blickpunkt
intensiv in den Gestaltungspro
zess einbezogen werden.“
<<
Schäfer: Kontakt
bleibt wichtig
Auf die konkreten Herausfor
derungen der digitalen Trans
formation für die Mitbestim
mung ging dbb Vize Friedhelm
Schäfer ein: „Digitalisierung
darf Beschäftigte, Dienststel
lenleiter, Personalrat und Ge
werkschaften nicht entfrem
den – wir müssen in Kontakt
bleiben. Gleichzeitig brauchen
wir moderne rechtliche Rah
menbedingungen, die den viel
fältigen Arbeitsmodellen, Le
bensformen und individuellen
Wünschen in der Verwaltungs
wirklichkeit Rechnung tragen.“
„Wenn man die Beschäftigten
tatsächlich mitnehmen will“,
erklärte Schäfer weiter, „muss
man ihnen mehr Beteiligung
und Einflussnahme auf Verän
derungen und Umgestaltun
gen ermöglichen, als es das
Bundespersonalvertretungs
gesetz bisher vorsieht – näm
lich die bloße Teilnahme an
der Wahl des Personalrats und
die halbjährliche Personalver
sammlung. Es gilt, den Kontakt
des Personalrats zu den von
ihm vertretenen Beschäftigten
zu wahren und sogar weiter
auszubauen.“ Denkbar seien
etwa Online-Mitarbeiterbefra
gungen oder Sprechstunden
des Personalrats in geschütz
ten Chatrooms oder Videokon
ferenzen. „Hierfür brauchen
wir neue rechtliche und techni
sche Grundlagen“, so Schäfer.
<<
Ovey: Kommunikation
bringt Nähe
Mit der Arbeit und Kommuni
kation in der mobilen Arbeits
welt befasste sich Unterneh
menscoach Joey-David Ovey.
Der langjährige Berater mit
Schwerpunkt im öffentlichen
Sektor verwies zunächst Be
griffe wie „virtuelles Team“ in
den Bereich der Irreführung:
„Auch ein virtuelles Team be
steht aus echten Menschen.“
Daher gebe es auch für Perso
nalvertretungen gute Neuig
keiten: „Sie müssen nicht bei
null anfangen.“
„Häufige, sachgebundene
Kommunikation führt dazu,
dass bei allen Beteiligten die
Unsicherheiten untereinander
reduziert werden“, betonte
Ovey. „Mit der Zeit lernen wir
unsere Gegenüber besser und
besser kennen. Das reduziert
die Angst, dass etwas nicht
richtig angekommen sein
könnte.“ Technik könne diese
Prozesse unterstützen, wenn
entsprechende Strukturen be
stünden. „Wenn eine offene
Kommunikation gepflegt wird,
wenn Aufgaben, Abläufe und
Rollen geklärt sind, dann ge
lingt das mobile Arbeiten.“
<<
Stieler: Wie viel Ver
netzung darf es sein?
Sylvia Stieler vom IMU Institut
für Arbeitsorientierte For
schung und Beratung berichte
te über die Auswirkungen der
Digitalisierung auf Produktion,
Verwaltung und Mitbestim
mung, die sie in einem deut
schen Technologiekonzern
untersucht hat. Die Digitalisie
rung habe Prozesscharakter
und könne deshalb nie als flä
chendeckend abgeschlossenes
Projekt analysiert werden.
Außerdem sei der Digitalisie
rungsgrad in verschiedenen
Betriebsteilen sehr unter
schiedlich. Produktion und Da
tenerfassung seien Vorreiter.
In Sachen Datenschutz und
Transparenz sei man erst in
der Phase der Standardisierung
und beim Thema Prozessver
netzung und künstliche Intel
ligenz sogar noch ganz am
Anfang. In der Industrie stoße
man bei der Digitalisierung auf
die gleichen Grundsatzfragen
wie in der öffentlichen Verwal
tung: Wie viel Vernetzung und
automatisierten Datenaus
tausch wollen wir überhaupt
zulassen und wie verhindert
man, dass der Rationalisie
rungsgewinn sich letztlich nur
in Stellenabbau ausdrückt?
<<
Wedde: Keine Angst
vor Arbeit 4.0!
Um die Gewerkschaftsarbeit in
der digitalisierten Dienststelle
ging es im gleichnamigen Vor
trag von Prof. Dr. Peter Wedde
von der Frankfurt University of
Applied Sciences.
In vielen Dienststellen und Un
ternehmen veränderten sich
die Bedingungen, etwa durch
mobiles Arbeiten, Verlagerung
von Arbeitsabläufen in den vir
tuellen Raum oder auch durch
neue räumliche Arbeitsgestal
tung. Das erschwere für die Be
schäftigtenvertretungen den
Zugang zu den Kolleginnen
und Kollegen und die so wich
tige direkte Kommunikation.
„Wer die Macht über die Infor
mationen hat, der hat die
Macht in den Betrieben und
Unternehmen“, machte Wedde
deutlich. Das Informationsmo
nopol des Arbeitgebers bezie
hungsweise Dienstherrn gelte
es zu brechen. Eine konsequen
te Nutzung der neuen Kommu
nikationsmedien sei dafür für
Gewerkschaften sowie Be
triebs- und Personalräte uner
lässlich. Wichtig sei allerdings:
„Auch Gewerkschaften müs
sen den Datenschutz beach
ten!“ Dieser Selbstverständ
lichkeit werde im Hinblick auf
die jüngsten Verschärfungen
der Richtlinien und Gesetze im
mer noch zu wenig Bedeutung
beigemessen.
<<
Fachforen: Praktisches
für Praktiker
Zum Auftakt des zweiten
Forumtages wurden die Ergeb
nisse aus den drei Fachforen
vorgestellt, in denen man am
Nachmittag des Vortages rund
um das Thema Digitalisierung
diskutiert hatte. „Die Men
schen mögen, was ihre Arbeit
und ihren Alltag erleichtert,
was ihn schöner, netter, le
benswerter macht“, brachte
Klaus Pesch von der Landesfi
nanzschule Nordrhein-Westfa
len, Dozent für Personalvertre
tungsrecht, die Botschaft aus
Forum 1 „Sitzungs- und Gremi-
<<
Prof. Dr. Peter Wedde
<<
Friedhelm Schäfer
<<
Sylvia Stieler
<<
Dr. Joey-David Ovey
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dbb
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dbb magazin | Mai 2019