dbb magazin 5/2019 - page 13

blickpunkt
intensiv in den Gestaltungspro­
zess einbezogen werden.“
<<
Schäfer: Kontakt
bleibt wichtig
Auf die konkreten Herausfor­
derungen der digitalen Trans­
formation für die Mitbestim­
mung ging dbb Vize Friedhelm
Schäfer ein: „Digitalisierung
darf Beschäftigte, Dienststel­
lenleiter, Personalrat und Ge­
werkschaften nicht entfrem­
den – wir müssen in Kontakt
bleiben. Gleichzeitig brauchen
wir moderne rechtliche Rah­
menbedingungen, die den viel­
fältigen Arbeitsmodellen, Le­
bensformen und individuellen
Wünschen in der Verwaltungs­
wirklichkeit Rechnung tragen.“
„Wenn man die Beschäftigten
tatsächlich mitnehmen will“,
erklärte Schäfer weiter, „muss
man ihnen mehr Beteiligung
und Einflussnahme auf Verän­
derungen und Umgestaltun­
gen ermöglichen, als es das
Bundespersonalvertretungs­
gesetz bisher vorsieht – näm­
lich die bloße Teilnahme an
der Wahl des Personalrats und
die halbjährliche Personalver­
sammlung. Es gilt, den Kontakt
des Personalrats zu den von
ihm vertretenen Beschäftigten
zu wahren und sogar weiter
auszubauen.“ Denkbar seien
etwa Online-Mitarbeiterbefra­
gungen oder Sprechstunden
des Personalrats in geschütz­
ten Chatrooms oder Videokon­
ferenzen. „Hierfür brauchen
wir neue rechtliche und techni­
sche Grundlagen“, so Schäfer.
<<
Ovey: Kommunikation
bringt Nähe
Mit der Arbeit und Kommuni­
kation in der mobilen Arbeits­
welt befasste sich Unterneh­
menscoach Joey-David Ovey.
Der langjährige Berater mit
Schwerpunkt im öffentlichen
Sektor verwies zunächst Be­
griffe wie „virtuelles Team“ in
den Bereich der Irreführung:
„Auch ein virtuelles Team be­
steht aus echten Menschen.“
Daher gebe es auch für Perso­
nalvertretungen gute Neuig­
keiten: „Sie müssen nicht bei
null anfangen.“
„Häufige, sachgebundene
Kommunikation führt dazu,
dass bei allen Beteiligten die
Unsicherheiten untereinander
reduziert werden“, betonte
Ovey. „Mit der Zeit lernen wir
unsere Gegenüber besser und
besser kennen. Das reduziert
die Angst, dass etwas nicht
richtig angekommen sein
könnte.“ Technik könne diese
Prozesse unterstützen, wenn
entsprechende Strukturen be­
stünden. „Wenn eine offene
Kommunikation gepflegt wird,
wenn Aufgaben, Abläufe und
Rollen geklärt sind, dann ge­
lingt das mobile Arbeiten.“
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Stieler: Wie viel Ver­
netzung darf es sein?
Sylvia Stieler vom IMU Institut
für Arbeitsorientierte For­
schung und Beratung berichte­
te über die Auswirkungen der
Digitalisierung auf Produktion,
Verwaltung und Mitbestim­
mung, die sie in einem deut­
schen Technologiekonzern
untersucht hat. Die Digitalisie­
rung habe Prozesscharakter
und könne deshalb nie als flä­
chendeckend abgeschlossenes
Projekt analysiert werden.
Außerdem sei der Digitalisie­
rungsgrad in verschiedenen
Betriebsteilen sehr unter­
schiedlich. Produktion und Da­
tenerfassung seien Vorreiter.
In Sachen Datenschutz und
Transparenz sei man erst in
der Phase der Standardisierung
und beim Thema Prozessver­
netzung und künstliche Intel­
ligenz sogar noch ganz am
Anfang. In der Industrie stoße
man bei der Digitalisierung auf
die gleichen Grundsatzfragen
wie in der öffentlichen Verwal­
tung: Wie viel Vernetzung und
automatisierten Datenaus­
tausch wollen wir überhaupt
zulassen und wie verhindert
man, dass der Rationalisie­
rungsgewinn sich letztlich nur
in Stellenabbau ausdrückt?
<<
Wedde: Keine Angst
vor Arbeit 4.0!
Um die Gewerkschaftsarbeit in
der digitalisierten Dienststelle
ging es im gleichnamigen Vor­
trag von Prof. Dr. Peter Wedde
von der Frankfurt University of
Applied Sciences.
In vielen Dienststellen und Un­
ternehmen veränderten sich
die Bedingungen, etwa durch
mobiles Arbeiten, Verlagerung
von Arbeitsabläufen in den vir­
tuellen Raum oder auch durch
neue räumliche Arbeitsgestal­
tung. Das erschwere für die Be­
schäftigtenvertretungen den
Zugang zu den Kolleginnen
und Kollegen und die so wich­
tige direkte Kommunikation.
„Wer die Macht über die Infor­
mationen hat, der hat die
Macht in den Betrieben und
Unternehmen“, machte Wedde
deutlich. Das Informationsmo­
nopol des Arbeitgebers bezie­
hungsweise Dienstherrn gelte
es zu brechen. Eine konsequen­
te Nutzung der neuen Kommu­
nikationsmedien sei dafür für
Gewerkschaften sowie Be­
triebs- und Personalräte uner­
lässlich. Wichtig sei allerdings:
„Auch Gewerkschaften müs­
sen den Datenschutz beach­
ten!“ Dieser Selbstverständ­
lichkeit werde im Hinblick auf
die jüngsten Verschärfungen
der Richtlinien und Gesetze im­
mer noch zu wenig Bedeutung
beigemessen.
<<
Fachforen: Praktisches
für Praktiker
Zum Auftakt des zweiten
Forumtages wurden die Ergeb­
nisse aus den drei Fachforen
vorgestellt, in denen man am
Nachmittag des Vortages rund
um das Thema Digitalisierung
diskutiert hatte. „Die Men­
schen mögen, was ihre Arbeit
und ihren Alltag erleichtert,
was ihn schöner, netter, le­
benswerter macht“, brachte
Klaus Pesch von der Landesfi­
nanzschule Nordrhein-Westfa­
len, Dozent für Personalvertre­
tungsrecht, die Botschaft aus
Forum 1 „Sitzungs- und Gremi-
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Prof. Dr. Peter Wedde
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Friedhelm Schäfer
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Sylvia Stieler
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Dr. Joey-David Ovey
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