dbb magazin 6/2019 - page 26

jugend
Gedenkstättenseminar in Nürnberg
Gegen das Vergessen
Gegen das Vergessen – in diesem Jahr fand das
Gedenkstättenseminar der dbb jugend vom 17.
bis 19. Mai 2019 nicht wie in den letzten beiden
Jahren in Berlin, sondern in Nürnberg statt. Wäh­
rend der Zeit des Nationalsozialismus veranstal-
tete die NSDAP dort ihre Reichsparteitage.
Außerdem wurden dort die so­
genannten Nürnberger Gesetze
beschlossen. Diese sollten den
Nationalsozialisten als Grund­
lage für die Ausübung ihrer an­
tijüdischen Gesinnung dienen.
Nach dem Ende des 2. Weltkrie­
ges entschieden sich dann die
Siegermächte dafür, die Ver­
handlungen gegen die Haupt­
kriegsverbrecher in Nürnberg
zu führen. Diese Prozesse sind
allgemein bekannt als „Nürn­
berger Prozesse“.
<<
Ursachen und Folgen der
Nazi-Gewaltherrschaft
Zu Beginn des Seminars am Frei­
tagnachmittag besuchte die
Gruppe das „Dokumentations­
zentrum Reichsparteitagsgelän­
de“ und erhielt eine ausführliche
Führung durch die Ausstellung
„Faszination und Gewalt“. Diese
informiert eingehend über Ursa­
chen, Zusammenhänge und Fol­
gen der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft. Dabei stan­
den jene Themen im Vorder­
grund, die einen Bezug zu Nürn­
berg aufweisen. Insbesondere
wurde durch die Ausstellung
deutlich, wie die Nationalsozia­
listen versuchten, die Individua­
lität des Einzelnen zu unterdrü­
cken, und wie durch Rassismus,
Populismus und gezielte Propa­
ganda deren grausame Ver­
brechen erst möglich wurden.
Am Vormittag des zweiten
Tages fand ein Argumentati­
onstraining gegen rechte und
populistische Sprüche durch
die „Mobile Beratung gegen
Rechtsextremismus Bayern“
statt. Bei der interessanten
Schulung wurden die verschie­
denen Formen von Rassismus,
Diskriminierung und Ausgren­
zung besprochen. Im Anschluss
wurden sehr nützliche Tipps er­
arbeitet, wie man mit schwie­
rigen und komplizierten Situa­
tionen umgehen sollte.
Am Nachmittag wurde das
„Memorium Nürnberger Pro­
zesse“ besucht, inklusive einer
Führung durch den Gerichts­
saal, in dem von 1945 bis 1946
gegen die Hauptkriegsverbre­
cher verhandelt wurde. The­
matisiert wurden dabei der
konkrete Ablauf der Prozesse
sowie allgemein die Wichtig­
keit von fairen Prozessen und
die Notwendigkeit von inter
­
nationalen Gerichtsbarkeiten.
Die Nürnberger Prozesse waren
die ersten auf internationaler
Ebene geführten Prozesse, bei
denen die Vertreter eines zum
Zeitpunkt ihrer Taten souverä­
nen Staates für ihr Handeln zur
Rechenschaft gezogen wurden.
Die von den Alliierten ange­
wandten Grundsätze gingen
als die sogenannten „Nürn­
berger Prinzipen“ in das Völ­
kerrecht ein.
Am dritten und letzten Tag
sah die Gruppe in einer Füh­
rung die noch vorhandenen
Bauwerke des ehemaligen
Reichsparteitagsgeländes.
<<
Bauwerke als Zeugen
des Nazi-Größenwahns
Dabei wurde den Teilnehme­
rinnen und Teilnehmern das
Ausmaß des Gigantismus, des
Größenwahns und der minu­
ziös geplanten Propaganda der
Nationalsozialisten bewusst.
Beispielhaft sei hier die riesige,
noch nicht fertiggestellte Kon­
gresshalle genannt, die 50 000
Menschen Platz bieten sollte
und nur für eine einzige Rede
Hitlers pro Jahr im Rahmen der
Reichsparteitage gedacht war.
Auch das Zeppelinfeld mit der
dazugehörigen Tribüne veran­
schaulicht, wie die NSDAP vor­
ging, um riesige Menschen­
massen zu manipulieren.
Auch in 2019 ist erschrecken­
derweise immer noch ein ver­
stärktes Aufkommen rechter
Kräfte, Parteien, Populismus
und Extremismus im Allgemei­
nen festzustellen. Durch das
Seminar zeigte sich eindringlich,
welche schlimme Folgen Rassis­
mus, Populismus, Ausgrenzung
und Diskriminierung haben
können. „Wir alle gemeinsam
sind in der Pflicht, diesen Kräf­
ten entgegenzuwirken und in
der Verantwortung die Men­
schenrechte, die Demokratie
und ein friedliches Miteinander
zu wahren“, waren sich die Teil­
nehmerinnen und Teilnehmer
des Seminars einig.
<<
Gigantismus und Größenwahn der Nazis besichtigten die Seminarteil­
nehmenden auf dem ehemaligen Reichsparteitagsgelände in Nürnberg.
<<
Beim Argumentationstraining gegen rechte und populistische Sprüche
befasste sich die Gruppe auch mit den verschiedenen Formen von Rassis­
mus, Diskriminierung und Ausgrenzung.
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