Neunter Altersbericht der Bundesregierung
Vielfältige Lebensrealitäten
Deutschland muss sich auf eine steigende Zahl von Älteren einstellen. Die dbb bundesseniorenvertretung fordert einen gerechten Umgang der Generationen miteinander.
"Alt werden in Deutschland - Vielfalt der Potenziale und Ungleichheit der Teilhabechancen" – so lautet der Titel des Neunten Altersberichts der Bundesregierung, der am 8. Januar 2025 vorgestellt wurde. Neben der demografischen Entwicklung und einer Prognose der Zunahme der Zahl Pflegebedürftiger auf bis zu 7,6 Millionen im Jahr 2055 konzentriert sich die Studie auf Diversität. Ältere Menschen leben in Deutschland so vielfältig wie nie zuvor, bringen sich ein und sind aktiv bis ins hohe Alter. Allerdings müssen sie teils hohe Hürden überwinden, um am gesellschaftlichen Leben teilhaben zu können. „Die derzeitige Sozialgesetzgebung, etwa die Regelungen zur Altenhilfe SGB XII, ist nicht geeignet, gesellschaftliche Teilhabe Älterer zuverlässig zu ermöglichen. Dass der Altersbericht hier Reformen hin zu verbindlichen sozialen Standards und einer verlässlichen finanziellen Grundlage fordert, eröffnet Chancen auf mehr Generationengerechtigkeit“, zeigte sich dbb Seniorenchef Klitzing überzeugt.
Frauen tragen weiterhin das größte Risiko, im Alter von Armut betroffen zu sein. „Es ist höchste Zeit, dass wir Frauen in der Pflege systematisch entlasten“, appellierte Milanie Kreutz, Vorsitzende der dbb bundesfrauenvertretung. „Der Altersbericht stellt fest, dass die Familienpflegezeit dringend mit Lohnersatzleistungen ausgestattet werden muss – das fordern wir schon seit Jahren.“
Der Bericht zeigt, dass Teilhabechancen sozial ungleich verteilt sind. Es bedarf besonderer Aufmerksamkeit, um gleichberechtigte und selbstbestimmte Teilhabe für alle älteren Menschen sicherzustellen. Horst Günther Klitzing betonte, dass das Schwerpunktthema Ageismus ein echter Gewinn für den Altersbericht sei. „Auf die oft versteckten kleinen Altersdiskriminierungen im Alltag hinzuweisen, schärft hoffentlich den Blick einer breiteren Öffentlichkeit. Ageismus findet an Supermarktkassen, im Straßenverkehr, bei Behördengängen und überall da statt, wo sich Alte und Junge begegnen. Die dbb bundesseniorenvertretung fordert deshalb schon seit Langem, das Thema Barrierefreiheit im öffentlichen Raum wie in der digitalen Welt konsequent zu durchdenken und umzusetzen.“
Alt werden in Deutschland sollte bedeuten, das Leben so lange wie möglich nach den eigenen Vorstellungen gestalten zu können. Die scheidende Bundesseniorenministerin Lisa Paus sagte bei der Vorstellung des Berichts, dass es wichtig sei, das Erreichte in den kommenden Jahren weiter auszubauen. „Wer die notwendigen materiellen Verbesserungen Älterer angehen will, sei es bei Rente, Gesundheitsversorgung oder Pflege, muss die Gerechtigkeit zwischen den Generationen im Blick behalten“, so Klitzing.
Hintergrund: Seit 1993 wird in jeder Legislaturperiode ein Bericht zur Lage der Älteren in Deutschland verfasst. Der jetzt vorgelegte Neunte Altersbericht hat als seniorenpolitisches Schwerpunktthema die Vielfalt der Lebenssituationen und die Teilhabemöglichkeiten von älteren Menschen in den Mittelpunkt gerückt. Der Bericht beleuchtet die Lebensbereiche materielle Sicherheit, Erwerbsarbeit, Sorgearbeit, Gesundheit, Wohnen, Engagement, politische Beteiligung und soziale Beziehungen.