dbb magazin 1-2/2019 - page 18

Zoll Bremerhaven
Hotspot Hafen
„Wirst du wohl!“ „Jetzt komm
schon, du Miststück!“ „Ver­
dammt! Hol mal den Vorschlag­
hammer!“ Der Ton an diesem
Donnerstagmorgen im Contai­
nerterminal Bremerhaven ist so
rau wie das Wetter. Drei junge
Männer mühen sich mit dem
„Miststück“ ab: eine Container-
tür, die nicht aufgehen will –
„verzogen, verkantet, verrostet,
irgendwas ist immer“. Aber die
Zöllner David Sander, Tom
Schulz und Tino Tschöpe müs­
sen das Transportgut kontrollie­
ren. Steht auf ihrer Liste, die im
eiskalten Wind flattert und
vom steten Nieselregen lang­
sam, aber sicher weich wird.
Schon kracht der Vorschlag­
hammer gegen den Stahl. Nach
drei beherzten Hieben öffnet
auch dieser Container die Tü­
ren: „Lachs“, bestätigt David
Sander und rümpft vielsagend
die Nase. Sein Atem dampft, es
ist ein Tiefkühlcontainer. Wirk­
lich nur Lachs? Auf einer Leiter
stehend, leuchtet Sander mit
der Stirnlampe an seinem Helm
den Innenraum aus, versucht,
Unregelmäßigkeiten in der
Packstruktur zu entdecken –
Lücken oder Hohlräume, in
denen sich etwa Taschen mit
Schmugglerware verstecken
könnten. Aber dieser Stahlkas­
ten scheint „sauber“ zu sein,
befinden die Kontrolleure und
verschließen die störrische Tür
mit vereinten Kräften und neu­
er Plombe. Sind wirklich Drogen
im Spiel, finden die Zöllner die
„Lieferung“ recht schnell, denn
die Methode der Wahl ist der­
zeit das so genannte „Ripoff-
Schmuggeln“: Taschen mit
Drogen oder anderem Schmug­
gelgut werden im Inneren des
Containers nahe der Tür abge­
stellt. „Vorteil hierbei ist der
schnelle Zugriff durch die jewei­
lige Kontaktperson“, erklärt Tim
Spreckelsen, der im für Kontrol­
len zuständigen Sachgebiet C
beim Hauptzollamt Bremen
den Kontrollraum 2 – Bremer­
haven – leitet. Der Abholer
muss den Container nur noch
kurz öffnen und sich die Tasche
greifen – „weg ist er!“ Oft liege
in der Tasche mit den Drogen
auch schon eine gefälschte
Plombe, die dann anstelle der
geknackten angebracht wird –
eine spurenlose Sache.
Geräuschvolles Rumpeln an der
Rückseite des Lachscontainers
weist den Weg zum zweiten
Team der Kontrolleinheit: Dort
schraubt Zöllner Hauke Roes,
Bremerhaven hat nur knapp 114000 Einwohner, ist aber der viertgrößte Containerhafen Europas.
Und ist neben Hamburg jene Stadt, über die das meiste Kokain aus Südamerika auf dem Seeweg
nach Deutschland und damit aufs europäische Festland gelangt. Die Kolleginnen und Kollegen vom
Zoll haben an diesem Hotspot alle Hände voll zu tun mit dem Kampf gegen den Schmuggel. Nicht
nur Drogen gilt es aus dem Verkehr zu ziehen. Auch Waffen, Alkohol, Zigaretten, Plagiate und andere
verbotene Waren – manchmal sogar Panzer – sollen hier heimlich über die Grenze geschafft werden.
Mit Kontrollen rund um die Uhr halten die Beamtinnen und Beamten dagegen.
reportage
<
Extremjob: Die Containerkontrolle ist Schwerstarbeit, vor allem, wenn
die mächtigen Stahltüren der Stahlriesen klemmen und die Zöllner mit
vollem Körpereinsatz ranmüssen – bei Wind und Wetter.
© Britta Ibald (9)
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