dbb magazin 3/2019 - page 32

frauen
Fair Pay Management Circle
Frauen in Führung in
öffentlichen Unternehmen
Eigentlich sollte es gerade in Unternehmen der
öffentlichen Hand längst besonders fair zugehen
– doch noch immer wird nur jede dritte Führungs­
position in Behörden und Bundesunternehmen
mit einer Frau besetzt. Wie ist das möglich? Diese
Frage stand im Januar imMittelpunkt eines Fair
Pay Management Circles in Kooperation mit der
dbb bundesfrauenvertretung.
In den Unternehmen der öf­
fentlichen Hand sind Frauen
in Führungspositionen – ob im
Top-Management oder in den
Vorständen – immer noch die
Ausnahme. In den Vorständen
der börsennotierten deutschen
Unternehmen gibt es mehr
Männer, die Thomas oder Mi­
chael heißen, als dort insge­
samt Frauen zu finden sind.
In den Ministerien sind es die
Staatssekretäre, unter denen
sich mehr Männer mit dem Na­
men Hans als Frauen finden.
Über den Thomas-Kreislauf, die
Hans-Bremse und die Hürden
auf demWeg zur Gleichstellung
wurde am 28. Januar 2019 bei
einem Fair Pay Management
Circle im dbb forum berlin enga­
giert diskutiert. Der Best-Prac­
tice-Austausch zwischen Exper­
tinnen, Entscheidungsträgern
und Führungskräften aus Wirt­
schaft, Wissenschaft und Politik
fand in Zusammenarbeit mit
dem Fair Pay Innovation Lab
(FPI) statt. Seit Sommer 2017
unterstützt das FPI Unterneh­
men bei der praktischen Um­
setzung von Lohngerechtigkeit.
<<
Spitzengehälter auch
für Führungsfrauen
Helene Wildfeuer, Vorsitzende
der dbb bundesfrauenvertre­
tung, betonte eingangs, dass
die Entwicklung zwar positiv,
aber noch lange nicht zufrie­
denstellend sei: „Der Frauen­
anteil wächst – nur leider
nicht dort, wo Spitzengehälter
gezahlt werden!“ Und noch in
einem anderen Punkt unter­
scheiden sich die öffentlichen
Unternehmen kaum von der
freien Wirtschaft: „Frauen ma­
chen überwiegend dort Karrie­
re, wo insgesamt niedrigere
Gehälter gezahlt werden.“
Die Gäste aus wissenschaftli­
chen Instituten und Ministeri­
en, aus Gewerkschaften und
Unternehmen sehen großen
Handlungsbedarf: Der öffentli­
che Dienst sei nicht mehr per se
ein attraktiver Arbeitgeber. Um
dem Imagewandel entgegenzu­
wirken brauche es noch deut­
lich mehr Recruiting- und Ver­
einbarkeitsmaßnahmen – für
Frauen wie Männer. Führung in
Teilzeit sei ein Muss, auch müs­
se man sich dringend vom ver­
alteten Selbstverständnis und
überholten Rollenbildern verab­
schieden. Denn ob Verkehr,
Wasser oder Entsorgung – viele
der einst typisch „männlichen“
Berufsbilder hätten sich stark
gewandelt. Längst hatten sich
daraus IT-Unternehmen entwi­
ckelt, mit entsprechend guten
Verdienstchancen. Mit Sorge
wird die Bezahlung in den ty­
pisch „weiblichen“ Berufen in
Pflege und Erziehung gesehen,
wo schon jetzt zahlreiche Stel­
len vakant seien.
Dabei ist Gleichstellung keine
Kür, sondern ein Muss – kein
Unternehmen wird es sich in
Zukunft noch leisten können,
Frauen nicht zu fördern.
Mehr über die Fair Pay
Management Circle:
management-circle/
Frauenpolitische Fachtagung 2019
#Geschlechtergerechtigkeit: Da geht noch mehr!
<<
Über Geld spricht man – auch in öffentlichen Unternehmen! Darin
sind sich Helene Wildfeuer, Vorsitzende der dbb bundesfrauenver­
tretung, und Henrike von Platen, Gründerin des Fair Pay Innovation
Labs und Initiatorin des Fair Pay Management Circles, einig
3. Juni 2019, 10 bis 16 Uhr, dbb forum berlin
Vor 100 Jahren haben Frauen in Deutschland
das Recht erhalten, zu wählen und gewählt
zu werden. Seitdem hat sich hinsichtlich der
Gleichstellung von Männern und Frauen viel
bewegt. Aber am Ziel sind wir noch lange
nicht: Noch immer verdienen Frauen im Schnitt
21 Prozent weniger als Männer. Im Ruhestand
müssen Frauen heute mit weniger als der Hälf­
te an Renteneinkünften auskommen und auch
die politische und wirtschaftliche Macht liegt
noch immer überwiegend in den Händen von
Männern. Da geht noch mehr!
Die Frauenpolitische Fachtagung wirft einen
Blick auf die rechtliche Ausgangssituation von
Frauen in Deutschland. In welchen gesell­
schaftlichen Bereichen sind Frauen rechtlich
und faktisch Männern gleichgestellt? Wie
steht es um die Gleichstellung im öffentlichen
Dienst, dem hier eine klare Vorbildfunktion
zugeschrieben wird? Wie können sich Frauen
ihrer Rechte ermächtigen? Und was steht auf
dem Spiel? Denn die Gleichberechtigung von
Männern und Frauen ist nicht in Stein gemei­
ßelt. Dies wird angesichts der zunehmenden
Angriffe auf die Gleichstellungsbemühungen
in Deutschland und anderen europäischen Län­
dern durch antifeministische Kräfte aus dem
rechten politischen Lager mehr als deutlich.
Gemeinsammit Rechtsexpertinnen und
Gleichstellungsanwältinnen wollen wir die
Lücken der gesetzlichen Gleichstellung of­
fenlegen und Lösungsangebote diskutieren.
Informationen zur Anmeldung unter
© Colourbox
© Fair Pay Innovation Lab
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