dbb magazin 6/2019 - page 32

Rahmenbedingungen zur Ver­
fügung zu stellen. „On top“
können die Herausforderun-
gen der Digitalisierung nicht
gemeistert werden.
Ein freier Zugang zu und die
Vernetzung von Mediendaten­
banken ist die Grundvorausset­
zung moderner Bildung im 21.
Jahrhundert. Durch die Schaf­
fung von entsprechenden me­
thodischen und pädagogisch
strukturierten digitalen Materi­
alpools sollten Synergien ent­
sprechend genutzt werden.
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Digitalpakt Schule
Mittlerweile haben Bund und
Länder dem „Digitalpakt Schu­
le“ zugestimmt: Mit insgesamt
fünf Milliarden Euro will der
Bund die Länder unterstützen,
um den 40000 Schulen in
Deutschland eine bessere
digitale Ausstattung zu ermög­
lichen. Voraussetzung dafür ist
die beschlossene Grundgesetz­
änderung, die es dem Bund er­
möglicht, den Ländern künftig
Finanzhilfen zur Steigerung der
Leistungsfähigkeit der kommu­
nalen Bildungsinfrastruktur zu
gewähren. Mit einer weiteren
Änderung ist zudem geregelt,
dass die Mittel des Bundes zu­
sätzlich zu eigenen Mitteln der
Länder bereitgestellt werden.
Die Investitionen der Länder
belaufen sich auf mindestens
500 Millionen Euro. In der Um­
setzung wird der Bund Mittel
für die digitale Infrastruktur
bereitstellen, während die
Länder pädagogische Konzepte
entwickeln und sich um die
Qualifizierung von Lehrkräften
kümmern. Außerdem stellen
sie mit den Kommunen Be­
trieb, Support und Wartung
sicher und entscheiden, ob und
wie mobile Endgeräte in ihren
Lernmittelregelungen berück­
sichtigt sind.
„Die Mittel aus dem Digital­
pakt müssen vor allem in die
jeweiligen digitalen Netzwerk­
strukturen vor Ort an jeder
Schule fließen“, sagt Jürgen
Böhm, stellvertretender Bun­
desvorsitzender des dbb und
Bundesvorsitzender des Ver­
bandes Deutscher Realschul­
lehrer (VDR). Der Mehrwert
der Digitalisierung gerade im
Bildungsbereich liege in der
Vernetzung und Verknüpfung
von Informationen und Wissen.
„Diese vielfältigen Möglichkei­
ten der digitalen Welt müssen
den jungen Menschen eröffnet
werden und die jungen Men­
schen müssen in der Lage sein,
sich in dieser digitalen Welt zu
orientieren.“ Dabei sei der Digi­
talisierungsprozess an den
Schulen durch pädagogische
Maßnahmen der Medienbil­
dung, der politischen Bildung
und der ethischen Grund­
bildung zu unterstützen.
Dazu brauche man ne­
ben den technischen
Rahmenbedingungen ausgebil­
dete Lehrkräfte, pädagogische
Freiräume und Unterstützungs­
systeme, denn „allein das digi­
tale Endgerät macht noch
längst keine Digitalisierung“!
Für Susanne Lin-Klitzing, Bun­
desvorsitzende des Deutschen
Philologenverbandes (DPhV),
braucht es neben der digitalen
Infrastruktur auch belastbare
Rechtsnormen, damit Lehrkräf­
te digitale Medien sinnvoll im
Unterricht einsetzen können:
„Für Lehrerinnen und Lehrer
und für die Lernenden muss in
den Bereichen des Datenschut­
zes, des Urheberrechts und des
Lizenzrechts maximale Rechts­
sicherheit bestehen. Zudem
müssen entsprechende viel­
fältige digitale Arbeits- und
Unterrichtsmittel kostenfrei
bereitgestellt werden, eine
adäquate Ausbildung der zu­
künftigen Lehrkräfte selbstver­
ständlich sein und für die im
Dienst befindlichen Lehrkräfte
gute Fortbildungen angeboten
und zeitliche Freiräume dafür
geschaffen werden.“
Udo Beckmann, Bundesvorsit­
zender des Verbandes Bildung
und Erziehung (VBE), sieht
ebenfalls Verbesserungspoten­
zial bei der Digitalisierung von
Schule: „Unsere imMai veröf­
fentlichte forsa-Umfrage zeigt
deutlich, dass Ausstattung und
Infrastruktur dringend verbes­
sert werden müssen. Was da­
bei aber nicht vergessen wer­
den darf, ist die Fortbildung
der Lehrkräfte, denn sie sehen
die Vorteile des Einsatzes digi­
taler Endgeräte, können diese
aber aufgrund fehlender aus­
gearbeiteter pädagogischer
Konzepte noch nicht einsetzen.
Leitlinie muss aber der Primat
der Pädagogik sein, sodass die
Digitalisierung nur da Einzug
ins Klassenzimmer halten darf,
wo sie auch einen tatsächli­
chen Mehrwert bringt. Außer­
dem wichtig ist, dass insbeson­
dere Schulleitungen besser
dabei unterstützt werden, Ver­
waltungsvorschriften, wie die
EU-Datenschutz-Grundverord­
nung, umzusetzen.“
blickpunkt
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