dbb magazin 6/2019 - page 13

Digitale Transformation der Verwaltung
Hamburg: Digital First
<<
Erklärtes Ziel der
„Chefsache“ Digitali-
sierung ist es, dass
Hamburger Bürgerin-
nen, Bürger und Un-
ternehmen die Ver-
waltungsdienstleis-
tungen in Kürze und
in immer größerer
Zahl einfach, auf-
wands- und kosten-
arm, verlässlich und
zügig sowie möglichst
orts- und zeitunab-
hängig in Anspruch
nehmen können.
reportage
In Hamburg hat im Januar 2018 das Amt für IT und Digitalisierung (ITD) in der Senatskanzlei seine
Arbeit aufgenommen und setzt mit Christian Pfromm, Amtsleiter und Chief Digital Officer der Freien
und Hansestadt, Kurs auf die Digitalisierung der großen Stadt. Als zentrale Stelle koordiniert das ITD
die Prozesse rund um die digitale Transformation und bringt insbesondere die Verwaltung auf einen
zeitgemäßen digitalen Stand. „Digital First“ heißt es auf allen Kanälen.
Hamburgs Keimzelle der digita-
len Verwaltung kommt äußerst
bescheiden daher und sieht so
gar nicht wie all die hippen
durchgestylten Start-ups aus,
die allerorten so vermeintlich
leichtfüßig von der analogen
Gegenwart in die digitale Zu-
kunft tänzeln. Betont unaufge-
regt und schnörkellos gibt man
sich auf den Büroetagen in der
City, Sachlichkeit prägt das Am-
biente im Amt für IT und Digi-
talisierung (ITD). Rund 70 Mit-
arbeiterinnen und Mitarbeiter
tragen dort derzeit in verschie-
denen Funktionen dazu bei,
dass die Chancen der Digitali-
sierung für die Stadt genutzt
werden. Es geht um innovative
Dienstleistungen für die Bürge-
rinnen, Bürger und Unterneh-
men. Die Zahlen zeigen, wie
riesig die Herausforderung ist:
Der Stadtstaat beschäftigt in
der unmittelbaren Verwaltung
rund 60000 Menschen, bietet
etwa 2600 unterschiedliche
Dienstleistungen an. Rechnet
man die zuständigen Mitarbei-
ter in Senatskanzlei, Fachbe-
hörden und beim Nordländer-
übergreifenden IT-Dienstleister
Dataport zusammen, haben
derzeit rund 1300 Menschen
mit IT-Diensten und Digitali­
sierung zu tun. Dabei geht es
nicht nur um den Transfer pa-
pierener in elektronische Vor-
gänge. Investiert werden muss
auch in den Aufbau des neuen
Systems, das künftig Hundert-
tausende gleichzeitiger Zugriffe
verkraften und sinnvoll verar-
beiten soll, hinzu kommen die
Anforderungen an moderne
digitale Arbeitsplätze in der
Verwaltung. Darüber hinaus
entstehen mit dem Onlinezu-
gangsgesetz (OZG) vielerorts
weitere Handlungsbedarfe:
Alle Verwaltungen stehen
nach der neuen Bundesgesetz-
gebung in der Pflicht, einen
umfassenden Dienstleistungs-
katalog umzusetzen. Bis 2022
müssen in Deutschland die
meisten Verwaltungsleistun-
gen elektronisch über Ver­
waltungsportale angeboten
werden – weit über 500 Ge-
schäftsprozesse (siehe Kasten
„Onlinezugangsgesetz“).
<<
Chief Digital Officer:
„Ein ganz schönes Brett“
„Das ist natürlich ein ganz
schönes Brett.“ Christian
Pfromm, Leiter des Hamburger
Amtes für IT und Digitalisie-
rung und Chief Digital Officer
(CDO), ist sich vollkommen im
Klaren darüber, dass der digita-
le Transformationsprozess des
„Tankers“ öffentlicher Dienst
kein Spaziergang wird und
schon gar nicht von heute
auf morgen zu leisten ist.
„Zumal Digitalisieren ja nicht
einfach Elektrifizieren heißt“,
stellt Pfromm den Hamburger
Anspruch klar. „Wir wollen Ver-
waltung im Zuge der Digitali-
sierung grundlegend verän-
dern und damit optimieren.
Die Komplexität der Verwal-
tungsvorgänge darf nicht län-
ger auf die Bürgerinnen und
Bürger, auf Wirtschaft und Ge-
sellschaft abgewälzt werden.
Deswegen sehen wir uns jeden
einzelnen Geschäftsprozess
von A bis Z an und überprüfen,
wie wir die Dinge kategorisch
einfacher, niedrigschwelliger,
verständlicher, zugänglicher
<<
Christian Pfromm leitet als
Chief Digital Officer der Freien
und Hansestadt Hamburg das
Amt für IT und Digitalisierung
(ITD), das direkt auf Ebene der
Senatskanzlei angesiedelt ist.
© Senatskanzlei Hamburg / Bina Engel
© Senatskanzlei Hamburg
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