dbb magazin 6/2019 - page 15

reportage
aufgabe“, betont Schmoll.
Das gelte vor allem für den
Strategieprozess, der ebenfalls
bei ITD vorangetrieben wird.
„Wir müssen unsere Digital­
strategie nicht nur entwickeln
und umsetzen, wir brauchen
vor allem eine breite Unterstüt-
zung dafür: Beschäftigte, Zivil-
gesellschaft, Wirtschaft, Wis-
senschaft, Politik – mit allen
müssen wir in einen dauerhaf-
ten Dialog treten, wenn wir
erfolgreich sein wollen“, sagt
Schmoll. „Die Grundbotschaf-
ten müssen wirkungsvoll in der
Verwaltung verankert, Ham-
burg konsequent als digitale
Stadt positioniert werden.“
Quasi im Hintergrund läuft die
systematische Digitalisierung
der Verwaltungsservices.
<<
„Lessons learned“: Keine
Fehler wiederholen
Baugenehmigungen und Aus-
weise beantragen, einen neuen
Wohnsitz oder eine Geburt
melden oder ein polizeiliches
Führungszeugnis anfordern –
all das soll schon bald ohne
stundenlange Warterei in
überfüllten Behördenfluren
und Amtsstuben mit nur ei-
nem Bürgerservicekonto mög-
lich sein. Solche oder ähnliche
Digitalisierungsutopien hört
man ja nun durchaus schon
seit Jahren, wenn nicht gar
Jahrzehnten … „Ja. Wissen wir.
Und um es gleich vorwegzu-
nehmen: So mancher Prototyp
ist erst mit Verzögerung als di-
gitaler Service online gegan-
gen“, stellt Christoph Klamp
vom Hamburger Projekt Digi-
talFirst, das sich auf die Ver-
waltungsdigitalisierung kon-
zentriert, klar. Immerhin knapp
über 130 digitale Geschäfts-
prozesse finden sich bereits
auf dem Online-Serviceportal
der Hansestadt, man war
schließlich nicht untätig in den
letzten Jahren. Aber: „‚Digital-
First‘ ist jetzt wirklich Pro-
gramm in Hamburg und dass
wir unsere Prototypen so lange
optimieren, bis sie passen, ist
ein Erfolg, keine Niederlage“,
sagt Klamp. In den Testläufen
wurden diverse Fallstricke und
Bugs lokalisiert und ausge-
merzt – „in diese Messer lau-
fen wir beim nächsten Mal
nicht mehr“, freut sich Klamp.
Die nächsten 15 Piloten stehen
bereits in der Warteschleife
und sollen ab 2019 in die seri-
enmäßige Produktion gehen.
<<
Factory: Fertigungs­
straße für IT-Module
Vom Stückwerk der vergange-
nen Jahre will man sich in der
Hansestadt ganz klar absetzen.
Für den Digitalisierungsschub
wurden gemeinsammit dem
IT-Dienstleister „Dataport“ der
Nord-Bundesländer eine neue
Online-Service-Infrastruktur
(OSI) und eine Online-Dienste-
Factory aufgebaut, mit der di-
gitale Dienste schnell und in
hoher Stückzahl entwickelt
und bereitgestellt werden kön-
nen – „eine Fertigungsstraße
für IT-Module, die aufgrund
ihrer standardisierten Schnitt-
stellen multipel verwendbar
sind, Behörden und Gebiets-
körperschaften übergreifend“,
weist Klamp auf den Wir-
kungskreis hin, den Hamburg
mit seinem Digitalisierungs-
programm anstrebt. Basis für
die Entwicklung einer großen
Anzahl unterschiedlicher
Online-Dienste ist ein stan­
dardisierter Ablauf, der das
Zusammenspiel zwischen Auf-
traggeber und IT-Dienstleister
für jeden Auftrag nach demsel-
ben Muster wiederholt. Alle
einzelnen Schritte von der Idee
bis zur Inbetriebnahme des
Dienstes sind ebenfalls stan-
dardisiert, jeweils voneinander
getrennt durch ein sogenann-
tes „Quality Gate“, eine Quali-
tätskontrolle anhand von Kri-
terien, die ITD entwickelt und
setzt. Nur das Projekt, das die
nächste Hürde nimmt, kommt
in die nächst höhere Ferti-
gungsstufe der Digitalisierung.
So gewährleisten die Hambur-
ger gemeinsammit Dataport
sowohl ein hohes Tempo als
auch eine hohe Qualität der
einzelnen Online-Dienste.
„Die auf diesemWege ge-
schaffene Infrastruktur steht
natürlich allen Verwaltungen
für ihre Digitalisierung zur
Verfügung“, erklärt Christoph
Klamp. Durch die Parallelisie-
rung zahlreicher Prozesse er-
hofft man sich schnellere Lö-
sungen für viel mehr Nutzer
gleichzeitig – „ein sehr lohnen-
der Ansatz“.
<<
Variable Bausteine statt
Software-Kolosse
Auch das Risiko aus dem Ruder
laufender Kosten oder nicht
eingehaltener Fristen könne so
von Beginn an minimiert wer-
den – in diesen Punkten hatte
man in Hamburg bei der Ein-
<<
Nachwuchs – dringend gesucht. Die letzte große Ausschreibungswelle
des ITD ist gerade durch, die nächste folgt bestimmt. Denn ohne Men-
schen ist die Digitalisierung nicht zu machen.
<<
Das Hamburger Angebot für Eltern, Kindesanmeldung, Kindergeld- und
Geburtsurkunden bereits in der Geburtsklinik mit nur einem Formular
auf den Weg bringen zu können, ist ein Paradebeispiel für digitale Ver-
waltungsmodernisierung, wie man sie sich in Hamburg vorstellt.
© Senatskanzlei Hamburg (2)
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