Branchentage von DBSH, GeNi und SLV im VBE
Eine Finanzspritze für die Beschäftigten muss her
Die Branchentage zur Einkommensrunde der Länder mit den Fachgewerkschaften des dbb beamtenbund und tarifunion werden auch in der Urlaubssaison nicht gestoppt.
Die Soziale Arbeit kam mit den Mitgliedern des Deutschen Berufsverbands für Soziale Arbeit (DBSH) am 7. Juli 2021 zu Wort. Am 8. Juli 2021 haben Kolleginnen und Kollegen der Unikliniken und des Maßregelvollzugs aus Niedersachsen aus der GeNi – Gewerkschaft für das Gesundheitswesen mit Volker Geyer, dbb Fachvorstand Tarifpolitik, diskutiert. Die Beschäftigten des Bildungsbereichs, die sich im Sächsischen Lehrerverband (SLV im VBE) organisieren, haben ihre Forderungen am 14. Juli 2021 zur Diskussion gestellt. Alle Diskutanten waren sich der Schwierigkeiten durch die Corona-Pandemie bewusst, sahen aber gleichzeitig auch die steigende Inflation. Hier müsse eine gerechte finanzielle Aufwertung geschaffen werden, so die einhellige Meinung.
DBSH: Die hohe gesellschaftliche Verantwortung muss sich in der Bezahlung wiederfinden
Beim DBSH-Branchentag zeigte sich, dass die Corona-Pandemie einmal mehr offenlegt, woran es im Bereich der Sozialen Arbeit hakt. Schon zuvor fehlte es an ausreichend Personal, Beratungsräumen und technischer Ausstattung. Coronabedingt fanden kaum Präsenztermine im Jugendamt oder Hausbesuche statt. Die dringend erforderlichen Angebote an Homeoffice-Lösungen oder Schulungen für Online-Beratungen gab es für die Beschäftigten kaum, sodass die notwendige Beziehungsarbeit mit den Klientinnen und Klienten erheblich erschwert wurde. Infolgedessen stieg wiederum der Bedarf an Hilfesuchenden stark an.
In der Sozialen Arbeit wird laut der Beschäftigten tagtäglich eine gesellschaftlich unverzichtbare und komplexe Arbeit geleistet, die nicht nur mit warmen Worten gewürdigt werden darf. Es seien dringend Investitionen sowohl bei den Arbeitsbedingungen, als auch beim Entgelt nötig – nicht noch weitere Einsparungen.
„Die Kolleginnen und Kollegen in der Sozialen Arbeit sind für die Schwächsten in der Gesellschaft eine unverzichtbare Stütze. Gerade in Zeiten der Pandemie hat sich gezeigt, wie groß der Bedarf in der Bevölkerung und wie schlecht insbesondere die personelle Ausstattung ist. Die Bezahlung der Beschäftigten in der Sozialen Arbeit muss endlich an die hohe gesellschaftliche Verantwortung und die Komplexität der Arbeitsanforderungen angepasst werden“, so dbb Fachvorstand Tarifpolitik, Volker Geyer, zum Abschluss des Branchentags.
GeNi: Klatschen ist nett, reicht aber nicht
„Wir freuen uns natürlich über den Applaus, den wir Beschäftigte des Gesundheitsbereichs erhalten“, fasste Jens Schnepel, 1. GeNi-Vorsitzender, die Gemütslage der Kolleginnen und Kollegen der Unikliniken und des Maßregelvollzugs in Niedersachsen zusammen und fährt fort: „Applaus ist Balsam für die Seele. Aber wir brauchen auch dringend Balsam für unsere Geldbörsen!“ Ohne eine deutliche Entgelterhöhung könnten die Beschäftigten nicht gehalten werden. Die bereits jetzt bestehenden großen Nachwuchsprobleme – nicht nur in der Pflege, sondern zum Beispiel auch im Bereich der Medizintechnik, der Werkstätten und der Küchen – seien nur durch attraktivere Arbeitsbedingungen zu entschärfen.
Ein großes Problem stelle auch die von der Tarifgemeinschaft deutscher Länder (TdL) geschaffene Zweiklassengesellschaft beim Pflegepersonal dar, betonte Geyer: „Während das Pflegepersonal an den Unikliniken mehr als 120 Euro monatlich als Pflegezulage bekommt, wollen die Länder diese Zulage bisher nicht an das Pflegepersonal im Maßregelvollzug, in Justiz- und anderen Landeskrankenhäusern zahlen. Eine Begründung für diese Ungerechtigkeit kann die TdL nicht liefern.“ Es sei absolut verständlich, dass die GeNi-Mitglieder hier eine Gleichstellung des gesamten Pflegepersonals fordern, sagte der dbb Vize.
Dauerthemen und Dauerärgernisse sind natürlich insgesamt der Personalmangel und die unterbesetzten Schichten. Rückholen aus dem Frei, keine verlässlichen Dienstpläne, kein planbares Frei und ständiger Zwang zum Schichttausch gehen zulasten der Gesundheit. Wenn da nicht drangegangen wird, wird der so genannte Pflexit – der Ausstieg aus dem Pflegeberuf – ungebremst fortschreiten. Schon die hohe Teilzeitquote im Gesundheitsbereich ist ein Alarmzeichen. Sie ist vor allem in der körperlich anstrengenden Arbeit begründet, die in Vollzeit nicht mehr zu leisten ist.
SLV im VBE: Arbeiten am Limit darf kein Dauerzustand mehr sein
Natürlich beherrschte Corona die Thematik beim Branchentag des SLV im VBE. Der plötzliche, pandemiebedingte Wechsel vom Präsenzunterricht in digitale Formate und das Wechselmodell verlangten von allen Beschäftigten größtes Engagement, Kreativität und Flexibilität. Vieles musste in Eigenregie privat und nebenher organisiert werden, so dass eine klare Abgrenzung von Arbeits- und Freizeitphasen oftmals nicht möglich war.
Die Vertreterinnen und Vertreter des SLV fordern gerade vor diesem Hintergrund einen Tarifabschluss deutlich oberhalb der Inflationsrate, ebenso wie die stufengleiche Höhergruppierung. Zudem stößt die Verzögerungstaktik der Länder bei der Weiterentwicklung der Lehrkräfte-Entgeltordnung auf großes Unverständnis. Hier müsse endlich ankommen, dass „Bildung nur mit uns“ funktioniert, fasste Jens Weichelt die Situation zusammen. „Während der Corona-Pandemie wird der hohe Stellenwert eines funktionierenden öffentlichen Dienstes deutlich. Die Zeit der Schulschließungen eröffnete vielen Menschen eine neue Sicht auf Selbstverständlichkeiten. Bildung und Erziehung junger Menschen gelingen eben am besten mit den dafür ausgebildeten Experten – Lehrerinnen und Lehrern. Attraktive Arbeitsbedingungen und Bezahlung sind die Grundvoraussetzungen für motivierte Beschäftigte und die dringend notwendige Nachwuchsgewinnung“, so der SLV-Landesvorsitzende.
Volker Geyer betonte: „In der Pandemie brachte der Personalmangel die Beschäftigten im Schulbetrieb oft an ihr persönliches Limit und darüber hinaus. Diese herausragende Arbeit muss anerkannt werden, vor allem in finanzieller Hinsicht. Nur dann gewinnt man die dringend benötigten Nachwuchskräfte. Die Kolleginnen und Kollegen erwarten hier zu Recht eine spürbare Bewegung seitens der Arbeitgeber. Denn diese sollten nicht ihre große Verantwortung gegenüber ihren Beschäftigten vergessen, der sie sich in der anstehenden Tarifrunde stellen müssen.“