innovativen
digitalen Bezahlverfahren ist
die Dynamik groß. Internatio
nale Smartphone-Anbieter
und Payment-Dienstleister er
obern zurzeit die deutschen
und europäischen Märkte. Die
Regelungen für den Zahlungs
verkehr sind an die neuen
Möglichkeiten zur Abwicklung
des Zahlungsverkehrs ange
passt worden, und auch die
Datenschutz-Grundverordnung
gilt seit dem 25. Mai 2018.
Trotzdem bestehen noch große
Unsicherheiten beim Einsatz
in der Praxis, sowohl aufseiten
der verschiedenen Akteure –
Banken, Zahlungsdienstleis
tern, Händlern, Anbietern von
mobilen Betriebssystemen und
Endgeräten – als auch bei den
Verbraucherinnen und Ver
brauchern.
Das ist ungewöhnlich, denn
das digitale Bezahlen im Inter
net hat sich auch in der Bun
desrepublik längst als selbst
verständlich etabliert: E-Bay,
Amazon, große Elektronik-
und Modehändler, Reisean-
bieter – kurz jede Ware und
Dienstleistung, die im Internet
gekauft wird, wird praktisch
auch auf die eine oder andere
Weise digital bezahlt, während
die Lieferung auf Rechnung aus
der Mode kommt. Dazu haben
nicht zuletzt strengere Ver
braucherschutzregeln beige
tragen. Warum zieren sich die
Deutschen also, wenn es um
das mobile Bezahlen geht?
Bitkom hat dazu eine repräsen
tative Bevölkerungsumfrage
unter 1 005 Menschen in
Deutschland durchgeführt und
die Verbrauchersicht auf das
mobile Bezahlen untersucht.
Demnach hat fast jede oder
jeder dritte Deutsche (30 Pro
zent) schon per Smartphone
oder Smartwatch mobil be
zahlt, meist über einen soge
nannten NFC-Dienst. Mit der
NFC-Technik (NFC = Near Field
Communication, Nahfeld-Kom
munikation) können Kunden
zahlen, indem sie zum Beispiel
das Smartphone oder ihre
Geldkarte einfach an das EC-
Terminal halten. 26 Prozent ha
ben solche NFC-Dienste bereits
genutzt. Vor allem beim Ein
kaufen ist mobiles Bezahlen
beliebt. Wer mobil zahlt, hat
das meist im Supermarkt ge
tan (53 Prozent) oder hat auf
diesemWeg Mode, Technik
oder Möbel eingekauft (34 Pro
zent der Mobile-Payment-Nut
zer). Jeder Sechste (16 Prozent)
hat so Fahrkarten im öffentli
chen Nah- und Fernverkehr
erworben.
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Schneller zahlen,
schneller raus
Größter Pluspunkt beimMo
bile Payment ist für die meis
ten die Zeitersparnis: Vier von
zehn Nutzern (38 Prozent) sind
so schneller durch die Kasse im
Geschäft gekommen. Gleich
zeitig berichten sie aber auch
von negativen Erfahrungen.
Bei drei von zehn Mobilzahlern
(29 Prozent) haben andere Per
sonen den Vorgang skeptisch
beäugt oder skeptisch kom
mentiert. Bei jedem Fünften
(19 Prozent) kannte sich das
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dbb magazin | März 2019
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