Symposium des dbb in Köln

„Arbeitszeit neu gedacht“

„Einen Wandel in der Arbeitswelt“ konstatierte dbb Tarifchef Volker Geyer zu Beginn des dbb Symposiums am 25. Juni 2024 in Köln zum Thema „Arbeitszeit neu gedacht“.

Arbeitnehmende

Eindringlich schilderte Geyer die aktuelle Situation im Bereich des öffentlichen Dienstes. „Die Kernbegriffe hierbei lauten“, so Geyer, „Belastung, Entlastung und konkurrenzfähige Attraktivität. Wir müssen die Belastung analysieren, Formen der Entlastung finden, um so für die gegenwärtigen und zukünftigen Beschäftigten attraktiv zu bleiben.“ Dass dabei der vielzitierte Fachkräftemangel neuen Arbeitszeitformen oder gar Arbeitszeitverkürzungen enge Grenzen setzt, ließ Geyer nicht gelten. „Personalmangel setzt der Arbeitszeitdiskussion kein Ende, im Gegenteil, es macht sie erst so richtig notwendig. Wenn wir uns der Neugestaltung verweigern, obwohl sich um uns herum Arbeitswelt und Arbeitszeit ändern, werden wir im öffentlichen Dienst einen hohen Preis bezahlen.“

Im Dialog mit Wissenschaft und Politik

In der Erwartung, dass die Mitglieder für die Einkommensrunden des nächsten Jahres (TVöD und TV-L) auch Arbeitszeitforderungen erheben werden, war es Ziel des dbb, durch das Symposium einen Dialog in Gang zu bringen, der Möglichkeiten, Probleme und konkrete Modelle moderner Arbeitszeitgestaltung zum Thema hat. Im Dialog mit der Wissenschaft sowie unseren Tarifpartnern von VKA (Vereinigung der kommunalen Arbeitgeberverbände) und TdL (Tarifgemeinschaft deutscher Länder) wurde auf dem Symposium eine Diskussion begonnen, die nun sicherlich in den Fachgewerkschaften, Verwaltungen und Betrieben weitergeführt werden wird.

Um diese Diskussion von einer sachlichen Basis aus zu beginnen, hatte zunächst die Wissenschaft das Wort. Johanna Nold, wissenschaftliche Mitarbeiterin bei der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin, referierte über gesundheitliche Aspekte moderner Arbeitszeitregelungen. In ihrem Beitrag arbeitete sie akribisch die hohe und aktuell steigende Belastungssituation der Beschäftigten im öffentlichen Dienst heraus und machte auch deutlich, dass es in der aktuellen Debatte nicht allein um mehr oder weniger Arbeit gehen darf, sondern auch darum, dass die Arbeitszeit selbstbestimmter sein sollte. Schon dies habe sehr positive Auswirkungen. Anschließend stellte der an verschiedenen Universitäten sowie dem Institut für sozialwissenschaftliche Studien (ISF) tätige Arbeitssoziologe Dr. Norbert Huchler klar, dass, wer die Arbeitszeit verändern will, damit beginnen muss, die Arbeitsgestaltung zu verändern. Er warb für eine „Entschlackung“ der Arbeit, bei der neue Konzepte der Arbeitsforschung sehr hilfreich sein können.

Schließlich diskutierten dbb Tarifchef Volker Geyer, TdL-Geschäftsführer Markus Geyer und VKA Hauptgeschäftsführer Niklas Benrath engagiert und kontrovers über Möglichkeiten, Notwendigkeiten und Probleme, neue Arbeitszeitregelungen im Bereich von TVöD und TV-L zu implementieren. Hierbei wurde deutlich, dass das Thema Arbeitszeit hohe Relevanz hat, dass es aber nicht isoliert von anderen Aspekten der Gestaltung eines modernen öffentlichen Dienstes und moderner Arbeitsplätze bei Bund, Ländern und Gemeinden gesehen werden darf. Dazu gehört auch, wie Volker Geyer betonte, dass auch Bundes-, Landes- und Kommunalbeamte berechtigte Erwartungen an ihre Dienstherren haben. Sein Fazit: „Das Thema Arbeitszeit ist komplex und natürlich müssen Bedenken und Vorbehalte der Arbeitgeber ernstgenommen werden. Die Einbeziehung des Beamtenbereichs gehört unbedingt zum Arbeitszeitprojekt. Auch dort benötigen wir zukunftsfähige Lösungen – und da verbietet sich ein einfaches ‚Weiter so‘.“ Juliane Hielscher, die die Diskussion moderiert hatte, konnte am Ende mit Recht feststellen, dass Lösungen natürlich nur am Tariftisch gefunden werden können. Die Debatte, auch die mit den engagierten Zuhörerinnen und Zuhörern im Saal, habe jedoch gezeigt, dass es einen Bedarf gibt und Lösungen nicht unmöglich erscheinen.

Wie geht’s weiter?

Die Arbeitszeitdebatte ist jetzt offiziell eröffnet. Im September wird der dbb bis in den Oktober hinein bundesweit sieben Regionalkonferenzen durchführen und dabei eine intensive Forderungsdiskussion führen. Auch zum Thema Arbeitszeit. „Dann gibt’s den Forderungsbeschluss am 9. Oktober 2024 in Berlin“, erläuterte dbb Tarifchef Geyer den Fahrplan. „Wer dann jedoch denkt, der Rest wird ein Selbstläufer, der irrt sich. Wir haben heute in Köln eine gute sachliche Basis gelegt. Aber wenn wir auch in Sachen Arbeitszeit etwas erreichen wollen, werden wir uns im nächsten Frühjahr erneut aktionsfähig zeigen müssen.“

In der nächsten Ausgabe des tacheles werden wir ausführlich über das Symposium berichten.

 

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