dbb magazin 5/2019 - page 8

vorgestellt
Was vom 23. bis 26. Mai in Europa passiert
How to do „Europawahl“
Die Spatzen pfeifen es schon von den Dächern: Am 26. Mai
dürfen wir in Deutschland unsere Abgeordneten für das
neue Europäische Parlament wählen und damit den Kurs
der Europäischen Union für die kommenden fünf Jahre mit­
bestimmen. Doch was passiert eigentlich bei der Europawahl?
Durch unterschiedliche Wahl­
traditionen findet die Europa­
wahl vom 23. bis zum 26. Mai
statt. Um die Wahl nicht durch
vorzeitige Informationen zu
beeinflussen, dürfen aber alle
Staaten ihre Ergebnisse erst
am 26. Mai verkünden.
<<
Die Fraktionen des Euro-
päischen Parlaments
Bei den Europawahlen werden
die Abgeordneten des Europäi­
schen Parlaments gewählt. Das
Parlament ist die einzige euro­
päische Institution, die direkt
von den Bürgern gewählt wer­
den kann. Es vertritt über 500
Millionen Menschen aus (noch)
28 europäischen Staaten. Mit
Großbritannien umfasst das
Europäische Parlament 751 An­
geordnete. Nach einem Brexit
würde ein Teil der Sitze auf un­
terschiedliche Mitgliedstaaten
aufgeteilt werden, die Gesamt­
zahl der Sitze würde auf 705
Sitze gesenkt.
Welches Land wie viele Abgeord­
nete in das Parlament entsen­
det, ist abhängig von der Bevöl­
kerungsgröße. Aus Deutschland
kommen mit 96 Plätzen derzeit
die meisten Abgeordneten.
Auf europäischer Ebene gibt es
keine Europaparteien, die man
in allen Mitgliedstaaten wählen
kann. Stattdessen wählt man in
jedemMitgliedstaat nationale
Parteien, die sich dann auf
europäischer Ebene zu
multinationalen Fraktio­
nen zusammenfinden. Die
Abgeordneten verschiedener
nationaler Parteien, die die­
selben politischen Ideen ver­
folgen, organisieren sich, um
parlamentarische Rechte als
Fraktion zu erlangen.
Im Vorfeld der Europawahlen
überlegen sich die Fraktionen
im Europäischen Parlament,
wer ihr europäischer Spitzen­
kandidat werden soll. Der Spit­
zenkandidat der Fraktion, die
am Ende die meisten Stimmen
erhält, hat die besten Chancen,
der neue Präsident der Europäi­
schen Kommission zu werden,
weil das Europäische Parlament
den Kommissionspräsidenten
wählt. Die aussichtsreichsten
Spitzenkandidaten sind Man­
fred Weber aus Deutschland
von der EVP-Fraktion und Frans
Timmermanns aus den Nieder­
landen von der S&D-Fraktion.
Auch die anderen EU-Kommis­
sare werden vom Europäischen
Parlament ernannt. In einem
aufwendigen parlamentari­
schen Überprüfungsverfahren
müssen sie sich dem Parlament
vorstellen und Rechenschaft
ablegen. Diese „Bewerbungs­
gespräche“ sind öffentlich und
werden live übertragen.
<<
Wählen alle
Länder gleich?
Es gibt kein europaweit einheit­
liches Wahlrecht. Das bedeutet,
jeder Mitgliedstaat regelt die
Art und Weise, wie die Wahl ab­
läuft, mit seinen eigenen Wahl­
gesetzen selbst. In Deutschland
herrscht das Verhältniswahl­
recht und wie in zwölf anderen
Staaten auch stellen die natio­
nalen Parteien Listen mit ihren
Kandidaten auf. Bis auf die
CDU/CSU, die Listen für jedes
Bundesland aufgestellt hat, las­
sen alle Parteien in Deutsch­
land ihre Kandidaten über bun­
desweite Listen wählen. Auf
dem Stimmzettel darf man also
nur eine Stimme für eine Partei
abgeben. Die Wähler können
die Reihenfolge der Liste nicht
ändern, je mehr Stimmen eine
Partei bekommt, desto mehr
Kandidaten ziehen in das Euro­
päische Parlament ein.
In Deutschland gibt es zudem
seit der Europawahl 2014 keine
Sperrklausel mehr. Das bedeu­
tet, dass sämtliche in Deutsch­
land gewählte Parteien und
Vereinigungen an der Vertei­
lung der auf Deutschland ent­
fallenden Sitze teilnehmen.
In anderen EU-Staaten können
die Kandidaten dagegen einzeln
gewählt werden oder die Wäh­
ler können durch nummerieren
die Reihenfolge der Abgeordne­
ten bestimmen. Auch das Wahl­
alter, ab demman das Europäi­
sche Parlament wählen darf, ist
unterschiedlich. In Österreich
und Malta darf man schon mit
16 Jahren wählen, in allen an­
deren EU-Staaten erst ab 18
Jahren. In manchen Ländern,
wie beispielsweise Belgien, Lu­
xemburg, Griechenland oder
Zypern, besteht Wahlpflicht.
Dort liegt die Wahlbeteiligung
üblicherweise bei um die
90 Prozent. In Deutschland,
wo Wählengehen freiwillig ist,
lag die Beteiligung an der Euro­
pawahl 2014 bei 48 Prozent.
Digital wählen kann man bis-
her nur in Estland. Dort können
die Bürger ihre Stimme via
EVoting abgeben.
ifs
Fraktionen im Europaparlament
Deutsche Partei CDU/CSU SPD
Grüne
FDP
LINKE
AfD
Fraktion im
Europäischen
Parlament
EVP
(Europäische
Volkspartei)
S&D
(Socialists &
Democrats)
Greens/EFA
(Europäische
Freie Allianz)
ALDE
(Alliance of
Liberals and
Democrats
for Europe)
GUE/NGL
(Konföderale
Fraktion der Ver­
einten Europäi­
schen Linken/
Nordische Grüne
Linke)
EFDD
(Europa der
Freiheit und
der direkten
Demokratie)
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