Einkommensrunde Bund und Kommunen
Geyer: „Viele Kolleginnen und Kollegen sind überlastet“
Im Interview mit der WirtschaftsWoche erklärt dbb Tarifchef Volker Geyer, warum die Forderung nach mehr freien Tagen gerade bei Personalmangel sinnvoll ist.
Drei freie Tage zusätzlich für die Beschäftigten: Das fordert der dbb in der Einkommensrunde des öffentlichen Dienstes von Bund und Kommunen, die im Januar beginnt. Im Interview mit der WirtschaftsWoche stellte dbb Verhandlungsführer klar, dass diese Forderung nicht im Widerspruch zum besorgniserregenden Fachkräftemangel steht: „Viele Kolleginnen und Kollegen sind überlastet und schieben einen Berg von Überstunden vor sich her. Das kann man den Beschäftigten nicht auf Dauer zumuten. Im Übrigen tragen auch zusätzliche freie Tage dazu bei, die Attraktivität des öffentlichen Dienstes für Arbeitnehmer zu erhöhen.“
Mittlerweile fehlen dem öffentlichen Dienst 570.000 Beschäftigte. „Um mehr Menschen für den öffentlichen Dienst zu interessieren, müssen wir im Vergleich zur Privatwirtschaft wettbewerbsfähige Löhne zahlen“, erklärte Geyer mit Blick auf die Einkommensforderung nach 8 Prozent mehr. Auch in Sachen Zeitsouveränität sieht der dbb Vize einigen Nachholbedarf: „Es gibt im öffentlichen Dienst anders als in der Privatwirtschaft keine flexiblen Arbeitszeitenkonten. Wir fordern flexible – und langfristige – Zeitkonten für die Beschäftigten. Es soll beispielsweise möglich werden, Lohnzuwächse oder Zulagen in zusätzliche freie Zeit umzuwandeln.“
Hinsichtlich der Finanzierung der besseren Arbeitsbedingungen zeigte sich Geyer wenig besorgt: „Der deutsche Staat ist nicht arm, seine Steuereinnahmen haben mittlerweile die Grenze von einer Billion Euro pro Jahr überschritten. Es kommt auf die Prioritätensetzung an. Es ist so viel Geld im Staatssäckel wie nie zuvor.“ Deshalb sei es auch für den dbb ganz klar, dass ein möglicher Tarifabschluss zeitgleich und systemgerecht auf Besoldung und Versogung des Bundes übertragen werden müsse. Geyer: „Ein Sonderopfer der Beamtinnen und Beamten ist für uns nicht verhandelbar.“