Psychische Erkrankungen Gesund arbeiten, Vorurteile abbauen Berufsspezifische Belastungen und psychische Gesundheit stehen in einem engen Zusammenhang. Doch Betriebe können Fehlentwicklungen gezielt vorbeugen. Routinedaten zur Arbeitsunfähigkeit der circa 4,6 Millionen bei einer Betriebskrankenkasse (BKK) versicherten beschäftigten Mitglieder ermöglichen einen Blick auf den Zusammenhang von Arbeit und psychischer Gesundheit. Im Fokus steht hier das berufliche Tätigkeitsfeld der Beschäftigten und die krankheitsbedingten Fehlzeiten (Arbeitsunfähigkeits- oder AU-Tage) aufgrund psychischer Störungen. Im Schnitt konnten Beschäftigte im Jahr 2022 aufgrund psychischer Störungen an 3,4 Tagen krankheitsbedingt nicht arbeiten. Das entspricht 15,3 Prozent der insgesamt 22,6 AU-Tage je Beschäftigten im genannten Jahr. Gleichzeitig gehen aber nur 4,6 Prozent aller AU-Fälle auf diese Krankheitsart zurück. Psychische Störungen sind also ein im Verhältnis zu anderen Erkrankungen eher seltener Grund für eine Arbeitsunfähigkeit. Allerdings sind diese wenigen Fälle meist mit langen Ausfallzeiten verbunden. Die durchschnittliche Falldauer liegt bei 40,4 Tagen. Hohe Belastung in Pflege und Erziehung AU-Tage aufgrund psychischer Störungen variieren in Abhängigkeit von der beruflichen Tätigkeit: Während Beschäftigte in der Altenpflege mit 7,3 AU-Tagen einen mehr als doppelt so hohen Wert wie der Durchschnitt aufweisen, beträgt dieser beispielsweise bei Pilotinnen und Piloten mit knapp unter einem AU-Tag je Beschäftigten weniger als ein Drittel des Durchschnittswerts aller Beschäftigten. Die Ursachen für diese Unterschiede liegen unter anderem in den tätigkeitsspezifischen Belastungen und Beanspruchungen. Vor allem in den Gesundheits-, Sozial- und Erziehungsberufen finden sich überdurchschnittlich viele AU-Tage aufgrund dieser Krankheitsart. Die genannten Berufe verbindet ein hohes Maß an zwischenmenschlicher Interaktion, die mit einer teils deutlich erhöhten Stressbelastung einhergeht. Diese Tätigkeiten werden zudem häufig im Schichtdienst und vorrangig von Frauen ausgeübt. Neben dem Vergleich der Kennzahlen zwischen ausgewählten Berufsgruppen im Querschnitt, bietet ein Blick auf die Entwicklung der AU-Tage aufgrund psychischer Störungen für ausgewählte Berufsgruppen seit 2016 im Längsschnitt zusätzlichen Aufschluss. Durchweg ist erkennbar, dass die attestierten Krankheitstage sowohl insgesamt als auch in allen Berufen im Zeitverlauf zwischen 2016 und 2022 zugenommen haben. Diese Zunahme fällt jedoch sehr unterschiedlich aus: Während sich zum Beispiel bei den Beschäftigten in den IT-Berufen (+0,4 AU-Tage je Beschäftigten) und denen mit Lehr- und Forschungstätigkeit an Ziel ist, den Umgang mit psychisch erkrankten Kolleginnen und Kollegen von Vorurteilen zu befreien und zur Selbstverständlichkeit werden zu lassen. Model Foto: Koldunov/Colourbox.de PRÄVENTION 28 FOKUS dbb magazin | Januar/Februar 2024
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