Jahresgespräch mit der Bildungsministerkonferenz
Anstrengungen ausweiten und bestehende Strukturen gezielt nutzen
Der Bildungserfolg hängt weiterhin stark von der sozialen Herkunft ab. Ein qualitativ hochwertiges Bildungsangebot birgt jedoch immense Potenziale für die Chancengerechtigkeit.
Die dbb Bildungsgewerkschaften haben am 20. März 2025 mit der Bildungsministerkonferenz (BMK) diskutiert. Simone Fleischmann, stellvertretende Bundesvorsitzende des dbb und des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE), forderte Förderungen mit Augenmaß: „Es ist zwingend erforderlich, die Anstrengungen institutionsübergreifend auszuweiten. Dabei müssen bestehende Strukturen gezielt genutzt werden. Um die Wirksamkeit der Maßnahmen sicherzustellen, dürfen verschiedene Fördermaßnahmen nicht gegeneinander ausgespielt werden.“ Das Startchancen-Programm, das Schulen mit einem hohen Anteil sozial benachteiligter Schülerinnen und Schüler unterstützen und für mehr Bildungsgerechtigkeit sorgen soll, sei zwar ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung. „Aber der Blick in unsere Schulen und auch Kitas zeigt, dass der tatsächliche Bedarf um ein Vielfaches höher ist.“
Ausreichend Personal ist der Schlüssel für Bildungsgerechtigkeit
Susanne Lin-Klitzing, Vorsitzende des Deutschen Philologenverbands (DPhV) und Vorsitzende der dbb Fachkommission Schule, Bildung und Wissenschaft, legte den Fokus auf die kommunale Schulfinanzierung und den Digitalpakt: „Der im Grundgesetz verankerte Anspruch auf gleichwertige Lebensverhältnisse muss die Handlungsgrundlage bildungspolitischer Vorhaben darstellen. Der DigitalPakt 2.0 sieht in seiner aktuellen Ausgestaltung die hälftige Finanzierung der Vorhaben durch die Länder vor.“ Diese Finanzierung stelle allerdings eine erhebliche Hürde für finanzschwache Länder und Kommunen dar. Bestehende Unterschiede bei der Digitalisierung an Schulen und damit Chancenungerechtigkeiten würden dadurch nur verfestigt werden. Lin-Klitzing weiter: „Bildungsgerechtigkeit erfordert entschiedene Maßnahmen gegen den Lehrkräftemangel. Nur mit ausreichendem und qualifiziertem Personal können die Schülerinnen und Schüler bestmöglich gefördert und herkunftsbedingte Unterschiede überwunden werden.“
Fleischmann begrüßte grundsätzlich die wachsende Aufmerksamkeit für die frühkindliche Bildung, Erziehung und Betreuung. Davon zeugen die im Kontext des Übergangs von der Kita zur Schule diskutierten Sprachstandserhebungen. „Damit Tests nicht zum Selbstzweck werden oder den Schuleintritt unnötig verzögern, sind ausreichend Fachkräfte zwingend erforderlich, die sowohl die Erhebungen als auch die anschließende gezielte Förderung der Kinder sicherstellen. Allen Beteiligten muss bewusst sein, dass die Kolleginnen und Kollegen an Kitas und Schulen der Schlüssel für ein gerechtes Bildungssystem sind.“