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Internationaler Tag des Ehrenamtes
Staat und Wirtschaft müssen Engagement stärken
Als wesentliche Stütze des Sozialstaates würdigte
der dbb Chef das ehrenamtliche Engagement in
der Bundesrepublik. Gleichzeitig warnte Ulrich
Silberbach am 5. Dezember 2018, dem interna
tionalen Tag des Ehrenamtes, davor, erfolgreiches
Ehrenamt als Legitimation für den Abbau staatli
cher Leistungen zu missbrauchen.
„Ohne das breite ehrenamtli
che Engagement der Bürge
rinnen und Bürger sähe die
gesellschaftliche Realität heu
te in vielen Bereichen düster
aus. Im Ehrenamt findet der
Staat eine wesentliche Stütze
gemeinnützigen Handelns“,
sagte Silberbach und verwies
auf die wertvolle Arbeit, die
engagierte Menschen Tag für
Tag in sozialen Bereichen wie
Kinder- und Jugendarbeit, in
den Kirchen, der Obdachlo
senhilfe, in Altersheimen und
Pflegeeinrichtungen, im Be
reich Migration und Integrati
on, in Vereinen und nicht zu
letzt in den Gewerkschaften
leisten. Mehr als 14 Millio
nen Menschen engagier
ten sich aktuellen Sta
tistiken zur Folge
regelmäßig ehren
amtlich, rund 25
Prozent davon
im Kinder- und
Jugendbereich.
„Die rund fünf
Milliarden Stun
den, die dabei
jedes Jahr geleis
tet werden, kommen der ge
samten Gesellschaft zugute
und entlasten natürlich auch
den Staat“, so Silberbach.
Dabei dürfe aber nicht außer
Acht gelassen werden, dass die
unterstützten Einrichtungen
mehrheitlich von
Zuwendungen
der öffentli
chen Hand
abhängig
seien,
wäh
rend
Un
ternehmens- und Stiftungs
gelder eine relativ geringe
Rolle spielten. Fast allen Ein
richtungen mangele es laut
„Generali Engagementatlas“
an Planungssicherheit und an
finanziellen Mitteln, wofür in
erster Linie auslaufende Pro
jektförderungen und der allge
meine Rückgang öffentlicher
Unterstützung verantwortlich
gemacht werden. „Damit ist
der Staat gefragt, ein funktio
nierendes Ehrenamt nicht als
Ausrede für den Rückzug staat
licher Leistungen aus der Flä
che zu missbrauchen. Auch die
Wirtschaft muss ihrer gesell
schaftlichen Verantwortung
besser gerecht werden und
sich stärker finanziell enga
gieren.“
Der internationale Tag des
Ehrenamtes wurde 1985 von
den Vereinten Nationen ins
Leben gerufen.
Fachkräftemangel
Der Wettbewerb verschärft sich
Der dbb Bundesvorsitzende Ulrich Silberbach hat Maß
nahmen gefordert, um dem Nachwuchsmangel im öffent
lichen Dienst zu begegnen. Zu deren Finanzierung sei auch
ein langsamerer Schuldenabbau denkbar.
„Uns fehlen mehr als 200 000
Menschen im öffentlichen
Dienst“, sagte der dbb Chef
im Interview mit dem Kölner
Stadt-Anzeiger (Ausgabe vom
4. Januar 2019). Betroffen seien
beispielsweise die Bereiche In
nere Sicherheit, Bildung und
Gesundheit. „Der Wettbewerb
um Arbeitskräfte verschärft
sich durch den demografischen
Wandel. Hier hat der Staat zu
wenig Vorsorge betrieben. Auf
einem ausgedünnten Arbeits
markt müssen wir immer
schärfer um immer weniger
Nachwuchskräfte konkurrie
ren.“ Dabei gebe es durchaus
die Bereitschaft bei geeigneten
Kandidatinnen und Kandida
ten, in den öffentlichen Dienst
zu gehen. „Immer mehr junge
Menschen sagen sogar, dass
sie gerne dem Gemeinwohl
dienen möchten“, bekräftigte
Silberbach. „Die staatlichen
Dienstherren begehen aber
den Fehler, ihnen keine Pers
pektive zu bieten. Das schreckt
viele ab. Wir fordern ein sofor
tiges Ende aller sachgrund
losen Befristungen.“
Bei den Ein
kommen müsse
der Abstand zur Pri
vatwirtschaft mindestens
verringert werden. „Die Politik
muss dem öffentlichen Dienst
zudemWertschätzung und
Vertrauen entgegenbringen.
Dass der Staatsdienst kaputt
gespart wird, schafft kein
Vertrauen und begeistert die
Menschen nicht dafür sich ein
zubringen“, so der dbb Bundes
vorsitzende. Dafür müsse mehr
Geld in die Hand genommen
werden. „Wir wollen ja keine
Neu
ver
schuldung.
Aber da ist Luft zu
sagen, wir bauen etwas weni
ger Schulden ab und investie
ren stattdessen in diesen Staat.
Personalmangel, Infrastruktur,
Digitalisierung, Pflege – das
sind Mammutaufgaben, die
wir nicht aus der Portokasse
finanzieren können. Der Schul
denabbau sollte zugunsten der
öffentlichen Versorgung abge
bremst werden.“
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dbb magazin | Januar/Februar 2019