dbb Podcast „DienstTag“ – Folge 22: Die Straßenbahnfahrerin
„Vor allem Frauen bewerben sich bei uns kaum noch“
Für Michaela Wenzel war Straßenbahnfahrerin schon immer DER Traumberuf. Darum versteht sie auch nicht, warum es inzwischen so schwer ist, Nachwuchs für den Beruf zu finden.
Seit 2016 ist die 51-jährige Berlinerin auf dem Streckennetz der Hauptstadt unterwegs: Betriebshof Weißensee, Einsatzgebiet City. „Die vielen Touristen, die wir durch die Stadt fahren, aber auch die Vielfalt der Charaktere und Kulturen bei uns im Betrieb. Was man da an Menschen kennenlernt. Das ist mein absoluter Traumberuf“, erzählt Michaela Wenzel in der Januar-Ausgabe von DienstTag – Menschen, die Staat machen.
Natürlich läuft auch in ihrem Berufsalltag nicht alles perfekt. „Viele Berliner Radfahrer akzeptieren scheinbar keine roten Ampeln mehr. Fußgänger sind zu oft durch Handy oder Kopfhörer abgelenkt und immer mehr Autofahrer parken einfach in zweiter Reihe. Manche Touren sind schon extrem nervig“, klagt Wenzel. Außerdem nehmen auch Beleidigungen und Übergriffe durch Fahrgäste merklich zu. Aber die schönen Erlebnisse und Begegnungen überwiegen eindeutig. Etwa der kleine Junge, der vor einigen Jahren am 2. Weihnachtstag an die Tür der Fahrerkabine klopfte, um ihr eine selbstgebastelte Kerze zu schenken: „Danke, dass Du heute arbeitest und mich zu meiner Oma fährst.“ Michaela Wenzel versteht deshalb auch nicht, wieso die Bewerberzahlen und das Niveau immer weiter zurückgehen: „Vor allem Frauen bewerben sich bei uns kaum noch. Wir haben inzwischen einen extremen Nachwuchsmangel. Das führt so weit, dass immer öfter auch Züge ganz ausfallen und der Fahrplan ins Rutschen kommt.“